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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Aggressivität und fühlte sich fremd in dieser Stadt. Nicht weit von ihm entfernt stand ein Mann in einem schwarzen Mantel, einem schwarzen Barrett auf dem Kopf und einer Zigarette in der Rechten. Croy näherte sich ihm bis auf wenige Meter. Im gleichen Moment drehte sich der Mann auf den Hacken um.
    »Ich spürte Ihren Atem«, rief ihm Storm zu.
    Als Erstes sah Croy das Pflaster neben Storms Schläfe. »Im Bad gestolpert?«, fragte der Ermittler feixend.
    Storm blieb bei der Wahrheit. »Man hat mich in der Slowakei in eine Falle gelockt«, sagte er zerknirscht.
    »Was haben Sie denn dort getrieben? Führen da Spuren unseres Falles hin?«
    »Nein, eine kurze Kur, war lange geplant.«
    »Aha«, antwortete Croy knapp. Er war mal wieder kurz davor, Storm verbal anzugehen. Doch stattdessen fragte er: »Wie viele waren es?«
    »Zwei Männer. Hatten sich als Kollegen von meinem Rentenverein ISOR angekündigt.«
    »Und das haben Sie geglaubt?«, fragte Croy erstaunt.
    »Ja, weil die Tradition nie durchbrochen wurde.«
    »Welche Tradition?«
    »In diesem speziellen Kurheim kurten schon vor dem Mauerfall aktive und inaktive Agenten des MfS. Es war und ist eine Art geschütztes Rückzugsgebiet.«
    »Oh«, antwortete Croy. »Man lernt nie aus. Davon weiß unsere Seite ganz sicher nichts.«
    »Offenbar doch«, sagte Storm jetzt grantig. »Die Schläger wussten, wo sie mich finden.«
    »Dass wir Sie um Mitarbeit baten, wissen meines Erachtens nur mein Chef und ich«, sagte Croy abwehrend. Reine Spekulationen, die zu nichts führten, dachte er.
    Storm sah aus, als überlege er.
    Croy ergriff abermals das Wort. »Kennen Sie einen Mann, der Hilpert heißt?« Er sah Storm direkt an.
    Der hielt gelassen seinem Blick stand. »Hilpert … Hilpert - ah: Meinen Sie Franz Hilpert?«
    »Kennen Sie mehrere Männer dieses Namens?«
    »Nein, aber es wird noch mehr geben. Reden Sie von dem früheren MfS-Agenten?«
    Croy nickte unmerklich.
    »Ich kenne einen Franz Hilpert aus derselben Abteilung innerhalb der Hauptverwaltung, der auch ich angehörte. Was ist mit ihm?«
    »Er steht im dringenden Verdacht, den Anschlag auf Rumpf geplant und ausgeführt zu haben.« Croy sah gespannt zu Storm hin.
    »Er war wie ich ein Optoelektroniker. Arbeitete nach der Wende für unsere russischen Freunde.« Storms Stimme war ganz ruhig.
    »Trauen Sie ihm so etwas zu? Und wer könnte ihn beauftragt haben? Russen, Ukrainer?«
    »Seine Kontakte dorthin waren gut genug. Ich könnte einen alten Freund beim FSB anrufen. Vielleicht weiß der ja mehr.« Croy sah, dass Storm zitterte. Die Luft hatte sich stark abgekühlt. Schneewolken trieben aus dem Osten heran. Von irgendwoher wehte eine Weihnachtsmelodie an ihrer beider Ohren.
    »Suchen wir uns ein warmes Café«, sagte Croy aufmunternd.
    »Nein«, bemerkte Storm nüchtern, »in Prag ist man nie allein. Zucker lockt Fliegen an, die lästig werden können. Wo steht Ihr Wagen? »
    Sie liefen schweigend den Weg zurück, den Croy zuvor gekommen war.
    Sein Begleiter ächzte ein wenig, als er neben ihm im Sitz versank.
    »Mögen Sie Prag?«, fragte Storm.
    Croy dachte kurz nach. »Die Stadt kommt mir mitunter so vor, als zöge sie sich für ihre Besucher extra unmodern an.«
    »Schön gesagt«, antwortete Storm. »Fahren wir in Ihre Unterkunft und reden dort weiter über Hilpert.« Sein Ton klang, als dulde er keinen Widerspruch.
    »Das ist gut«, antwortete Croy ehrlich. »Besorgen wir uns doch vorher eine Flasche Whisky, Baguettes, Käse, Trauben und Tomaten. Was meinen Sie?« Croy hoffte insgeheim, Storm werde nach ein paar Gläsern Whisky gesprächiger sein als bei ihrem ersten Treffen in Berlin.
    In der Tat wirkte er begeistert und zog ein Päckchen Zigaretten aus der Manteltasche. Als sich sein Mantel bewegte, zog wieder dieser Geruch von Thymian und Minze zu Croy herüber.
    Eine vage Hitze stieg in ihm hoch. Er fuhr jetzt unkonzentriert.
    Seine Verfolger, die sich dicht hinter ihm hielten, nahm er nicht wahr. Und dann fiel es ihm ein: Hatte nicht auch Gabriela Malichova nach genau diesem Parfum gerochen? Konnte es sein, dass Storm und Malichova sich kannten? Was machte Storm eigentlich in Prag, und wie lange war er schon hier?
    In keinem Moment wusste er, was er von Storm halten sollte. Ihn beschlich das Gefühl, Teilnehmer eines Spiels zu sein, unter das jemand gezinkte Karten gemischt hatte. Ihm war nur noch nicht klar, wer hier falsch spielte. Storm oder Malichova? Oder beide gemeinsam? Jetzt wurden seine

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