Trias
verbeugte er sich vor den beiden BKA-Beamten.
Kaltenborn wedelte mit einer Hand. »Schon gut, Saanigri. Was haben Sie für uns?« Der Marokkaner setzte sich in einen der Sessel und schlug die Beine übereinander.
»Es gibt ein paar wirklich interessante Neuigkeiten. Radio Prag vermeldete am gestrigen Abend ein inoffizielles Treffen einer amerikanischen Wirtschaftsdelegation mit Vertretern der tschechischen Regierung. Ein Kontaktmann in der Staatskanzlei von Präsident Roman Mokry spricht von einem getarnten Treffen der amerikanischen Sektion des FIES. Wissen Sie, was sich hinter diesem Kürzel verbirgt?«
Der V-Mann mit der Olivenhaut sah lauernd auf den BKA-Vize. Der spazierte gemächlich zu seinem persönlichen Ruhesessel, sank hinein und sagte so gleichgültig wie möglich: »Natürlich.« Dabei streckte er die Beine von sich und sah auf seine Schuhspitzen, die etwas staubig waren. Nach einer kurzen, aber wirkungsvollen Pause verfiel er in einen dozierenden Ton. »FIES ist das Federal Institute for Energy Source, ein elitärer Zirkel, eine reine Ansammlung von hervorragend ausgebildeten Machtmenschen. Sie mischen sich vor allem gern in die amerikanische Außenpolitik ein. Alle Auslandseinsätze der USA in den letzten Jahrzehnten sind vom FIES ideologisch vorbereitet worden.«
Der Marokkaner nickte anerkennend. Er konnte es sich leisten, an Kaltenborn Noten zu vergeben. Er war ein geschätzter Mittelsmann sowohl im Westen als auch bei den Arabern. Dass er, ein gläubiger Muslim, ein entfernter Verwandter des Ministerpräsidenten war, kam ihm dabei nur zugute. Ohne seinen Einfluss hätten in der Vergangenheit verschleppte deutsche Geiseln ihr Heimatland nie lebend wiedergesehen. Er war ein bisschen stolz darauf, in diversen Fällen Kontaktleute von Regierungen mit Lösegelderpressern zusammengebracht zu haben. Dass er dabei auch immer an sein eigenes Wohlergehen dachte, hielt er für mehr als gerechtfertigt.
Er sah mit Sympathie auf Kaltenborn, der gerade seine Beine neu ordnete, sein Jackett ablegte und über die Sessellehne hing.
»Ich darf ergänzen«, sagte Saanigri, »dass im Internet natürlich ein Dutzend Verschwörungstheorien kursieren. Eine davon lautet, dass sich das FIES mit der Bilderberg Group und der Trilateral Commission zu einem Elitenetzwerk zusammengeschlossen habe. Eine interessante Dreierkonstellation.« Der Informant zeigte einen bedeutungsvollen Blick.
»Die fiesesten Mächte der Welt unter sich«, kalauerte Kaltenborn. Der Fall Rumpf bekam eine unerwartet neue Spannung.
»Sie schustern sich gegenseitig Aufträge zu, verdrängen auf unelegante Art andere Mitbewerber, gründen Scheinfirmen, saugen weltweit Fördergelder ab und umgehen Embargos. Eine feine Gesellschaft, die insgesamt Hunderte Billionen Dollar schwer ist.« Der Marokkaner atmete durch. »Einerseits werden die jeweils führenden Politiker der Länder innerhalb dieser Netzwerke mit Posten geködert. Andererseits ist die Öffentlichkeit mittlerweile politisch völlig desinteressiert, apathisch und ernüchtert. Hier anhaltend hohe Arbeitslosenzahlen, dort Milliardengewinne. Deshalb hat es das FIES fast unbemerkt geschafft, mit seinen einflussreichen Fellows nicht nur in den USA personell bis in die Zentren der Macht einzurücken. Wie mir zu Ohren kam, ist die feine Gesellschaft dabei, auch Netzwerke in Europa zu installieren, und zwar vor allem in den Zentralen der Großkonzerne.«
Mit diesen Worten schlug er seine geheimnisvolle Mappe auf. Croy beugte sich neugierig nach vorn. Von einem Federal Institute for Energy Source hatte er noch nie etwas gehört. Er bemerkte, wie Kaltenborn auf den Whisky schielte, der unter seiner Schreibtischplatte durch die Flasche funkelte.
»Doch viel interessanter erscheint mir, dass es innerhalb des FIES rechtsradikale Netzwerke gibt, die Jahr für Jahr Millionen an Dollars für Neonazi-Organisationen in der ganzen Welt sammeln.« Saanigri hielt kurz inne. »Ich habe hier für Sie einige detaillierte Informationen über das merkwürdige Gebaren des Instituts und seinen Senior Fellow Thomas Gordon Spread zusammengetragen und aufgeschrieben. Verzeihen Sie das etwas gestelzte Deutsch. Es ist eine Übersetzung aus dem Englischen.« Er reichte die Papiere herum. »Lesen Sie bitte selbst.«
Kaltenborns Blick wirkte jetzt hektisch. »Hat FIES etwas mit den beiden Attentaten zu tun?«
Der Marokkaner legte den Kopf schief. »Ich meine, ja. Lesen Sie. Vielleicht beantworten Sie sich die Frage dann
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