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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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ist, der Euch dankbar sein muss, überhaupt ein Dach über dem Kopf und eine vernünftige Beschäftigung zu haben. So einer taugt gut dazu, Euch ein paar Nächte lang Gesellschaft zu leisten, und hätte das auch willig getan, wenn Ihr ihm keinen Schreiberposten gegeben, sondern ihm nur eine Handvoll Kupfermünzen in den Schoß geworfen hättet, das denkt Ihr doch, nicht wahr? Aber so einer ist er nicht.«
    Von dem, was zu sagen die Pflicht eines Gefolgsmannes war, waren sie nun schon reichlich weit entfernt und auf dem besten Weg in Gebiete, die Ardeija nicht das Geringste angingen.
    »Bezähmt Euch«, sagte Herrad daher kühl. »Und denkt daran, dass wir hier nicht von einem unschuldigen Jüngling von fünfzehn Jahren sprechen, der aus meinen Fängen gerettet werden muss, sondern von einem erwachsenen Mann, der auf sich selbst Acht geben kann.«
    »Ja, und das hat er bislang so gut getan, dass bis auf die Mutter seines Sohnes wahrscheinlich kaum eine Frau sehr nahe an ihn herangekommen ist!«, gab Ardeija hitzig zurück. »Ich weiß nicht, wie es ist, sich viel zu jung in das Mädchen zu verlieben, mit dem man seine halbe Kindheit hindurch befreundet war, und ich danke Gott dafür, dass ich das Unglück nicht hatte, aber ihm ist es so ergangen und er hat das alles sehr ernst genommen. Er hat mir sogar einmal ein Auge blaugeschlagen, weil ich ›Komm doch mit, Merula wird schon nichts erfahren‹ gesagt habe, als wir einen lustigen Abend mit ein paar Mädchen hätten haben können, in einem Alter, in dem man noch ganz sorglos sein sollte , und da war er noch nicht einmal verheiratet mit ihr! Und wenn seit Wulfins Geburt und Merulas Tod viel gewesen ist, sollte es mich wundern, denn wer will schon etwas von …« Gerade noch rechtzeitig schien ihm einzufallen, dass die Frage, wer wohl etwas von einem Mann wollte, der nur noch ein Auge, dafür aber ein Brandmal und ein kleines Kind hatte, nicht sehr passend gewesen wäre, und er unterbrach sich. »Es ist nun einmal so, dass er solche Dinge sehr ernst nimmt, viel zu ernst, wenn Ihr mich fragt«, setzte er etwas ruhiger neu an. »Wenn Ihr nun hingeht und Euer Vergnügen mit ihm habt, wird er auch das ernst nehmen und glauben, dass Ihr ihn tatsächlich leiden mögt. Er wird todunglücklich sein, wenn Ihr die Lust an ihm verliert und ihm sagen müsst, dass er zu viel erwartet hat. Das ist nichts, was man gern gesagt bekommt, selbst dann nicht, wenn man nicht so empfindlich ist.« Er wirkte mit einem Mal selbst seltsam verletzlich, als habe er ungewollt irgendeine alte Erfahrung preisgegeben, an die er sich nicht erinnern wollte. »Aber wenn man nun so einer ist, der umgekehrt nie daran dächte, sich auch nur für ein paar Tage auszutoben, muss es doppelt schlimm sein, und das werdet Ihr ihm nicht antun. Was auch immer er Euch ist, er ist mein Freund und ich verdanke ihm mein Leben.«
    Herrad hatte äußerlich unbewegt gelauscht. »Ich habe Euch ausreden lassen, Herr Ardeija«, sagte sie nun, »und das, obwohl vieles von dem, was Ihr gesagt habt, zu weit ging. Nun werdet Ihr mir Eurerseits zuhören und Euch gebührend schämen. Auf Eure Art seid Ihr gewiss ein wohlmeinender Freund, aber wenn Ihr je wieder so mit mir sprecht, als ob ich eine lüsterne Alte wäre, die im Begriff steht, sich an Eurem behüteten Lieblingsbruder zu vergreifen, könnt Ihr Euch als entlassen betrachten und werdet Euch tunlichst so weit von Aquae Calicis entfernen, dass ich Euch nicht finden kann, um Euch eigenhändig die Ohren abzuschneiden. Ich schulde Euch keine Rechtfertigung, doch ich verwahre mich gegen die Unterstellung, dass ich mich in meinem Handeln von niederen Begierden leiten ließe. Selbst wenn ich es täte, hätte ich wohl den Verstand, am rechten Ort nach jemandem zu suchen, der gegen Geld oder Gefälligkeiten entsprechende Dienste feilbietet, und wäre kaum verzweifelt genug, auf eine Zufallsbekanntschaft zurückzugreifen.«
    Nach Ardeijas Gesicht zu urteilen bekam er bereits einen ganz guten Eindruck davon, wie sich reuige Übeltäter vor ihrem Richterstuhl fühlten, aber Herrad hatte noch nicht alles gesagt, was gesagt werden musste.
    »Wulfila könnte in der Tat annehmen, dass ich ihn ehrlich leiden mag. Habt Ihr auch in Erwägung gezogen, dass er sich vielleicht nicht täuscht? Es wird sich mit der Zeit erweisen, ob wir das, was sich hier ergibt, einmal als concubinatus oder als matrimonium bezeichnen werden, und wenn er und ich zu einer Entscheidung darüber gelangt sind,

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