Tricks
lang ranlassen. Eigentlich bin ich nur vorbeigekommen, um dich zu meiner Hochzeit einzuladen.«
»Ich hab davon gehört«, sagte Tessa.
»Ich hätte dir eine Einladung geschickt, aber ich weiß nicht, ob du auch nur einen Blick darauf geworfen hättest. Und da dachte ich, besser, ich komme her und dreh dir den Hals um, bis du zusagst.«
Sie hatten sich geradenwegs in die Küche begeben. Die Rouleaus waren bis zu den Fensterbrettern heruntergelassen, über ihren Köpfen bewegte ein Ventilator die Luft. Der Raum roch nach Essen, nach Untertassen mit Fliegengift, nach Petroleum und nach Spüllappen. All diese Gerüche hingen vielleicht schon seit Jahrzehnten in den Wänden und den Fußbodendielen. Aber jemand – zweifellos das schwer atmende, fast ächzende Mädchen am Butterfass – hatte sich die Mühe gemacht, die Küchenschränke und Türen in einem hellen Blaugrün zu streichen.
Zeitungen waren rund um das Butterfass ausgebreitet, um den Fußboden zu schützen, der an den stark begangenen Stellen um den Tisch herum und am Herd Mulden aufwies. Ollie wäre den meisten Bauernmädchen gegenüber galant genug gewesen, um zu fragen, ob er sie beim Buttern ablösen solle, aber in diesem Fall war er sich seiner Sache nicht sicher. Sie wirkte nicht mürrisch, diese Tessa, nur alt für ihre Jahre, entmutigend direkt und selbständig. Sogar Nancy wurde in ihrer Gegenwart nach einer Weile stiller.
Die Butter bildete sich. Nancy sprang auf, um einen Blick darauf zu werfen, und forderte ihn auf, dasselbe zu tun. Die blasse Farbe überraschte ihn, fast überhaupt nicht gelb, aber er sagte nichts, damit Nancy ihn nicht für seine Unwissenheit schelten konnte. Dann hoben die beiden Mädchen den klebrigen bleichen Klumpen auf ein Tuch, das auf dem Tisch ausgebreitet lag, klopften ihn mit hölzernen Kochlöffeln platt und wickelten ihn in das Tuch ein. Tessa zog eine Falltür im Fußboden hoch, und die beiden trugen die Butter eine Kellertreppe hinunter, die Ollie nicht einmal gefunden hätte. Nancy stieß einen Schrei aus, weil sie fast den Halt verlor. Ihm kam der Gedanke, dass Tessa allein besser zurechtgekommen wäre, aber nichts dagegen hatte, Nancy einige Vorrechte zu gewähren, wie man sie einem quirligen, niedlichen Kind gewährt. Sie ließ Nancy die Zeitungen vom Fußboden aufheben, während sie selbst zwei Flaschen mit Limonade öffnete, die sie aus dem Keller mitgebracht hatte. Sie holte einen Klumpen Eis aus einer Eiskiste in der Ecke, spülte etwas Sägemehl davon ab und schlug ihn im Ausguss mit einem Hammer klein, sodass sie etwas davon in die Gläser tun konnte. Auch dabei versuchte er nicht zu helfen.
»So, Tessa«, sagte Nancy nach einem Schluck Limonade. »Jetzt ist es an der Zeit. Tu mir einen Gefallen. Bitte.«
Tessa trank ihre Limonade.
»Sag's Ollie«, fuhr Nancy fort. »Sag ihm, was er in den Taschen hat. Fang mit der rechten an.«
Ohne aufzuschauen sagte Tessa: »Na, ich nehme an, seine Geldbörse.«
»Ach, komm schon«, sagte Nancy.
»Sie hat aber recht«, sagte Ollie. »Meine Geldbörse. Muss sie jetzt raten, was drin ist? Denn viel ist es nicht.«
»Das ist doch egal«, sagte Nancy. »Sag ihm, was sonst noch, Tessa. In seiner rechten Tasche.«
»Was soll das eigentlich?«, fragte Ollie.
»Tessa«, sagte Nancy einschmeichelnd. »Komm, Tessa, du kennst mich. Denk dran, wir sind alte Freundinnen, wir sind seit der ersten Schulklasse befreundet. Tu's für mich.«
»Ist das ein Spiel?«, fragte Ollie. »Ist das ein Spiel, das ihr zwei ausgeheckt habt?«
Nancy lachte über ihn.
»Was ist los«, sagte sie. »Hast du was in der Tasche, wofür du dich schämst? Eine stinkende alte Socke?«
»Einen Bleistift«, sagte Tessa sehr leise. »Etwas Geld. Münzen. In welchem Wert, kann ich nicht sagen. Einen Zettel, auf dem etwas geschrieben steht? Etwas Gedrucktes?«
»Hol alles raus, Ollie«, rief Nancy. »Hol alles raus.«
»Ach, und ein Stück Kaugummi«, sagte Tessa. »Ich glaube, ein Stück Kaugummi. Das ist alles.«
Der Kaugummi wurde ausgewickelt und war voller Fusseln.
»Den hatte ich ganz vergessen«, sagte Ollie, was nicht stimmte. Es folgten ein Bleistiftstummel, einige kleine Münzen und ein zusammengefalteter, eselsohriger Zeitungsausschnitt.
»Den hat mir jemand gegeben«, sagte er, als Nancy ihn sich schnappte und entfaltete.
»
Wir sind auf der Suche nach Originalmanuskripten von hoher Qualität, sowohl Lyrik als auch Prosa
«, las sie vor. »
Alle Einsendungen werden ernsthaft in
Weitere Kostenlose Bücher