Tricontium (German Edition)
Namen verbunden hat, ist auch schon ein paar Jahre her. Und ohne seinen Ruf sind wir niemand. Einer von uns ist nicht mehr jung, der andere hat nur noch ein Auge, aber dafür ist noch ein Kind dabei, für das die beiden sorgen … Gar nicht gut. Wie oft wir in den letzten Jahren tatsächlich als Krieger angeworben worden sind, kann ich an einer Hand abzählen, und Ebbo war der Einzige, der mich länger als nur für zwei oder drei Wochen haben wollte. Wohin das geführt hat, hast du selbst gesehen. Die meiste Zeit über haben wir uns anders durchgeschlagen.« Er lächelte, um seine Worte nicht zu sehr nach einer Klage klingen zu lassen, und setzte hinzu: »Gelegentlich sogar ehrlich, aber selten auf Monate hinaus so sicher wie jetzt. Ich bin zufrieden und mein Vater wäre es auch, wenn du ihm endlich etwas zu tun geben würdest.«
Herrad zog die Stirn kraus. »Hat er nicht genug zu tun? Er muss immerhin meine Dienerschaft, meine Schreiber und mich satt bekommen.«
Wulfila ging zu ihr hinüber und hätte gern mit der einen Haarsträhne gespielt, die sich im Nacken aus ihrer Frisur gelöst hatte; da Oshelm nicht so sehr mit dem Tee beschäftigt war, dass er nicht jederzeit hätte aufsehen können, unterließ er es lieber. »Das schon. Aber du stellst keine hohen Ansprüche, was dein Essen betrifft. Wenn ich mich recht entsinne, bezog sich der einzige klare Wunsch, den du in der Hinsicht je geäußert hast, auf Apfelpfannkuchen. Ansonsten sagst du jeden Tag nur ›Macht, was Euch einfällt, etwas Einfaches reicht aus‹.«
»Das ist ja auch gut gegangen, nicht wahr? Bisher hat mir alles geschmeckt.«
»Aber du weißt nicht, was dir entgeht. Sag ihm, dass du gefüllte Forellen oder etwas in der Art möchtest, dann wird er glücklich sein wie ein Schweinchen im Dreck.«
In Herrads Augen stand wieder einmal jener prüfende Blick, dem nichts entging. »Du möchtest welche.«
Es hätte keinen Sinn gehabt, zu leugnen. »Natürlich. Es ist auch schon eine Weile her, dass ich welche gegessen habe.«
Die Richterin schüttelte mit nachsichtiger Miene den Kopf. »Gefüllte Forellen also? Nun gut. Ich will jedenfalls, dass du weißt, dass ich es euch nicht nachtragen werde, wenn Ihr es euch noch anders überlegt.«
»Nun sagt ihm das nicht so deutlich!«, mischte Oshelm sich ein und füllte eine erste Teeschale für Herrad. »Er ist mir durchaus eine Hilfe und außerdem geht es mit ihm hier viel lustiger zu als mit Guntram.«
Wulfila, der nicht geahnt hatte, dass Oshelm bei der Arbeit oder überhaupt jemals auf gute Unterhaltung viel Wert legte, schwieg ebenso verblüfft wie Herrad, die sich erst wieder fasste, als der dampfende Tee vor ihr auf dem Tisch stand.
»Wie Ihr hört, besteht wohl kein Grund zur Sorge, dass Wulfila so schnell flüchten könnte«, sagte sie schließlich. »Zumindest nicht vor Euch oder mir. – Übrigens danke für den Tee. Stellt Ihr auch eine Schale auf die Fensterbank, damit Laetus und seine Freunde nicht zu kurz kommen?«
38. Kapitel: Brandmal und Rabe
Die Zeit bis zum Gerichtstag ging ruhig herum, so ruhig, dass Ardeija die unsichere Lage, in der sie sich alle befanden, und Asgrims fortdauernde Anwesenheit in Aquae stundenweise fast vergaß. Tagsüber gab es im Praetorium viel zu tun, doch an den Abenden genoss er den Frieden, der inzwischen die meiste Zeit über im Haus herrschte. Zuweilen hielt das Schweigen zwischen ihnen allen zwar noch zu lange an und es gab Dinge, auf die man besser weder Theodulf noch Asri ansprach, aber Rambert lachte viel und der böse Wille, der die ersten Tage vergiftet hatte, war verschwunden.
Als Asri einmal nach getaner Arbeit mit gelöstem Haar aus der Werkstatt zurückkehrte, beschloss Ardeija, dass er außer der Reihe zur Nachtwache im Praetorium dazustoßen würde und dass es Rambert ganz einfach gefallen musste, auch mitzukommen. Er verbrachte die halbe Nacht damit, ihr zu erzählen, wie sich vor zwölf Jahren der damalige Vogt von Salvinae gegen seinen König erhoben hatte und wie die Belagerung der Stadt verlaufen war. Als Rambert schließlich, Gjuki auf dem Bauch, auf der Bank in der Vorhalle des Hochgerichts einschlief, hatte sie einen glücklichen langen Abend gehabt.
Ob das auch auf seine Eltern zutraf, wusste Ardeija nicht, aber am nächsten Tag rührte Asri beim Frühstück ungefragt viel Honig in Theodulfs Tee.
Am Morgen des Gerichtstags badete Ardeija ohne Erbarmen Gjuki, der ihm dafür bis gegen Ende des Frühstücks schnarrend und fauchend
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