Tricontium (German Edition)
ausrichten können.«
»Hat Ardeija dir vorhin gesagt, was genau auf der Burg vorgefallen ist?«
Asri lächelte halb nachsichtig, halb betrübt. »Genug, um mich begreifen zu lassen, dass sie ihn mit Gewalt daran hindern mussten, auf Asgrim loszugehen. Aber das ist nicht der Grund dafür, dass es so schlimm steht.«
Sie sah kurz zu Ebbos Anhang hinüber, der nun mit einem eigenen leisen Gespräch beschäftigt zu sein schien, bevor sie fortfuhr: »Anscheinend hat Ebbo sich gründlich mit Asgrim zerstritten, was uns gleichgültig sein könnte, wenn es nicht geschehen wäre, weil Asgrim sehr weit gegangen ist, um sich mit der Königsbotin gut zu stellen.«
»Wie weit?«
»Weit genug, die Heiratspläne aufzukündigen, die für seine Tochter und das arme Kerlchen dort bestanden.« Ihr Blick streifte Ebbos Sohn. »Wie es scheint, hat Frau Placidia Justa selbst einen Sohn.«
»Das ist nicht gut«, sagte Wulfila und bereute, Herrad nie weiter über die Familienverhältnisse ihrer Freundin ausgefragt zu haben. »Gar nicht gut.«
»Nein. Den Mann, mit dessen Kind man sein eigenes verheiraten will, stößt man nicht vor den Kopf. Aber« – sie strich Rambert, die aufmerksam lauschte, leicht über den Rücken – »es ist ja nicht so, dass ich nicht nachgedacht hätte. Ich vertraue auf eines. Asgrim wird Theodulf nicht mitgenommen haben, um sich einige Tage lang auf der Burg von Aquae an seiner Rache zu ergötzen. Früher oder später wird er ihn auf den Brandhorst bringen wollen, um allen dort zu zeigen, wie er mit jemandem verfährt, der ihn verraten hat, und der Weg dorthin ist weit genug, um etwas zu unternehmen.«
Wulfila nickte und fragte sich doch, wie das, was Asri vorzuhaben schien, gelingen sollte. Es war sicher nicht unmöglich, genug Leute für einen Hinterhalt zusammenzubekommen und einen geeigneten Platz zu finden, ganz gleich, ob Asgrim die Straße über Corvisium oder den Weg durch den Kranichwald nehmen wollte, aber was dann? Sie würden nicht einfach nach Hause gehen und einen entweder sehr rachsüchtigen oder sehr toten Fürsten zurücklassen können, ohne mit reichlich weiterem Ärger rechnen zu müssen.
Asri merkte ihm seine Zweifel wohl an, denn sie lächelte grimmig. »Nein«, sagte sie, als hätte er die Fragen, die ihm durch den Kopf gingen, laut ausgesprochen, »ich werde mich nicht mit Pfeil und Bogen in den Wald stellen und tun, als wäre dies ein Heldenlied. Ich will auch nach dieser Geschichte meine Werkstatt ruhig weiterführen können. Theodulf ist nicht ohne Freunde. Da ist dieser Mann namens Halli, jenseits der Grenze, der neulich bereit war, ihm zu helfen.«
»Der Häuptling mit den vielen Kühen?«
»Genau der. Er hat, was ich nicht habe, Krieger und ein Haus, das Asgrim nicht ohne weiteres zugänglich ist. Dort an der Grenze befehdet ohnehin jeder jeden, so dass es Halli nicht sehr stören wird, wenn Asgrim einen neuen Vorwand hat, ihm einige seiner vielen Kühe wegzutreiben … Das ist er ohnehin von Jugend auf gewohnt. Ich werde ihn um Hilfe bitten.«
»Und wahrscheinlich wird er sie gern gewähren.«
»Ich kann aber nicht selbst gehen oder Ardeija schicken. Da mein Sohn ja so schlau war, Asgrim heute sehr deutlich zu machen, wie weit er gehen würde, wird in nächster Zeit wohl jeder unserer Schritte beobachtet werden und ein Hinterhalt, den man im Voraus ahnt, ist kein guter Hinterhalt. Aber Frau Herrads Schreiber könnte auf einen Ritt über Land geschickt werden, ohne Verdacht zu erregen, in Angelegenheiten des Hochgerichts, nicht wahr?«
Wulfila nickte langsam. »Ja. Das könnte geschehen und die Zeit könnte reichen. Asgrim wird in Aquae bleiben wollen, bis Otachars Antwort eingetroffen ist.«
»Gut«, sagte Asri und schien die Sache für abgemacht zu halten.
Ebbo verabschiedete sich bald danach und Herrad, die ihn höflich hinausbegleitete, achtete darauf, die Tür gut zu schließen, als der Graf und sein Gefolge fort waren.
»Ich werde jetzt zur Burg hinübergehen«, verkündete sie, ohne irgendjemandem Zeit für Fragen oder Vorschläge zu lassen, »und, nein, ich werde dort keinen Begleiter benötigen; es reicht aus, wenn Medardus mich sicher hinbringt.«
»Ihr werdet nicht viel ausrichten können«, gab Asri zu bedenken.
Herrad nahm den Einwand unbeeindruckt zur Kenntnis. »Ich kann Euch natürlich nichts versprechen, Frau Asri«, sagte sie, während sie in ihr Schlafzimmer ging, um sich vor dem Bronzespiegel an der Ostwand die Haare neu zu flechten, »und
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