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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Burg, nur um dort gefragt zu werden, ob ihm und seiner Herrin die zwei schon dem Hochgericht überstellten Spitzbuben nicht genug wären. Herr Ebbo gedachte offensichtlich, die Dinge anders zu handhaben als Herr Adalhard oder Herr Geta.
    Der Marktaufseher dagegen freute sich wie immer, Ardeija zu sehen, und wollte über Gott und die Welt reden. Vor allem beklagte er sich darüber, dass das Niedergericht noch nicht wieder verlässlich arbeitete, und wahrscheinlich war dies auch der einzige Grund dafür, dass er den Wert eines gestohlenen Gürtels mit Silberbeschlägen viel zu hoch ansetzte, um so die Tat in die Zuständigkeit des Hochgerichts zu befördern und Ardeija den ertappten Dieb gleich mitzugeben, den er schon zwei Tage lang unter höchst unzureichenden Bedingungen in seinem Amtsgebäude hatte festhalten müssen. Der Gürteldieb – klein, rothaarig und mager – war ein alter Bekannter aus Niedergerichtszeiten, beschwerte sich aber nicht, dass sein nicht sehr von seinen üblichen Verfehlungen abweichendes Vergehen auf einmal des Hochgerichts für würdig erachtet wurde, sondern nickte noch brav zu den Anschuldigungen des Marktaufsehers. Erfahrungsgemäß stellte der Dieb keine besondere Gefahr dar und so beschloss Ardeija, dass ein geliehener Strick Sicherung genug sein würde, um den Gefangenen gleich mitzunehmen, statt nachher umständlich Krieger zu schicken.
    »Du bleibst uns ja rührend treu, Toste«, bemerkte Ardeija auf dem Rückweg zum Praetorium. »Kaum, dass Frau Herrad die hohe Gerichtsbarkeit innehat, willst du auch höher hinaus, wie?«
    »Besser sie als Honorius«, kam es ohne jegliches Zögern zurück. »Dass der ein bestechliches Schwein ist, weiß ja wohl jeder hier noch!«
    Ardeija konnte sich nicht daran erinnern, ob man Honorius je mit Bestechlichkeit in Verbindung gebracht hatte, doch gegen die gar so vorteilhafte Einschätzung des Richters, die in den Worten zum Ausdruck kam, hatte er nichts einzuwenden. Die Frage dagegen, die sein Gefangener kurz darauf von sich aus stellte, war weit weniger angemessen.
    »Stimmt es eigentlich, dass die Richterin einem Dieb die Strafe erlassen hat, gegen die Auflage, ihr über den Winter das Bett zu wärmen?«
    »Nein.« Ardeija bemühte sich redlich, nur erstaunt und empört zu klingen, doch wahrscheinlich war ihm anzumerken, dass er sich beinahe in Herrads Namen ertappt fühlte. »Wer verbreitet solchen Unsinn?«
    »Gisela, die Kräuterhändlerin, hat es dem Schreiber des Marktaufsehers erzählt, heute Morgen.«
    »Und wie kommt Gisela auf so etwas Lächerliches?«
    »Sie hat es von einem Verwandten, der Badeknecht bei Odilo ist. Ist es wirklich nicht wahr?«
    »Ein für alle Mal – so etwas ist nicht geschehen und es ist auch undenkbar. Mach dir gar nicht erst Hoffnungen.«
    »Schade«, sagte Toste und klang ehrlich bedauernd. »Gisela hat behauptet, der Kerl hätte nur ein Auge; ich habe ja immerhin zwei, nicht wahr?«
    Ardeija hatte genug und anders als der Hafenzolleinnehmerin gegenüber musste er hier nicht höflich und zurückhaltend bleiben. Das eiskalte Wasser im Pferdetrog vor dem »Grünen Keiler«, in das er den Kopf des Missetäters ohne Erbarmen einige Male tauchte, bewirkte sehr rasch eine unterwürfige Entschuldigung für die widerliche Verleumdung, an der leider wohl bis auf den angeblich versprochenen Straferlass alles der Wahrheit entsprach. Es wurde wirklich Zeit, ein ernstes Wort mit Frau Herrad zu reden.
    Mit Wulfila selbst zu sprechen, brachte Ardeija, auch nachdem er einen sehr verfrorenen Dieb im Praetorium sicher hinter Schloss und Riegel gesetzt hatte, nicht übers Herz. Schon am frühen Morgen hatte er einen Versuch machen wollen und doch den Mund nicht aufbekommen, als Wulfila, so gut gelaunt wie selten, pfeifend die Kanzleitreppe hinaufgelaufen war, und nun, da er, ganz Herrads pflichtbewusster zweiter Schreiber, Wulfin und Rambert anleitete, den Inhalt irgendeiner Kiste in eine Reihe kleiner Kästchen auf dem Tisch der Richterin einzuordnen, sah er noch immer viel zu glücklich aus, als dass man ihn ohne schlechtes Gewissen hätte beiseitenehmen können. Ardeija fürchtete, dass selbst ein Gespräch mit der Richterin das Schlimmste nicht mehr verhindern würde.
    Oshelm seinerseits schien sich von der Aufregung des Vortags wieder erholt zu haben, sah man davon ab, dass er schon wieder nicht das tat, was er eigentlich hätte tun sollen, sondern an seinem Pult im vorderen Zimmer der Kanzlei damit befasst war, ein

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