Trias
sie. Croy war es recht. Er mochte hübsche Frauen, die hart werden konnten.
»Wir sollten Sie am Flughafen aufhalten, Ihnen Angst einjagen.«
Kaum hatte Haintlova diesen Satz übersetzt, schnellte Croys Hand wie aus Reflex gegen das Kinn des Mannes. Sein Kopf kippte nach hinten, als sei das Genick aus Gummi. Croy griff nach ihm und zog ihn wieder in eine bequemere Position.
»Ich habe nicht viel Zeit, Freund. Woher kommt ihr? Wer sind eure Auftraggeber?«
Stockend begann der Mann zu reden. »Ich komme aus Usti nad Labem, bin Autoelektriker. Mein Freund wohnte ein paar Häuser weiter und hilft in einer Reifenwerkstatt aus. Wir haben nicht viele Aufträge. Manchmal treiben wir von Schuldnern Geld ein.«
»Was habe ich Ihnen denn geschuldet?«, fragte Croy spitz. Jana mühte sich um den gleichen Ton.
Der Mann sah ihn mit kalten Augen an. Dann sagte er etwas, was Croy erstaunte.
»Sie schulden uns vor allem Respekt. Alle Westler schulden uns Respekt.« Hass lag in seinen Augen. Er dachte, was in Tschechien viele dachten. Spätestens mit dem Eintritt Tschechiens in die EU fielen Firmen aus Österreich und Deutschland wie Heuschrecken in das kleine Land ein und drückten den stolzen Tschechen die westeuropäische Mentalität auf. Lange arbeiten für wenig Lohn. Croy wusste genau, was der Mann meinte. Erst kürzlich hatte er wieder gelesen, dass tschechische Angestellte westeuropäischer Firmen nicht mal ein Viertel von dem verdienten, was in Westeuropa für die gleiche Arbeit gezahlt wurde.
Croy schob das Thema weg und konzentrierte sich wieder. Er rutschte mit dem Stuhl ganz dicht an seinen Gefangenen heran. Jana folgte mit ihrem Stuhl.
»Wo waren Sie am 11. November, am frühen Abend, so gegen halb fünf?«
Der Mann sah zu Boden. Croy ließ ihm Zeit.
»Zu Hause«, sagte er schließlich. »Auf meinem Hof. Habe bestimmt ein Auto repariert.«
»Nelzete!«, keifte Jana Haintlova. »Lüg nicht!«
Der Tscheche schüttelte den Kopf. Croy legte Schmelz in seine Stimme.
»Also? Wo waren Sie?«
»Ich sagte Ihnen schon …« Jana übersetzte und sah dann mit einem bestimmten Blick auf Markus Croy.
»Sie waren in Deutschland«, sagte der Ermittler. »Besser gesagt, in der Nähe von Görlitz. Sie haben da nämlich etwas verloren. Ein Stückchen Banderole Ihrer heiß geliebten Zigaretten.« Er wartete, bis die Übersetzung angekommen war.
»Nein, nein, nein.«
»Und dort habt ihr einen deutschen Staatssekretär umgebracht. Mit tschechischem Sprengstoff. Aber in wessen Auftrag? Das frage ich mich die ganze Zeit, Guy.«
Croy nahm eine weitere Zigarette aus der Packung, hielt sie ihm hin - und zog sie sofort wieder zurück.
»Wenn du redest, kannst du sie bis zum Ende rauchen.« Doch der Mann blieb stur. Janas Übersetzung klang jetzt nach großer Ungeduld.
Croy flüsterte ihr etwas zu. Sie verließ sofort den Raum und kam nach kurzer Zeit mit einem gefüllten Wassereimer zurück. Sie stellte ihn Croy vor die Schuhe. Ängstlich sah der Tscheche auf die Szene.
Der Ermittler fragte nochmals.
Doch der Mann schüttelte nur den Kopf. Jana ging in Deckung.
Croy ergriff den Eimer, holte weit aus und schleuderte seinen Inhalt aus kurzer Distanz direkt in das Gesicht des Mannes. Der jaulte auf wie ein getretener Hund.
»Rede!«
Der Tscheche sah gar nicht gut aus. Die Unterseite seines Kinns war blau angelaufen, seine Kleidung völlig durchnässt. Er wimmerte wie ein Kleinkind am viel zu kalten Taufbecken.
Stotternd sagte er: »Es gibt da einen Mann … in München … Wer dieser Mann genau ist, weiß ich nicht. Und dann ist da noch ein anderer aus Dresden. Sein Name ist Hilpert. Sie sollen etwas mit dieser Sache zu tun haben.« Der Tscheche sprach das H des Namens aus wie ein hartes Ch. Sein Kinn sackte immer wieder zur Brust.
»Sollen? Was heißt das? Haben sie etwas damit zu tun oder nicht? Und welche Rolle spielst du dabei?« Croy sah garstig zu ihm hin, spielte weiter mit der Zigarette. Während die Sekretärin übersetzte, dachte er über den Münchner nach, den sein Delinquent nicht kennen wollte. Der Tscheche zuckte mit den Schultern und zeigte mit einem Finger auf die Kippe.
Croy steckte sie ihm zwischen die Lippen und entzündete sie. Ihr Rauch roch wie brennende Lumpen.
»Wenn Sie zugeben, bei dem Mordanschlag dabei gewesen zu sein, und mir die anderen Namen nennen, kann ich Sie vielleicht vor einer langen Haft bewahren. Wegen der Sache am Flughafen hat Sie der Staatsanwalt sowieso am Arsch. Ich tippe, dass
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