Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
Vom Netzwerk:
Schulter hing ein Mehrzweck- und ein Waffenarm. Vom Torso führte ein langer Hals zu einem Kugelkopf, unter dessen Visier ein Facettenschlitz lilafarben leuchtete, das offensichtliche Zeichen seines Offizierrangs. In seiner Funktion als Konsul hatte Anston auch einmal Kampfroboter als Leibwächter besessen, doch schon vor einigen Jahren hatte er sie als überflüssig empfunden und verkauft.
    Ohne sich weiter um die Wachen zu kümmern, trat Anston zur Richterin an die Brüstung. Unter ihnen lag der Gerichtsvorplatz, ein weit ausgedehntes Marmorrechteck, das aus einer einzigen Platte zu bestehen schien. Der Platz war bevölkert von unzähligen menschlichen und nichtmenschlichen Wesen. Sie drängten in das Gerichtsgebäude oder hinaus, eilten nur im Vorbeigehen auf dem Weg zu ihrer Arbeit über den Platz oder boten ihre Waren an. Manche nutzten die Sprechfreiheit des Platzes, um ihre Religion anzupreisen oder sich über die Politik zu beklagen. Polizisten streiften in kleinen Gruppen umher; sie hatten Anweisung, jeden gewähren zu lassen, solange es keine Handgreiflichkeiten gab. Die Freiheit endete dort, wo wenige Meter vor den Stufen zum Gerichtspalast der Boden mit bunten Marmorplatten ausgelegt war, kurz vor den Stufen und Rampen, die in das Gerichtsgebäude führten.
    Gestern noch war der Vorplatz von zehntausenden Baikaschern bevölkert gewesen, die darauf brannten, die neue Richterin zu sehen und ihr ihre Glückwünsche zuzurufen. Die Ankunftszeremonie hatte drei Tage und Nächte gedauert. Nur an wenigen Orten im Reich wurde die Ankunft eines Richters so ausgelassen begrüßt. Die Massen hatten sich nach vorne gedrängt, so eng aneinander gepresst, dass einige Atemnot bekamen. Musiker waren aufgetreten, ebenso Künstler, und die Priester der hiesigen Kirchen hatten ihren Segen gesprochen. Mehrmals am Tag war die Richterin mit ihrem Tross über den Vorplatz gezogen, hatte Hände geschüttelt oder Würdenträgern eine kurze Audienz gewährt.
    Während der Feiern waren sich Anston und Indra Fey mehrmals begegnet, ohne Zeit für ein ausführliches Gespräch zu haben. Er hatte den Eindruck gehabt, ihr wäre alles zu viel und sie hätte lieber sofort mit der Arbeit begonnen. Doch sie war eine zu erfahrene Diplomatin, um irgendjemandem den Eindruck von Ungeduld zu vermitteln. Obwohl erst einen Tag in diesem neuen Amt, hatte sie sich den Bräuchen der Einheimischen nicht verwehrt – eine weise Tat. Auch wenn die Baikascher seit Generationen loyal zum Merdianischen Reich standen, waren sie doch stolz auf ihre eigene Kultur, und diesen Stolz sollte man nicht leichtfertig verletzen.
    Ein gutes Beispiel ihres Stolzes konnte Anston wenige Kilometer im Westen sehen. Dort wuchs, mitten aus der Hauptstadt heraus, eine gigantische Säule in den Himmel. Ihr zu Füßen drängten sich Gebäude, manche waren auch in luftiger Höhe an ihre Außenhaut gebaut. Anarivo, die Hauptstadt Baikaschs, wand sich wie das spiralförmige Haus einer Schnecke um ihren Mittelpunkt, und dieser war eben jene mehrere Kilometer dicke Säule, die in den Himmel ragte. Die Säule führte durch die Luftschichten, durch die Atmosphäre, hinaus in den luftleeren Raum, bis sie mit dem Reifen verschmolz, der um den gesamten Planeten lag.
    Insgesamt fünfzig Säulen verbanden die Planetenoberfläche mit der Raumstation im Orbit, jener Raumstation, die in der Exosphäre den Planeten Baikasch umgab wie ein Band. Die Monstrosität der Konstruktion war überwältigend. Sie war Tag und Nacht am Himmel zu sehen. Die Raumstation war gebaut worden, nachdem die Baikascher den Entschluss fassten, auf ihrem Planeten keinerlei Raumverkehr oder Industrie zuzulassen, um das Gleichgewicht der Natur nicht zu stören. Deswegen bauten sie den Reifen – oder ließen ihn bauen. Sie wollten eine Raumstation, um andere Planeten zu erreichen und raumfahrenden Zivilisationen einen Hafen bieten zu können, aber kein Fluggerät sollte die Natur ihres Planeten schädigen. Allein konnten sie ein solches Projekt nicht meistern, also traten sie freiwillig in das Merdianische Reich ein – als erster Planet in diesem Distrikt – und ließen den Reifen errichten.
    Der Beitritt ins Merdianische Reich hatte sich für Baikasch über alle Maßen gelohnt. Da ihr Planet die erste Kolonie der Merdianer war, hatte man, als der Tauhaus-Distrikt gewachsen war, auf Baikasch den Richtersitz etabliert: die höchste Gerichtsbarkeit und zivile Führung des ganzen Distrikts. Seit seinem Bestehen hatte das

Weitere Kostenlose Bücher