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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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in den Hörer und nieste zum Abschied nochmals kräftig hinein. Die Lautsprecher reagierten mit erbärmlichen Klagegeräuschen.
    Croy erhob sich mit entschuldigendem Gesichtsausdruck. Becker winkte ab. »Sie kennen ihn ja. Mein halbwüchsiger Sohn würde dieses Verhalten cool nennen.«
    Croy verzog kurz die Mundwinkel. Er hielt das Wort durchgeknallt in diesem Moment für passender.
    Auf dem Weg ins Erdgeschoss stellte sich Jana Haintlova Croy in den Weg.
    »Gefangene wie er wollen rauchen. Ein beliebtes Druckmittel.«
    »Wie recht Sie haben«, grinste Croy. Sie drückte ihm ein Päckchen Sparta-Zigaretten in die Hand.
    »Er wird sie hoffentlich kennen«, sagte sie mit sybillinischem Unterton.

18
    BKA-Residentur, Prag, 18:30 Uhr
    Der Mann hatte mit der Kordel gekämpft, an ihr gezerrt und gerissen. Es hatte ihm nichts genützt. Schicksalsergeben saß er da, mit gesenktem Kopf, müde. Die welligen, öligen Haare hingen ihm strähnig über die Stirn. Auf dem dunklen Gesicht glitzerten Tropfen von Schweiß.
    Markus Croy öffnete eines der vergitterten Fenster, richtete den scharfen Schein der Schreibtischlampe auf den Tschechen, zog sich einen Stuhl heran und stellte das Diktiergerät auf Record .
    »What do you have to tell me, Guy?« Der Mann sah ohne Ausdruck auf sein Gegenüber. Er schüttelte den Kopf.
    »Cigarette?«
    Der Mann nickte. Croy schob ihm den Glimmstängel zwischen die Lippen, wo er bei jedem gierigen Zug auf und nieder wippte. Dann nahm er ihm die Zigarette wieder ab. Hautreste seiner Lippen klebten am Filter.
    Der Tscheche sah zu ihm hoch. Dann sagte er: »Mlouvim pouze cesky«, und grinste Croy herausfordernd an.
    Er spricht nur tschechisch? Im Wagen hatte er ihn noch verstanden. Croy dachte zur Strafe kurz über einen Schwinger nach. Zu früh, entschied er. Er rief durch die geöffnete Tür nach Jana, die kurz darauf die Treppen heruntergeeilt kam.
    »Der Mann braucht einen Dolmetscher.«
    Sie nickte freudig, zog sich einen Stuhl heran und erwartete die erste Frage. Doch zunächst wandte sich Croy ihr zu.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, Jana. Aber kann ich Ihnen vertrauen?«
    Sie sah ihn einen Moment lang verdutzt an, dann versicherte sie ihm: »Ja, das können Sie. Ich spiele in Ihrem Team.«
    Croys Augen spielten den Prüfer eines Wahrheitsseminars.
    »Gut«, sagte er schließlich und wandte sich seinem Gefangenen zu. Während er mit der Zigarettenpackung spielte, fragte er: »Mögen Sie überhaupt diese Sorte?« Jana übersetzte rasch.
    Das Braungesicht nickte freudig und sprudelte gleich los.
    »Sparta sind unsere besten Zigaretten. Ich rauche sie, seit ich fünfzehn bin. Müssen Sie unbedingt mal probieren.« Croy wartete die Übersetzung ab. Dann grinste er schief. Er versuchte sich in einer gewagten Schlussfolgerung.
    »Wissen Sie, vor ein paar Tagen gab es einen merkwürdigen Unfall in Deutschland, bei dem nicht nur eine Frau ihren Mann verlor, sondern unser Land auch einen Politiker. Am Ort des Geschehens fand man eine Sparta-Banderole. Heute komme ich in Prag an und werde von zwei Männern erwartet, die mir an den Kragen wollten. Einer von denen sitzt vor mir und ist ganz heiß auf diesen Tabak. Ich frage mich: Ist das alles nur ein Zufall?« Während der tschechischen Übersetzung sah Markus Croy seinem Gegenüber scharf ins Gesicht. So blickten sie sich einen Moment lang an.
    Als Antwort setzte der Mann einen weinerlichen Ton auf.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Sie haben doch, was Sie wollten. Ihn und mich, und nun spielen Sie doch nicht Ihre Stärke aus. Was weiß ich von Deutschland …«
    Es war genau so, wie Croy es von anderen Verhören gewohnt war. Der Täter war in die Opferrolle geschlüpft. Eine gern genutzte Taktik und ein häufiges Phänomen bei der Aufklärung von Gewalttaten.
    Croy versuchte dennoch die harte Tour.
    »Von wem habt ihr den Auftrag erhalten, mich abzufangen? Den Namen!«
    Jana spielte den Ton mit.
    Der Gefangene schüttelte nur schweigend den Kopf. Die Zeit hinkte irgendwohin. Croy kämpfte mit Ungeduld, blickte auf Beckers Assistentin. Sie zischelte: »Mluvite rychleji.« Freundlich klang das nicht. Wieder schwieg der Mann ein paar Sekunden lang. Schließlich fiel ihm ein Name aus dem Mund. »Kovarik.«
    »Wer ist das?«, fragte Croy.
    »Weiß ich nicht«, log der Mann.
    »Was genau war das für ein Auftrag?«
    »Nichts weiter … nichts … nichts …«
    Der Mann sprach jetzt so flüssig wie Schlamm.
    Jana wurde sauer.
    »Mluvite rychlej!«, fauchte

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