Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
das hatten sie auch bei den vielen Versuchen zuvor nicht. Aber es war besser, als die Wut in sich hineinzufressen.
«Richtig. Du bist dran.»
«Ich habe keine Lust.»
«Selbst schuld. Ich sehe was, was du nicht siehst, und es beginnt mit N.»
«Nervensäge.» Sie drehte sich um und sah den fliegenden Maschinoiden durch ihr ins Gesicht fallendes Haar düster an.
«Nein. Nachdenklicher Skipper.»
Beide wandten sich Blaine zu. Er saß auf einem Schemel und trommelte mit den Daumen gedankenversunken auf seine Schenkel.
Scyna trat an den alten Tisch in der Mitte ihrer Zelle, brach ein Stück vom Brot ab und warf es Blaine sachte an den Kopf. «Hey, schon was ausgebrütet?»
«Es wird», murmelte er leise und sah auf. Wie so oft in den letzten Stunden musterte er die Gefängniszelle. Sie war schlicht, aber effizient.
Nach dem Verhör war er von Soldaten wortlos hierher gebracht worden. Scyna und Rix waren schon in der Zelle, aber nicht verhört worden. Ihnen wurde frisches Brot gebracht, über das sich Scyna hermachte, während Rix erklärte, er habe bisher keine Schwachstelle dieses Gefängnisses finden können. Seine Sensoren hatten hier die gleichen Probleme wie auf dem Wrack, und so konnte er keine sicheren Angaben machen. Bis auf die vier Neonröhren an der Decke, schien es keine Elektrik oder Elektronik in dem Raum zu geben. Zwei Doppelpritschen, ein Klo hinter einem Vorhang, ein Tisch und vier Schemel waren das Mobiliar. Eine Wand bestand aus einer Schiebetür aus faustdicken Gitterstäben, die mit zwei Schlössern versehen war, welche man nur mit Schlüsseln öffnen konnte.
Die Gefährten warteten nun seit über sechs Stunden, die letzten drei davon war Scyna zunehmend unruhiger geworden. Sie ging in der Zelle auf und ab, rüttelte an den Stäben und hatte sich bestimmt schon einige gute Pläne für einen Ausbruch ausgedacht. Doch Blaine hatte sie nicht danach gefragt – und auch selbst keine Vorschläge gemacht. Das war für Scyna und Rix ein klares Zeichen dafür, dass er erst mal abwarten wollte, was noch geschah. Für Rix kein Problem, aber Scyna hatte es noch nie gemocht, einfach herumzusitzen.
Vor dreißig Minuten war eine Wache hereingekommen und hatte ihnen etwas zu essen und zu trinken gebracht. Währenddessen waren zwei Bewaffnete jenseits der Gitterstäbe in Stellung gegangen, um die Gefangenen in Schach zu halten. Nun waren sie wieder allein, und Blaine saß seitdem schweigend auf dem Schemel.
«Lässt du uns an deinen Gedanken teilhaben?», fragte Scyna.
Blaine lächelte. «Hättet ihr was dagegen, für die Iril zu arbeiten?»
«Wenn der Preis stimmt», sagte Rix.
Scyna verschränkte die Arme vor der Brust und zuckte mit den Schultern.
«Gut», meinte Blaine und trommelte weiter.
«Also dann», hob Rix an, «ich sehe was, was du nicht – hey!»
Scyna hatte sich Rix unter den Arm geklemmt und schlug ihn mit dem Brotlaib. Mit seinem Prallfeld hätte sich Rix problemlos aus ihrem Griff befreien können, doch stattdessen kitzelte er sie mit seinen Fingern an den Seiten, bis sie zu prusten anfing.
Dieses Bild bot sich Tischara, als sie, begleitet von zwei Wachen, in den Zellenflur trat und ihre Gefangenen betrachtete.
«Das sind die ersten Inhaftierten, die sich selbst foltern», murmelte eine der Wachen; mit einer Geste gebot Tischara ihr zu schweigen. Sie ließ sich die Zellentür öffnen und trat hindurch. Hinter ihr fiel die Tür mit einem metallischen Krachen wieder ins Schloss. Scyna und Rix beendeten ihre Rangelei und sahen sie neugierig an.
«Wir haben Ihr Schiff durchsucht und das Logbuch analysiert», hob Tischara an. «Ihre Geschichte scheint zu stimmen. Sie haben offensichtlich nichts von dem Wrack entfernt. Dabei bleibt dahingestellt, ob Sie es wirklich nicht wollten oder bloß nicht genug Zeit dafür hatten.»
«Wir wollten nur helfen», sagte Blaine und stand auf.
«Selbstverständlich», sagte Tischara trocken. «Wir haben Ihre Daten über die Vorfälle in diesem Sonnensystem aus den Datenspeichern Ihres Schiffs gelöscht. Wenn Sie möchten, können Sie dieses System nun verlassen.»
Tischara wandte sich zum Ausgang, doch Blaine hielt sie zurück. «Was sagen Sie zu meinem Angebot? Wir können Ihnen helfen, die aus dem Wrack gestohlenen Teile wiederzubekommen.»
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Tischara meinte: «Wie stellen Sie sich das vor?»
«Rok ist Ihr Ziel.» Zumindest hoffte Blaine das. «Aber es dürfte schwer werden, das Diebesgut dort zu finden – vor
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