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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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war schwer, nicht an all das zu denken, sondern nur auf Rambert zu achten, die nach einem Moment des stummen Abschätzens übergangslos in Bewegung geriet und bewies, dass Theodulf sie in der Tat gut unterrichtet hatte. Ardeija fand viel von der Art seines Vaters in den ungestümen Angriffen wieder, die das Mädchen gegen seine Verteidigung führte, doch Theodulf hatte nicht den Fehler begangen, nur weiterzugeben, was er selbst konnte. Er hatte nicht vergessen, dass Rambert – mochte sie nun wie ein Junge aussehen oder nicht – einmal eine Frau sein und ihr Leben lang mit Gegnern zu tun haben würde, die größer, schwerer und stärker als sie waren. Sie schien zu wissen, dass sie sich nicht auf Kraft allein verlassen durfte, sondern vor allem Geschick und Schnelligkeit schulen musste. Flink war sie schon jetzt – und schlau. Man durfte nicht unaufmerksam werden, und in vier, fünf Jahren würde es sicher kaum noch möglich sein, sie ohne weitere Anstrengung aufzuhalten. Es würde viel Vergnügen machen, sie bis dahin zu bringen und irgendwann den ersten richtig festen Hieb von ihrer Hand abzubekommen, auch wenn die üble Prellung, die damit unweigerlich einhergehen würde, eigentlich Theodulf zugestanden hätte.
    Als Ardeija Rambert zurief, es sei nun fürs Erste genug, hatte er schon damit begonnen, eifrig Pläne zu machen, was alles er ihr in den nächsten Tagen zeigen und erklären würde, und wie; es tat gut, wieder eine richtige Schülerin zu haben, statt nur dann und wann mit Leuten zu üben, die ihre beste Zeit als Kämpfer längst hinter sich hatten. Ganz abgesehen davon sollte Theodulf sich nicht beklagen können, dass Ramberts Ausbildung hier schlechter zu Ende gebracht würde, als sie auf dem Brandhorst begonnen worden war.
    Dass Maurus und ein Krieger namens Sintram in der Tür zur Vorhalle herumlungerten und auch auf der Kanzleitreppe mittlerweile Zuschauer saßen, bemerkte Ardeija erst, als Maurus lachte. »Noch länger und sie hätte selbst Euch müde bekommen, was, Hauptmann?«
    So weit hergeholt war diese Annahme nicht, doch da inzwischen schon der dritte Krieger in den Gerichtssaal spähte, konnte Ardeija das so leicht nicht zugeben. »Ihr müsst mich ja für wenig ausdauernd halten«, sagte er also mit einem geringschätzigen Lächeln, »aber gar so erschöpft und lahm bin ich nun doch nicht. Will irgendeiner von Euch gegen mich antreten und am eigenen Leib erfahren, dass Maurus mich schlecht kennt und ein loses Mundwerk hat?«
    Er hätte wissen sollen, dass es leichtfertig war, eine solche Aufforderung in den Raum zu stellen, ohne jemanden geradewegs anzusehen; es fühlte sich ja doch immer der Falsche angesprochen.
    »Na gut, wenn du dich austoben musst«, sagte Wulfila nämlich und stand von der Treppe auf, wo er drei Stufen unter Oshelm mit Wulfin gesessen hatte. Vielleicht war sein Eingehen auf die Herausforderung die Rache dafür, dass Ardeija so wenig Begeisterung hatte erkennen lassen, als er ihn am Vortag mit der Richterin ertappt hatte, oder er wollte nur sehen, wie weit sich sein Rücken erholt hatte, und gut vorbereitet auf den Brandhorst gehen. In jedem Fall hätte er wissen sollen, dass Ardeija ihn nicht gemeint hatte. Die Krieger des Hochgerichts würden es viel zu lustig finden, wenn ihr Hauptmann kein leichtes Spiel gegen den armseligen zweiten Schreiber ihrer Herrin hatte, und wenn Wulfila das fehlende Auge nicht noch mehr Schwierigkeiten bereitete als seinem Gegner der bei Bocernae zerschlagene Fuß, dann würde das hier nicht die Kleinigkeit werden, auf die Ardeija gehofft hatte. Doch nun war es zu spät, das Unheil abzuwenden.
    »Warum nicht?«, sagte er also schweren Herzens und hörte, wie die Gespräche bei der Tür, in die sich nun auch noch Afra drängte, ganz die erwartete Richtung zu nehmen begannen.
    »Das ist mutig für einen Schreiber.«
    »Sehr mutig.«
    »Vielleicht war er ja nicht immer einer?«
    »Natürlich nicht, Dummkopf; er ist der Sohn von Corvisianus!«
    »Ach was«, sagte Wulfila, dem die Sache viel zu viel Spaß zu machen schien. »Mein Vater heißt Wulf, und er kocht bekanntermaßen für Frau Herrad.« Er deutete auf Ardeijas Auswahl an Holzschwertern. »Die Dinger, ja? Ich kann auch eben nach Hause laufen und Hilda holen.«
    »Das lässt du bleiben«, gab Ardeija zurück; als sie vor Jahren das letzte Mal mit scharfen Waffen geübt hatten, hatte ihm das einen bösen Schnitt am Arm eingebracht, bevor er Wulfila zum Ausgleich gewaltsamer als nötig

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