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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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und stand auf. »Danke, Herr Gero. Nur eines noch, bevor ich gehe. Wie gut sind die Leute aus Salvinae unterrichtet – und die, die Herr Ebbo geschickt hat? Über Aquila, meine ich?«
    »Gar nicht«, sagte Gero mit einem kleinen Auflachen. »Außer Herrn Geta hat die königliche Kanzlei nur mich einbezogen, weil das nun einmal nicht zu vermeiden war. Auch Ihr seid eigentlich schon zu viel, wenn Ihr mich erst fragen musstet.«
    Er begleitete sie zur Tür. Herrad zog ihre Reithandschuhe aus dem Gürtel, ohne sie schon überzustreifen. »Vertrauen gegen Vertrauen. Ich sage Euch auch etwas, das nicht viele wissen, und Ihr werdet es gern hören.«
    »Werde ich das?« Gero klang, als könne ihn zum jetzigen Zeitpunkt nur die Nachricht erfreuen, dass jemand die lästigen Leute der beiden Vögte wegzaubern und alle Otachar betreffenden Nachfragen aus Padiacum unterbinden würde.
    Herrad hob die Schultern. »Das hoffe ich. Eurem Freund Wulf geht es gut.«
    Wie lange das so bleiben würde, wenn die allgemeine Lage sich weiter derart ungünstig entwickelte, war wohl eine andere Frage, doch Herrad hatte einen mehrstündigen Weg nach Aquae vor sich und war entschlossen, in Muße darüber nachzudenken, was sie nun unternehmen und unterlassen würde.
     
    Bis zu ihrem Eintreffen in der Stadt war die Richterin zu dem Schluss gelangt, dass sich ein Besuch auf der Burg nicht würde umgehen lassen. Zumindest musste sie Ebbo nicht aus dem Bett werfen, um ihre Neuigkeiten loszuwerden, obwohl der Graf von Corvisium wohl schon halb auf dem Weg dorthin gewesen war. Er brütete, einen pelzgefütterten Mantel über sein blaugestreiftes Nachthemd gezogen, noch über Papieren, als man sie zu ihm vorließ; Asgrim war glücklicherweise nirgends zu sehen.
    Die üblichen Höflichkeiten waren rasch ausgetauscht, der Platz nahe beim Feuer eingenommen, das halbherzig angebotene Getränk freundlich abgelehnt.
    »Aber hiervon werdet Ihr doch nehmen?«, fragte Ebbo und hielt ihr die Schale mit Mandelkernen entgegen, die ihm bei seiner Arbeit Gesellschaft geleistet hatte. »Nein? Dann sagt mir, was ich sonst für Euch tun kann. In Angelegenheiten des Hochgerichts kommt Ihr doch wohl kaum so spät?«
    »Wir müssen über Aquila sprechen«, sagte Herrad und sah Ebbos Gesicht länger und länger werden, während sie ihm die Erkenntnisse mitteilte, die sie auf ihrem Ausflug nach Mons Arbuini gewonnen hatte. Am Ende, als es sich schon einer der Hunde des Grafen auf ihren Füßen bequem gemacht hatte, schloss sie: »Wir haben einander lange misstraut, Ihr und ich, doch glaube ich, dass unsere Ziele sich nicht übermäßig widersprechen. Wir sollten nun zusammenstehen, um den Schaden, der aus den Vorfällen der letzten Tage erwachsen kann, zu begrenzen.«
    »Dann brauchen wir eine gute Geschichte«, stellte Ebbo knapp fest.
    Herrad bezweifelte, dass es damit getan sein würde, doch was sie darüber hinaus noch versuchen würde, ging ihren neuen Verbündeten vorerst nichts an. »Was habt Ihr nach Padiacum gemeldet? Darauf müssen wir aufbauen.«
    »Es beginnt mit Tricontium, womit auch sonst?« Ebbo streichelte seinen zweiten Hund, eine junge Bracke, die ihm den Kopf aufs Knie gelegt hatte. »Die Tricontinische Mark grenzt sowohl an Asgrims Herrschaftsbereich als auch an das Gebiet, das dem jeweiligen Grafen von Corvisium untersteht, und wir sahen in den letzten Jahren mit wachsendem Schrecken, dass die Lage dort immer unsicherer wurde …«
    Daran war viel Wahres, ebenso wie an allem anderen, worauf sie sich schließlich einigten. Nach dem Misserfolg seines letzten kühnen Lügengespinsts um die tricontinischen Grabbeigaben war Ebbo wahrscheinlich nur zu gut bewusst, dass es einfacher und auf Dauer auch ungefährlicher war, nur durch Auslassungen und geschickte Hervorhebungen die Verhältnisse etwas zu beschönigen. Allein der tote Vogt war nicht überzeugend zu erklären, doch Herrad fand, dass es darauf nun auch nicht mehr ankam, vielleicht, weil sie, als sie zu ihren beiden auf dem Hof wartenden Kriegern zurückkehrte, zu gründlich erschöpft war, um ihre Müdigkeit noch zu empfinden. Diese falsche Wachheit musste ausgenutzt werden, solange sie anhielt. »Zum Praetorium!«, befahl sie daher und kümmerte sich nicht um das unzufriedene Gemurmel, das von Adela und Medardus kam, denen es gar nicht gefiel, ihre Herrin nach einem anstrengenden Tag im Sattel noch so unternehmungslustig zu finden.
    Wäre es Herrad nur darum gegangen, festzustellen, ob im Gericht

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