Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
Vom Netzwerk:
die Anklage auf versuchten Mord lauten wird. Oder, Jana?«
    Sie nickte, und während sie übersetzte, sah Croy dem Gefangenen in die Augen. Der hielt dem Blick nicht lange stand, sog nervös Rauch ein und blickte schnell auf die Pfützen unter sich.
    Croy packte das Kinn des Mannes und hob es an. Er hatte dessen tiefbraune Augen jetzt dicht vor sich. Er blickte in einen Abgrund voller Angst.
    »Rede …«, versuchte Croy es jetzt verschwörerisch leise. Jana bekam den Ton nur mit Mühe hin.
    »Ich bin kein Berufskiller. Ich habe eine Familie, eine kleine Werkstatt, meine Freunde. Was soll ich nur tun? Was soll nun werden?«
    Croy hörte gespannt auf das, was Jana übersetzte. Er atmete durch. Das klang nach Kooperation.
    »Was werden wird, sehen wir später. Sagen Sie mir jetzt, was Sie wissen. Und schön der Reihe nach.« Der Mann hatte in Croys Augen keinesfalls den Eindruck eines hart gesottenen Killers gemacht - eher den eines kriminellen Autoelektrikers, der Verhöre nicht gewohnt war und der etwas wusste, was ihn, Croy, brennend interessierte.
    »Ich weiß von Hilpert, dass er Staatssicherheitsagent in der DDR war. Von wem er den Auftrag bekam, weiß ich nicht. Wir haben die Sache in Görlitz nur ausgeführt. Wir waren Befehlsempfänger, mehr nicht. Glauben Sie mir doch endlich …« Ein Tränchen schwitzte aus seinen Augen. Er rieb die gefesselten Hände aneinander. Sie waren bereits stark angeschwollen.
    »Hast du die Zündschnüre zusammengebastelt? Als Autoelektriker weißt du ja, wie so was geht.« Einen kurzen Moment später nickte der Mann. Croy und Haintlova sahen sich bedeutsam an. Das Diktiergerät lief mit.
    »Ihr wart also zu dritt. Hilpert, du und dein Kumpan vom Flughafen.«
    Wieder bewegte der Mann den Kopf. Die Zigarette war heruntergeglüht und drohte ihm die Lippen zu verbrennen. Er versuchte sie auszuspucken, doch das Filterpapier klebte fest an seinen Lippen. Hilfe suchend sah er auf Croy. Der blieb bewegungslos.
    Dann bellte der Ermittler los:
    »Ich möchte ein deutliches Ja als Antwort hören. Habt ihr einen silbernen Audi mit einer Blitzertonne in die Luft gesprengt?!« Jana tat es ihm gleich, als sie übersetzte. Sie klang wie eine Marketenderin mit zu viel Ware.
    »Ano«, knickte der Tscheche ein. »Ja …«
    Croy streifte ihm den Stummel von den Lippen. »Gut«, sagte er und atmete durch. Er erhob sich für einen Moment und lief durch den Raum.
    Jana Haintlova beobachtete ihn dabei. Ihr war aufgefallen, wie oft der Ermittler einen unnachgiebigen Ausdruck in seine Stimme und Blicke legte; aber gleichzeitig bemerkte sie auch das Zittern seiner Hände, die verschwitzte Stirn und die Vibrationen, während er sprach. Er ist kein wirklich aggressiver Mann, dachte sie, eher einer, der diese Art des Verhörs zwar zu seinem Vorteil nutzt, einen starken, kräftigen Gestus hat, aber im Grunde einen sensiblen Kern. Das gefiel ihr, es machte ihn attraktiv und männlich.
    Croy setzte sich und rückte wieder ganz dicht an seinen Gefangenen heran.
    »Wie kam es zu dem Auftrag, mich am Flughafen zu erledigen? Wer ist dieser Kovarik?« Croy hoffte, dass es nun einfacher werden würde und der Mann rascher redete.
    »Er besorgte das Semtex aus Semtin.«
    »Einfach so? Mit dem Messer aus dem großen Block geschnitten?«
    »Da lagern mehr als hundert Tonnen, alte Armeebestände, längst abgeschrieben.«
    »Wer weiß davon?« Jana fuhr jetzt ein hohes Übersetzungstempo. Croy blickte anerkennend.
    »Wer es wissen will, weiß es«, antwortete der Tscheche.
    Croy stutzte kurz. Diese Antwort beunruhigte ihn.
    »Wie kam es zu dem Kontakt mit Kovarik?«
    »Hilpert und er trafen sich in einem Restaurant im Stadtteil Zizkov. Da war auch dieser Mann aus München dabei. Ich war nur der Chauffeur an diesem Tag.«
    »Wie sieht Kovarik aus?«, fragte Croy.
    »Groß, schlank, Mitte vierzig, Nase wie ein Haken …«
    Jana verkniff sich bei ihrer Übersetzung nur mühsam ein Lachen. Croy blieb ernst. Hakennasen, die Killeraufträge erteilten, amüsierten ihn nicht.
    »Und der Münchner?«
    »Blonder Zopf, vielleicht Ende dreißig, deutsches Gesicht wie ein Bandit …«
    »Was war denn Kovarik mein Tod wert?«
    Der Tscheche sah vorsichtig zu ihm hoch. Er zögerte mit einer Antwort. Croy verlor kurz die Geduld, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn durch.
    » Wie viel ?«
    Der Tscheche sah Hilfe suchend zu Jana. Sie blickte ungerührt zurück und übersetzte rasch.
    »Dreißigtausend Kronen …« Die Summe kroch

Weitere Kostenlose Bücher