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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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befördern, wo sie bis zur Rückkehr des Vogts sicher verwahrt werden kann. Und solltet Ihr mir auch nur noch einmal unterstellen, dass ich nicht nach dem Recht des Königs handle, sondern irgendeinen Vorteil zu erkaufen trachte, werdet Ihr Euch bald wünschen, selbst anstelle des Geldes friedlich und ungestört in dieser Grube zu liegen. Haben wir einander verstanden?«
    Honorius hatte sehr wohl verstanden, doch er sah nur mäßig beeindruckt aus, ganz so, als ahne er mittlerweile, dass Herrads Mittel zur Durchsetzung ihrer Forderung höchst begrenzt waren, solange ihre Krieger nicht erschienen. »Das Geld steht dem König zu, nicht dem Vogt. Meint Ihr nicht, dass uns beiden besser gedient wäre, wenn wir es geradewegs nach Padiacum senden?«
    Der Vorschlag hatte etwas Verlockendes, doch war er einer von denen, die einem nur in verzweifelter Lage wirklich sinnvoll erschienen; Herrad fand es recht besorgniserregend, dass er ihr, wenn auch nur für einen Augenblick, gar nicht übel vorkam. »Macht Euch keine Hoffnungen. Jemand, der vor nicht ganz einem halben Jahr bei Hofe so wohlgelitten war, dass man ihm Aquae Calicis gegeben hat, wird nun nicht so in der Gunst des Königs gesunken sein, dass man ihn übergehen dürfte. Wir hätten spätestens dann, wenn der nächste missus regius nach Aquae kommt, einiges zu erklären.«
    Sie hörte Ardeija Luft holen, als wolle er etwas einwenden, und war dankbar, als er klug genug war, doch nicht zu sprechen. Vielleicht war ihm gerade noch zur rechten Zeit aufgegangen, dass weder er noch sein Vater besonders vertrauenswürdige Zeugen gegen Geta und damit auch gegen Asgrim abgeben würden. Selbst wenn man ihnen Glauben schenkte, würde das, was sie vortragen konnten, wohl kaum genug sein, einen königlichen Vogt und mit ihm einen Fürsten zu Fall zu bringen, und auch wenn Herrad Nützlicheres an der Hand gehabt hätte, wäre Honorius ihr nach allem, was geschehen war, nicht wie der beste Mitverschwörer erschienen. Sie war ihm ohnehin schon zu weit entgegengekommen.
    »Habt Geduld und gebt nicht leichtfertig auf, was Ihr habt«, riet sie, ein wenig sanfter, als sie zuvor gesprochen hatte. »Wenn man Euch nichts vorwerfen kann, ist das besser als nichts.«
    Es gefiel ihr nicht, dass der Zauberer zu diesen Worten lächelte und langsam, doch dafür umso betonter von ihr zu Wulf hinüber und wieder zurück blickte; der kleine Sieg, dass Honorius nickte, als sei er zum Einlenken bereit, wurde angesichts des Wissens, dass sie selbst in den vergangenen Tagen nicht allein die Leges et constitutiones zur Grundlage ihrer Entscheidungen gemacht hatte, recht schal.
    Dennoch sah sie erleichtert zu, als ihr Nachfolger am Niedergericht nun wieder in das Erdloch hinabstieg, um seine unterbrochene Arbeit fortzusetzen. Wenn die Kriegskasse erst sicher innerhalb der Stadtmauern und dann in Getas Händen war, würde viel gewonnen sein, auch wenn sie es bevorzugt hätte, den Ruhm der Entdeckung nicht mit Honorius teilen zu müssen. Der Vogt würde geneigter sein, ihr Versagen in der Tricontinischen Mark und alles, was Ardeija auf dem Brandhorst gesagt und getan haben mochte, mit Milde zu betrachten, wenn er bekam, was er wollte, ohne auf Asgrims Unterstützung angewiesen zu sein. Vielleicht wäre er auch ganz dankbar gewesen, wenn sie Honorius bei einem Verbrechen überrascht hätte, doch jemandem erst ein halbes Bündnis anzutragen, um sich dann gegen ihn zu wenden, hätte ihr widerstrebt. Geta würde sich allein mit dem Geld zufriedengeben müssen.
    Die Bergung der Truhe gestaltete sich in dem heraufziehenden Herbststurm nicht einfach, doch Honorius wusste offensichtlich, was er tat, und ließ sich durch den vom Regen aufgeweichten Grund und die unwillkommenen Zuschauer nicht verunsichern. Seine Leute waren, so heruntergekommen sie wirken mochten, vorzüglich aufeinander eingespielt, als wären sie nicht zum ersten Mal damit befasst, gemeinsam einen Schatz dem Erdreich zu entreißen, und spätestens als Otachars Kriegskasse unbeschädigt auf der flachen Steinplatte stand, die bis vor kurzem ihr Versteck im Boden zugedeckt hatte, fragte Herrad sich, ob Honorius nicht vielleicht schon in Tricontium seine dürftigen Einkünfte damit aufgebessert hatte, alte Gräber auszunehmen. In der Krypta war er sich ja für einen Versuch nicht zu schade gewesen.
    Als spüre er ihre bösen Gedanken, sah einer der Männer des Richters sie recht feindselig an. »In die Stadt tragen können das Ding aber Eure Leute«,

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