Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Gilescys Kopf – der Helm war sehr robust, damit die empfindlichen Geräte im Inneren auch gut geschützt blieben – und legte das Gerät in einen ausgepolsterten Koffer.
«Geben wir ihn zurück?», fragte Rix.
«Xandreij hat nichts davon gesagt», sagte Scyna.
«Dann nehmen wir ihn mit», sagte Rix.
«Okay.»
Blaine wollte schon den Deckel des Koffers schließen, als Scyna ihn zurückhielt. «Moment!» Sie hob den Helm aus dem Koffer und entfernte die Datenrolle, auf der das SimStim-Programm hinterlegt war, das Gilescy die letzten Stunden erlebt hatte. Sie warf die Datenrolle in die Luft und steckte sie dann in die Hosentasche. Mit einem Grinsen sagte sie zu Rix: «Zu früh gefreut.»
«Als ob mich die Zurschaustellung animalischer Lustbefriedigungspraktiken interessieren würde.»
«Na klar», gab Scyna zurück.
Sie legten Gilescys Sachen auf den Boden und packten alles ein, was auf sie hinweisen könnte. Sobald Gilescy das Zimmer verlassen haben würde, würden Putzroboter den Raum reinigen und sämtliche Spuren beseitigen, seien es Fingerabdrücke, Haare oder Hautpartikel. Und selbst wenn die Reinigung nicht hundertprozentig gründlich arbeiten würde – dies war ein Hotelzimmer, wer konnte schon herausfinden, welchem der vielen Gäste der letzten Tage welche Schuppe gehörte?
Blaine ging zur Tür und meinte lapidar: «Zieht ihm die Unterhose aus, sonst kommt er noch auf komische Gedanken.»
Scyna blickte auf die Leistengegend Gilescys: Sein Slip zeigte deutliche Spuren der vergangenen Nacht. Abgestoßen hob sie eine Braue. «Rix, mach du das.»
«Nur gegen Aufpreis», erwiderte dieser und reckte ihr einen Tentakelarm entgegen, die vier Finger geöffnet.
«Spanner. Ich werde nie verstehen, warum gerade du auf so ein Zeug scharf bist.»
«Forschungszwecke. Also?» Die SimStim-Datenrolle wechselte ihren Besitzer. Nachdem Rix den Slip sichergestellt hatte, zog Scyna Gilescy das Narkosepflaster ab. Immer noch in der Maskerade der Tolobe verließ Scyna mit Blaine und Rix das Zimmer. Die drei fuhren mit dem Aufzug hinunter, stiegen in die Limousine und reihten sich in den Verkehr.
Sie erreichten ihren Hangar am frühen Nachmittag. Hinter geschlossenen Toren verluden sie die Geräte aus der Leilana in einen gemieteten Frachtgleiter. Mit ihm und der Limousine fuhren sie zum Luxusbereich des Raumhafens. Dort parkten sie den Frachtgleiter, stiegen in die Limousine und warteten auf den Büroschluss von Wertus. Endlich war es so weit.
Niemand sagte ein Wort. Eine seltsame Mischung aus Vorfreude, Angst vor dem Scheitern in letzter Minute und purer Aufregung hing in der Luft. Schließlich erreichten sie den ersten Bereich des Raumhafens, und kurz darauf kam Wertus’ Hangarkomplex aus Glasal und grünem Naturstein in Sicht. Die untergehende Sonne spiegelte sich in den weiten Fensterflächen und warf ein blendendes Licht auf den Beton.
Blaine ließ die Limousine in einem sanften Bogen vor dem Hangar halten. Einen langen Moment starrten die drei auf das Gebäude. Wenn jemand Verdacht geschöpft und ihr Spiel durchschaut hatte, wäre es das Sicherste zu warten, bis sie den Komplex betraten, um sie dann festzunehmen. Alle wussten das, dennoch führte kein Weg daran vorbei: Sie mussten in diesen Hangar – und zwar jetzt.
«Also dann», sagte Blaine. Seine Stimme klang fest, und als er die Worte ausgesprochen hatte, kehrte die gewohnte Selbstsicherheit zurück. Der Plan hat funktioniert, sagte er sich, Wir haben das Spiel gewonnen, wir müssen nur noch unseren Preis abholen.
Rix schwebte in einen Koffer, den Blaine nahm. Es war nichts Sonderbares daran, wenn eine gut situierte Frau sich von ihrem Chauffeur einen Koffer tragen ließ. Natürlich ließ es sich Rix nicht nehmen, seine Levitationskissen auszuschalten, weswegen Blaine sein ganzes Gewicht tragen musste. «Es soll doch echt wirken», funkte Rix in Blaines MultiArmband. Sie gingen die Rampe zum Hangar hinauf, bis sie vor der geschlossenen Tür standen. Blaine vermied es, die Ausbuchtungen der Strahler neben dem Firmenschild anzusehen, sondern blickte möglichst unbeteiligt durch die Glastür. Scyna betätigte die Klingel. Nach wenigen Sekunden sahen sie eine Bewegung, dann öffnete sich die Tür. Vor ihnen stand ein Roboter, dessen stilisierter menschlicher Oberkörper kerzengerade aufragte. «Was darf ich für Sie tun?», fragte er.
Sich den beiden Energiestrahlern über ihrem Kopf nur zu bewusst, reichte Scyna dem Roboter die Besitzdokumente der
Weitere Kostenlose Bücher