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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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andere die Nachhut bildeten.
    Hilpert, der gerade dabei gewesen war, Revolver, Teile des Sprengstoffs und der Schnüre aus dem geheimen Fach unter der Decke zu verpacken, reagierte blitzschnell, riss den Arm mit der Waffe hoch und drückte zweimal ab. Er traf den ersten Mann des Einsatzkommandos direkt in den Brustkorb. Der kippte von der Wucht der 45er-Geschosse trotz seiner kugelsicheren Weste nach hinten weg; seine Kameraden eröffneten das Feuer und durchsiebten mit ihren Schnellfeuergewehren Wände, den Tisch und eines der Betten. Federn stoben aus der zerfetzten Bettdecke, wirbelten durch die Luft und legten sich wie die Blätter von weißen Kirschblüten auf den Boden. Hilpert war inzwischen in die benachbarte Küche gehechtet und hatte sich hinter der Tür verschanzt.
    »Kommen Sie mit erhobenen Händen da raus!«, rief einer der Männer des Kommandos und schob sich dabei langsam in Hilperts Richtung. Der stieß die Tür zu, die gegen die Beine seines Gegners prallte. Der Polizist drückte ab, und die Kugeln durchschlugen das Brett, als sei es aus Papier.
    Hilpert war am Bein getroffen, sprang aber dennoch zum Küchenfenster, riss es auf und zog sich im Moment an der Fensterbank hoch, als sich ihm der Lauf eines Schnellfeuergewehrs in den Rücken drückte. »Waffe fallen lassen!«, brüllte der Mann mit dem Gewehr. Hilpert parierte sofort.
    Seine Finger lösten sich vom Revolver, der mit lautem Krachen auf den Fliesen aufschlug. Er hob die Arme. Während der andere ihn schnell und professionell abtastete, fing Hilperts Körper unkontrolliert zu zittern an.
    Der Beamte zog ihn unsanft von der Fensterbank und presste ihn mit dem Gesicht gegen die Wand. Gleichzeitig drückte er Hilpert die Beine auseinander. Er schrie vor Schmerz auf.
    »Sie sind verhaftet wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung und des Verdachts auf vorsätzlichen Mord. Sie haben das Recht zu schweigen.«
    Während der Ex-Agent abgeführt wurde, durchsuchten zwei junge Beamte die Wohnung, sicherten Beweisstücke und entdeckten dabei die Klappe zu dem Geheimfach in der Wohnungsdecke.
    »Oh«, sagte er. »Der Mann braucht kein Verhör mehr. Der ist auch so fällig für lebenslänglich.« Sein Kollege fragte irritiert: »Wie meinst du das?«
    »Hier haben wir das gesamte Besteck für eine tödliche Operation. Wenn diese Beweise nicht ausreichen …« Er beschrieb dem Kommandoführer über ein winziges Ansteckmikrofon den eindeutigen Fund.
    »Bleiben Sie als Wachen oben. Wir kommen sofort.«
    Die Operation des Anti-Terror-Kommandos hatte nicht mehr als zwölf Minuten gedauert.
    Bis auf einen Wagen verließen die Einsatzkräfte mit blinkendem Blaulicht die Louisenstraße, bogen in die Görlitzer Straße ab und verschwanden so geordnet, wie sie auch gekommen waren.

11
    Prag, BKA-Residentur, 17:22 Uhr
    Während Croy die Grundrisse der Blaupausen vermaß, konnte er sich kaum konzentrieren. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu Hilpert und dem Einsatz der Antiterroreinheit. Er war nervös und trommelte mit einem metallenen Druckbleistift auf seinen Handrücken. Unterhalb der Stirn spürte er einen schmerzhaften Druck, als würden ihm winzige Daumen von innen gegen die Augen gedrückt.
    Er massierte seine Augäpfel mit den Mittelfingern, doch der Schmerz wurde immer unerträglicher. Er hatte das Gefühl, sie würden gleich herausspringen, und übrig blieben dunkle Löcher, in denen lose die Sehnen hingen.
    Ein leises Vibrieren in der Innentasche seines Jacketts riss ihn zurück in die Realität.
    Einsatz erfolgreich. Erwarte Rückmeldung. K.K.
    Kaum hatte er die kurze Nachricht gelesen, ließ auch der unsägliche Druck hinter seinen Augen nach. Croys Kopf klärte sich wieder.
    Er faltete die Blaupausen sorgfältig zusammen, griff nach seiner Waffentasche und verließ den Raum.
    Es war 17 Uhr 30 Uhr. Bis zum Treffen mit Storm vor der Tschechischen Nationalbank blieben ihm noch dreißig Minuten.
     
    Der Kontrast konnte kaum größer sein: Hier das im Stil des Art Noveaux 1902 erbaute prächtige Gemeindehaus mit seinen goldenen Verzierungen und dem Pulverturm - dort die steinerne Wucht des in den Dreißigerjahren errichteten Geldhauses.
    Es war bereits kurz nach 18 Uhr, als Croy endlich einen Parkplatz gefunden hatte. Er sah angespannt aus; sein Haar war immer noch zerwühlt, und um seine Augen lagen Schatten, die sich einstellen, wenn man in ein paar Tagen viel erlebt und wenig davon verarbeitet hat.
    Er spürte eine gewisse

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