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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Tricontium zu wissen, als ich ihn gestern besuchte. Was nun das betrifft« – er nickte zu dem Loch im Boden hinüber – »tut, was Euch gut erscheint. Lasst nur meine Leute gehen, sie wussten nichts Genaues.« Sein Blick ging zu Malegis hinüber. »Ihr habt mich verraten, wie?«, fragte er, während er sich die Hände an den Hosenbeinen abrieb, als hätte es noch einen Sinn, den einst kostbaren Mantel zu schonen.
    Herrad hob die Hand, bevor es Malegis oder irgendeinem anderen einfallen konnte, etwas darauf zu erwidern. »Bei diesem Regen höre ich schlecht«, sagte sie vernehmlich. Honorius konnte Gott dafür danken, dass schon wenige Tage in Tricontium genug gewesen waren, um ihr ernsthafte Mordgedanken einzugeben, so dass sie sich ausrechnen konnte, wozu einen Jahre dort treiben konnten. »Wenn ich Euch recht verstanden habe, wolltet Ihr diese Truhe dort gerade für den Vogt bergen und mir mitteilen, dass Ihr und Eure Leute erst kürzlich davon erfahren habt?«
    Sie erntete das verständnislose Schweigen, mit dem sie gerechnet hatte, doch sie musste sich nicht umwenden, um zu wissen, dass hinter ihrem Rücken Ardeija, der wahrscheinlich genauso wenig Lust hatte wie sie, dem ganzen Elend noch einen festgenommenen Richter hinzuzufügen, Honorius eifrig Zeichen machte, nur ja rasch zu nicken; in solchen Fällen war er sehr verlässlich.
    Die Schreiberin, die in ihrem groben Umhang und ihren Holzschuhen ebenso gut eine Bauernmagd hätte sein können, begriff schneller als ihr Herr, worauf die Sache hinauslaufen sollte. »Ja«, sagte sie, »ja, das in etwa hat er gesagt. Ihr habt schon recht verstanden, Frau Herrad.«
    Honorius widersprach nicht, doch er sah anscheinend auch keinen Grund, die Worte seiner Schreiberin zu bekräftigen oder gar für den so freundlich angebotenen Ausweg aus seiner misslichen Lage zu danken. »Der Vogt schickt Euch nicht, nehme ich an«, bemerkte er nur.
    »Der Vogt ist nicht in Aquae.« Herrad sehnte sich nach den schönen, einfachen Zeiten vor zwei oder drei Monaten zurück, als die einzigen Diebe in der Totenstadt, um die sie sich hatte kümmern müssen, unbedeutende Grabräuber auf der Suche nach römischen Schmuckstücken gewesen waren. »Und wenn Ihr klug seid, helft Ihr mir, die Kriegskasse auf die Burg zu schaffen, bevor er zurück ist. Ihr könntet sonst leicht in falschen Verdacht geraten.«
    »Was kümmert Euch das?« Honorius lächelte mit leichtem Spott, doch sein Blick war forschend. »Gut, mit dem Vogt kommt Ihr wahrscheinlich nicht aus, wenn er Euch schon nach Tricontium geschickt hat, und vielleicht denkt Ihr Euch, dass dies hier seine Gunst zurückkaufen wird … Warum aber wollt Ihr sie mit mir teilen? Wenn es Euch um meine Freundschaft zu tun ist, ohne es Euch ganz mit Herrn Geta zu verscherzen, dann wollt Ihr nicht hoch hinaus. Was nützt Euch jemand, den man aus Tricontium zurückruft, nur, um ihn ans Niedergericht zu verbannen, obwohl man ihm leicht das verwaiste Hochgericht hätte zurückgeben können?«
    »Das Hochgericht ist unbesetzt?« Diese Einzelheit war Herrad neu.
    Honorius nickte. »Das erfuhr ich heute, ja. Man hat Herrn Ruben nach Padiacum berufen. Wider Erwarten hat also doch noch einer von Paulinus’ Schülern diese Woche Glück gehabt, nicht wahr? Wir aber werden zusehen dürfen, wie der Vogt einem seiner Günstlinge das Hochgericht anvertraut.«
    »Vom Niedergericht oder sogar von Tricontium aus sieht es sich leichter zu als von unter der Burg her«, gab Herrad zu bedenken. Da sie fand, dass sie für eine Frau, die es innerhalb einer Woche schon mit falschen Geistern, zerstörten Ortschaften, verschwundenen Kriegern, schlechtem Wetter und unehrlichen Amtsträgern zu tun bekommen hatte, noch viel zu geduldig war, setzte sie hinzu: »Ich habe nie schlecht von Euch gedacht, Herr Honorius, nicht allein, weil mein magister iuris stets mit Achtung von Euch gesprochen hat, sondern auch, weil ich in Euren Tagen in Aquae nie Grund zur Klage über Euch hatte. Daher habe ich Euch bislang auch nicht gefragt, weshalb Ihr mir Herrn Malegis als Gespenst auf den Hals geschickt habt, ob Ihr es wart, der mich mit Steinen beworfen hat, wie Ihr zu Eurem Wissen über das Versteck hier gelangt seid und was Euch geritten hat, mich nicht ehrlich über die Lage in Tricontium in Kenntnis zu setzen. Seid aber versichert, dass ich diese Fragen und noch einige andere stellen werde, wenn Ihr Euch nicht endlich bequemt, die verfluchte Truhe aus dem Loch zu holen und dorthin zu

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