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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Gesellschaft wollte sie ihre Gedanken dazu nicht äußern. Sie würde ihren Verdacht später unauffällig überprüfen müssen, wenn Asgrim, Honorius und auch Malegis aus dem Weg waren.
    »Weise gesprochen«, entgegnete sie deshalb nur. »Dies hier führt zu nichts.«
    »Leider«, sagte Asgrim, stieß aber sein Schwert zurück in die Scheide. »Schließen wir für heute Frieden, Richterin?«
    Herrad senkte die Waffe. »Das hängt von Euch ab; ich habe diesen Kampf nicht begonnen.«
    »Ihr seid ihm aber auch nicht lange ausgewichen«, stellte der Fürst durchaus zutreffend fest. »Doch Ihr wisst eben, wie Ihr alle Schuld auf andere abwälzen könnt … Ihr seid und bleibt ein böses Weib, Frau Herrad.«
    »Gleichfalls«, beschied ihn Herrad und wandte sich ab. Erst als sie schon halb an der Grube vorüber war, ging ihr auf, dass Asgrims ärgerliche Worte nicht ohne weiteres auf sie beide anwendbar waren.
    Wulf und Ardeija schienen ihren Fehler viel zu lustig zu finden. Bevor sie noch auf den Gedanken kommen konnten, irgendeinen Fremden an ihren halblaut ausgetauschten Bemerkungen teilhaben zu lassen, unterbrach Herrad sie lieber, indem sie Wulf das Schwert wieder hinstreckte. »Danke hierfür, auch wenn ich froh bin, dass ich es nicht lange gebrauchen musste. Wer ist Hilda?«
    Wulf sah etwas erstaunt drein.
    »Frau Herrad liest schnell«, ließ Ardeija ihn in vertraulichem Tonfall wissen.
    Herrad bezweifelte sehr, dass Wulf es auch so außergewöhnlich fand, dass sie nicht Stunden benötigt hatte, um die fünf Buchstaben auf seiner Schwertklinge zu entziffern; vermutlich hatte ihn eher die Frage an sich überrascht.
    »Das Schwert«, erwiderte er dennoch ganz bereitwillig. »Ich war jung und dumm, als ich es bekam, und glaubte, was man mir sagte, nämlich, dass alle guten Schwerter einen Namen haben müssten. Also habe ich ihm einen gegeben. Den meiner Mutter, falls es das ist, was Ihr wissen wollt. In dem Alter hält man seine Mutter noch für unbesiegbar und denkt, dass die Unbesiegbarkeit sich mit dem Namen übertragen ließe. – Sollen wir denen da helfen, den armen Honorius zurück in die Stadt zu bringen?«
    »Das könnt Ihr gern tun«, sagte Herrad und bückte sich unauffällig, um den Stein aufzusammeln, mit dem sie vorhin den Krieger am Rücken getroffen hatte, »aber nehmt auch ein paar von den Steinen mit, ohne dass jemand es bemerkt. Ich möchte etwas überprüfen.«
    »Die Truhe selbst auch?« Ardeija klang nicht, als ob er große Lust verspürte, den beschädigten Kasten durch halb Aquae zu tragen, und Herrad hatte ein Einsehen. »Die könnt Ihr vorerst noch hierlassen; wir können nachher Leute schicken, um sie zu bergen. Aber ein paar Steine könnt Ihr doch wohl tragen? Ihr …«
    Ein Ruf, der über den verhallenden Glockenklang zu ihr drang, ließ sie herumfahren. »Frau Herrad!« Der säumige Medardus war endlich eingetroffen und mit ihm kamen nicht allein Adela und die Bediensteten, sondern auch die zum Brandhorst entsandten Krieger und ein sehr nasser und zerzauster Oshelm, der sich das Schlachtfeld kopfschüttelnd besah.
    Medardus eilte zu Herrad herüber und blieb halb atemlos vor ihr stehen. »Frau Herrad, ich habe schlimme Neuigkeiten.« Er straffte sich, und der heilige Ernst, mit dem er sich bemühte, eine angemessene Haltung anzunehmen, hätte Herrad zum Lächeln gebracht, hätte seine Nachricht ihr nicht eisigen Schrecken in die Glieder fahren lassen. »Frau Herrad, Vogt Geta ist tot. Ein Bote kam eben aus dem Nordwald, wo der Vogt auf der Jagd war. Er sagte, man würde den Leichnam bald auf die Burg bringen.«
    Wenn Herrad eines wusste, dann, dass Geta sich nicht auf der Jagd, sondern auf dem Brandhorst befunden hatte und von Ardeija dort lebendig und bei guter Gesundheit gesehen worden war. Noch schwerer aber als der Verdacht, der sich aus diesem Umstand und Asgrims plötzlicher Anwesenheit in Aquae fast zwingend zu ergeben schien, belastete sie ihre eigene Scham angesichts des Wissens, dass sie noch vor ein paar Tagen ihrem Verwandten den Tod und gar die Hölle gewünscht hatte, nicht in vollem Ernst vielleicht, aber doch genug, um die Vorstellung ganz befriedigend zu finden. Wenn sie auch keine Schuld am Schicksal des Vogts traf, konnte sie nicht umhin, sich unbehaglich zu fühlen, und so war es auch zur Beruhigung ihres Gewissens, dass sie Medardus mit allen Fragen bedrängte, die ihr in den Sinn kamen. »Weiß man, wie es geschehen ist? Ein Jagdunfall? Und wie lange ist es her? Ist

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