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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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mit Wärmebildbrillen, gelangten sie beinahe geräuschlos in das Schlafzimmer von Emma Rumpf. Sie lag leise schnarchend auf der linken Körperseite.
    »Sie ist ja noch angezogen«, flüsterte Genie leise.
    Der Agent drehte sie vorsichtig auf den Rücken. In der linken Hand hielt er eine Maske mit einem Reservoir aus Metall. Betäubt von den Schlaftabletten bekam Emma davon nichts mit.
    Er hielt ihr das Gerät direkt über Mund und Nase. Dann entsicherte er einen winzigen Haken. Lachgas strömte aus, das Emma unfreiwillig einatmete. Ihr Atem wurde ganz flach.
    »Jetzt die Spritze«, flüsterte Genie. Sein Begleiter, Tarnname Pontius, ein Mann mit einer fleischigen Nase, fleischigen Lippen und verfetteten Wangenpartien, klappte ein schmales Etui auf. Das Spritzenbesteck bestand aus einer dünnen Kanüle, einem Kunststoffzylinder und dem Druckkolben. Rasch schob er alles ineinander und zog acht Milligramm des Hypnoticums Fabmarcian auf. Seine Hand zitterte dabei.
    »Menschenskinder, vorsichtig«, warnte Genie. Er schob behutsam einen Pulloverärmel von Emmas rechtem Arm bis zu ihrem Schulterblatt hoch.
    Pontius drückte der betäubten Emma behutsam die gesamte Injektion in den Oberarmmuskel. Zwar würde die Wirkung länger brauchen als eine intravenöse Injektion; doch beide Agenten hatten befürchtet, die Vene nicht zu treffen und den Stich danebenzusetzen.
    Sie warteten neben ihrem Bett.
     
    »Lass uns rauchen«, schlug Genie vor.
    »In ihrem Schlafzimmer?«, fragte Pontius.
    »Lass uns nach nebenan gehen«, antwortete Genie. Sie schlichen aus Emmas Privatgemach.
    »Hast du auch Durst?« Pontius nickte dem anderen zu.
    Die halbe Flasche Grauburgunder war im Kühlschrank schnell gefunden. Dass sie im Dienst waren, interessierte die Männer nicht. Sie sahen auf die Straßen vor dem Alexanderplatz hinunter, auf die verschwommenen Linien roter Rücklichter. Sie prosteten sich zu. Genie stieß kurz auf. Er sagte: »Wenn sie wieder aufgewacht ist, werden wir sie im Lagerhaus ausquetschen wie eine Zitrone. Wir müssen wissen, was sie weiß.«
    Pontius klickte mit seinem Daumennagel gegen das halbvolle Weinglas. »Wenn sie über die Aktivitäten ihres Ehemannes im Bilde war, was dann?«
    »Das muss Hans Strachow entscheiden. Er ist unser Boss.« Sie rauchten erneut und verloren sich in einem oberflächlichen Geplänkel über das Wetter und lästerten über Kollegen.
    Etwa dreißig Minuten waren vergangen.
    »Jetzt packen wir sie uns«, sagte Genie und grinste blöde. Als Pontius die völlig regungslose Emma Rumpf anhob, strich er ihr über den Kopf.
    »Hübsche Madam«, sagte er mit einem einfältigen Gesichtsausdruck. Während Genie vorausging und die Etagen absicherte, trug sein Partner die kaum noch atmende Emma über das Treppenhaus nach unten. Genie fuhr den Wagen seitlich dicht vor die Hauseingangstür. Sie legten ihr Opfer auf die Rücksitze des Autos, beachteten Emma Rumpf nicht weiter und besprachen während der Fahrt die Strategie ihres Verhörs.
    Als sie in der getarnten Lagerhalle im Berliner Westhafen angelangten, den Wagen stoppten und Pontius ihr Entführungsopfer heraushob, hatte er auf einmal ein mulmiges Gefühl.
    »Sie wirkt so leblos«, sagte er zu Genie.
    Er hielt Emma wie eine Braut, die er im nächsten Moment über die Türschwelle ins Glück hob.
    »Kaltes Wasser hilft immer«, knurrte Genie.
    Sie legten Emma Rumpf flach auf eine schmale Ledercouch, die in einem der quaderförmigen Büros an eine Wand geschoben stand.
    Pontius tätschelte ihr die Wangen. Keine Reaktion. Er hob sie über den Hals zu sich heran. Doch ihr Kopf kippte zurück, als hinge er an einem weichen Gummiband. Pontius presste ein Ohr dicht an ihren Mund. Sein Blick wurde plötzlich leer.
    »Ich spüre keinen Atem mehr«, sagte er mit Panik in der Stimme.
    »Ich hole Wasser«, beschwichtigte ihn Genie. Er kehrte kurze Zeit später mit einem halbvollen Wassereimer zurück.
    »Ich glaube, das nützt nichts mehr«, sagte Pontius tonlos.
    »Ach Quatsch!«, kreischte Genie hysterisch. »Wir haben alles richtig gemacht!« Erbarmunglos vergoss er den Inhalt des Eimers auf Emmas Gesicht.
    Pontius fühlte ihre Hände. Sie waren so kalt wie vereistes Glas.
    »Ich habe sie umgebracht«, murmelte er. »Ich habe sie umgebracht!«
    Genie stand mit hochrotem Kopf neben ihm und glotzte auf die Szene wie ein Autist.
    Emma Rumpf war bereits tot gewesen, als der graue Golf die getarnte Spedition erreicht hatte. Ein tödlicher Cocktail aus Alkohol,

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