Tricontium (German Edition)
zweimal würde überlegen lassen, bevor sie aus ihren Löchern hervorkamen.
Einzig der Trollfrau, die über Herrads Stall wohnte, schien das Wetter nichts auszumachen; sie war damit befasst, ihre Schwanzquaste in einer Pfütze auf dem Hof zu waschen, und schlich erst davon, als Ardeija die Stufen schon halb hinunter war. Bis auf eine Ratte, die unweit der Kreuzung, unter der eine Römerhexe begraben liegen sollte, vor ihm über die Straße huschte, blieb sie das einzige lebende Wesen, das ihm auf dem Heimweg begegnete; dafür fing Theodulf ihn schon auf der Türschwelle ab.
»Wir sind in Schwierigkeiten«, sagte er zur Begrüßung und Ardeija erwartete halb, Asgrim und seine Kriegermeute mit blanken Waffen in den Schatten lauern zu sehen. So schlimm schien es nicht zu sein, denn Asri, die nun ebenfalls herankam, wirkte noch ruhig.
»Wir haben einen Gast«, verkündete sie nur, um mit einem Seitenblick auf Theodulf hinzuzufügen: »Einen unerwarteten, was mich betrifft.«
»Da geht es mir nicht anders«, sagte Theodulf mit einem reichlich unfrohen Lächeln. »Rambert ist hier.«
19. Kapitel: Kindersegen
Der Junge war blass und müde, als habe er einen anstrengenden und nicht im Guten aufregenden Tag hinter sich, und obwohl er nicht auf der Bank an Asris Feuer hätte sitzen sollen, verspürte Ardeija erst einmal mehr Mitleid als Unverständnis. Asri schien es nicht anders gegangen zu sein, denn sie hatte Ramberts Tee in eine der besseren Schalen gefüllt und eine warme Decke für ihn herausgesucht, aus der im Augenblick nur seine Hände und sein Gesicht hervorsahen, auf das bei Ardeijas Erscheinen ein ängstlicher Ausdruck getreten war.
Ardeija legte den immer noch friedlich schlafenden Gjuki vorsichtig auf dem Feuerholzkorb ab, wo der kleine Drache auch gewöhnlich gern döste. »Du musst keine Angst haben«, sagte er dann mit einem Lächeln an Rambert gewandt. »Wenn du dich vor den beiden hier nicht fürchtest, dann doch wohl erst recht nicht vor mir!« Er konnte die empörten Blicke förmlich im Rücken spüren, doch immerhin riefen seine Worte ein zaghaftes Lächeln hervor, so dass er glaubte, ruhig weitersprechen zu können. »Bist du vom Brandhorst weggelaufen? Von dort bis hier unten zu kommen, ohne aufgehalten zu werden, ist eine beachtliche Leistung.«
»Ihr habt auch keine verantwortlichere Einstellung zu der ganzen Sache als Eure Mutter«, sagte Theodulf und klang doch in seiner Anklage eher halbherzig.
Asri hatte begonnen, auch für Ardeija eine Teeschale zu füllen. Sie hatte wohl erkannt, dass er etwas Aufmunterndes benötigte, um das, was er vorgefunden hatte, verstehen zu können. »Ich habe Rambert nur erzählt, dass Tergeli Khan in seiner Jugend ein Pferd stahl und floh, als die Brüder seiner Mutter ihn zum bloßen Ziegenhirten machen wollten, und deshalb schon als Knabe als Held galt. – Und du tu nicht so, als wärst du ganz unschuldig an der Sache. Der Junge wusste schließlich, wo er nach dir suchen musste.«
»Das hat mir Herr Theodulf nicht gesagt«, warf nun Rambert ein. »Eskil wusste es.«
Ardeija nahm die Teeschale aus den Händen seiner Mutter. »Dass er es nicht von Theodulf weiß, kann ich bestätigen. Wer ist Eskil?«
»Ein Wachshändler aus dem Norden.« Es stand fast etwas wie Dankbarkeit in Theodulfs Augen, als habe er nicht damit gerechnet, von Ardeija verteidigt zu werden. »Auf seinen Reisen nimmt er jeden Herbst den Weg über den Brandhorst und hält vorher in der Regel bei Halli an. Dort wird er gehört haben, was vorgefallen ist und wo ich zu finden bin. Er hat Rambert mit nach Aquae genommen.«
Ardeija trank zu hastig und verbrannte sich die Zunge. »Wenn ein Händler, der es sich mit Asgrim bestimmt nicht leichtfertig verscherzen will, mitgeholfen hat, steckt hinter dem hier wohl mehr als eine bloße Laune?«
»Man muss keine schlechten Gründe haben, nur weil man jung ist«, sagte Asri und lächelte Rambert zu. »Es ist viel Weisheit in den alten Geschichten, das habe ich ja gesagt. Aber wer hört schon auf mich?«
Diese Klage war Ardeija schon seit Jahren so vertraut, dass er sie nicht weiter beachtete. »Was ist denn nun geschehen?«
Rambert vergrub sich tiefer in seiner Decke und überließ es Theodulf, zu antworten. »Asgrim hat herausbekommen, dass Rambert uns gewarnt hat, und war nicht erfreut. Noch mehr gebrochene Knochen hat es nicht gegeben, aber sonst genug Ärger.«
Der auffordernde Blick des entlassenen Schwertmeisters war genug, Rambert selbst
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