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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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gleich noch festzunehmen, würde sie damit keinerlei Schwierigkeiten haben.
    Die Tür zum großen Schlafzimmer stand offen; Flötenspiel drang daraus hervor. Die Königsbotin hatte wohl nach Unterhaltung und Ablenkung zwischen den Gesprächen verlangt oder wollte es nur so erscheinen lassen, als sei sie heiter und unbesorgt genug, sich solchen Zerstreuungen hinzugeben. Vom halbdunklen Vorzimmer aus wirkte es jedoch fast, als sei der Raum mit seiner Helligkeit und seiner Musik eine andere, bessere Welt.
    In Wahrheit aber war er eine kleine Hölle und Ardeija hätte schon auf der Schwelle gern ein Unwohlsein vorgetäuscht, um umkehren zu dürfen, bevor die missa regia ihn auch nur einmal ansah.
    Es hatte dem König gefallen, Frau Placidia Justa nach Aquae Calicis zu senden.
    Sie war noch immer so schön, wie sie es im Sommer vor Bocernae in Sala gewesen war, auch wenn sich in ihrer kunstvoll aufgesteckten Frisur nun allererste graue Haare in die schwarzen mischten und die Linien um ihren Mund härter geworden waren. In safrangelber Seide und einem pelzgesäumten Umhang in tiefstem Rot schien sie beinahe zu brennen und das Licht der wahren Flammen der Feuerstelle, der vielen Öllämpchen und Kerzen fing sich in den edelsteinbesetzten Ringen an ihren Händen und der schweren Goldkette um ihren Hals, an der eine Gemme mit dem Bild eines römischen Kaisers hing.
    Der Rest des Raums verblasste gegen die Königsbotin, auch wenn ihre Leute keine Mühen gescheut hatten, ihn in kürzester Frist in das Zimmer einer Fürstin zu verwandeln, von dem kostbar gekleideten Gefolge selbst über bestickte Wandbehänge und rasch zusammengesteckte leichte Reisemöbel aus edlen Hölzern bis hin zu den Pelzen und Teppichen auf dem Boden, auf dem ein weißes Schoßhündchen mit Silberglöckchen am Halsband vor dem Feuer schlief. Der junge Flötenspieler, der sich beim Erscheinen der Besucher in den Hintergrund zurückzog, war so hübsch und anmutig, dass er wahrscheinlich noch andere Dienste zu versehen hatte. Ardeija wollte nicht näher darüber nachdenken. Er fragte sich nur, ob Placidia Justa sich wohl noch gut genug an jene drei Julitage erinnerte, um auf seine Bitten zu hören, wenn er Frau Herrad beistehen musste, die immer noch herzlich unbeeindruckt aussah.
    Er kam nicht dazu, es herauszufinden. Die Königsbotin erhob sich von ihrem Sitz, wie man es doch nur tat, um jemandem gleichen oder höheren Ranges entgegenzugehen, und die Richterin verneigte sich nicht, wie sie es hätte tun sollen.
    » Salve , Justa!«, sagte sie stattdessen und Placidia Justa breitete lächelnd die Arme aus.

39. Kapitel: Die Königsbotin
    »Du musst verzeihen, dass ich dich nicht vorgewarnt habe«, sagte Placidia Justa und füllte eigenhändig Herrads Teeschale, »aber es wäre sehr ungünstig gewesen, wenn meine Ankunft verfrüht bekannt geworden wäre.«
    Herrad war bereit, Justa heute Abend fast alles zu vergeben, selbst die Küsse auf beide Wangen, die sie über sich hatte ergehen lassen müssen, bis die ausgedehnte Begrüßung endlich vorüber gewesen war. Sie war froh genug, anstelle irgendeiner übellaunigen Fremden ihre alte Freundin vorgefunden zu haben.
    Justa hatte abgewinkt, als ihr Schreiber ein frisches Blatt Papier ins Schreibpult hatte spannen wollen. »Ihr werdet kein Wort notieren; das ist ein Freundschaftsbesuch, kein Verhör. Zieht Euch zurück, ich lasse Euch rufen, wenn ich Euch wieder benötige.«
    Sie hatte auch alle übrigen entweder ganz hinaus oder auf die andere Seite des Zimmers gescheucht, so dass sie und Herrad nun den angenehmen Platz vor dem Feuer für sich allein hatten, sah man von dem kleinen weißen Hund ab, der beschlossen zu haben schien, dass es sich auf dem Saum von Herrads Gerichtsrobe viel besser lag als auf den Blumenmustern des Teppichs aus dem Osten. Von dort musste auch das zarte Teegeschirr mit seiner goldglänzenden Rankenbemalung stammen. Es war eine Torheit, einen solchen Schatz auf eine Reise mitzunehmen, aber Justa wäre wohl nicht Justa gewesen, wenn sie darauf verzichtet hätte.
    Doch die Pracht, die sie wie gewohnt umgab, und ihr wie immer tadelloses Äußeres konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht alles war, wie es sein sollte; auch Justa war erschöpft und besorgt, als sei Herrad nicht die Einzige, die recht wilde Wochen hinter sich hatte.
    »Ich hatte daran gedacht, dich vernünftig herbitten und nicht zu lange warten zu lassen«, fuhr die Königsbotin fort, »aber das hätte dir für die

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