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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Augen starr auf den Spiegel gerichtet, als sehe er darin nicht sein eigenes Bild, sondern ferne Welten und Zeiten.
    Es wurde still, und selbst Herrad wirkte, als sei ihr die Sache unheimlich, auch wenn sie sich bemühte, diesen Eindruck rasch mit aufgesetzter Heiterkeit zu verwischen. »Nun, das ist beruhigend; in dem Fall werde ich Ebbo gründlich die Meinung sagen können.«
    Malegis hob den Blick nicht; er fingerte nur nachdenklich mit der freien Hand an dem Rabenanhänger in seinem Bart herum. »Fordert das Schicksal nicht heraus, Frau Herrad. Ich sehe den Rabenkönig und der verspricht Schutz nur als Gegenleistung für weises und kluges Verhalten. Tollkühnheit gefällt ihm nicht.«
    Die Richterin schwieg.
    »Seht Ihr tatsächlich in die Zukunft, großer Magus?«, fragte stattdessen Adela, deren Pferd mittlerweile bereitstand, in ehrfürchtigem Ton.
    Der Zauberer ließ den Spiegel los, so dass die blanke Bronzescheibe noch für eine Weile an ihrer Kette hin- und herschwang, bevor sie in den Falten seines Gewandes zur Ruhe kam. »Wer kann die Zukunft schon sicher vorhersagen? Die Menschen haben ihren freien Willen, man kann nie ganz genau sagen, was sie tun werden. Ich sehe nur in Zeichen und Bildern, was sein könnte, und habe die nötige Erfahrung, daraus meine Schlüsse zu ziehen.«
    »In jedem Fall sagt meine Erfahrung mir, dass es bald dunkel sein wird«, bemerkte Herrad, »und dass wir uns sehr beeilen sollten, wenn wir heute noch aufbrechen wollen.« Damit wandte sie sich ab und ging zu den Pferden hinüber, als habe sie allen Ernstes vor, ohne weiteren Abschied davonzureiten.
    Wulfila wusste, dass er Gott dafür hätte danken sollen, dass seine Beteiligung an dieser Angelegenheit nun vorüber war. Es wäre leicht gewesen, auf den Karren mit aufzuspringen und im Schutze der Dunkelheit ein paar Meilen weiter mit Wulfin und seinem Vater die anderen zu verlassen, bevor jemand wieder auf den Gedanken kommen konnte, dass gewisse Vorgänge in Mons Arbuini einer weiteren Überprüfung bedurften, sehr leicht, und auch vernünftig.
    Stattdessen lief er, während Gjuki mit einem triumphierenden Zirpen wieder in seinem Kragen verschwand, der Richterin nach. »Wartet, Frau Herrad! Wenn Ihr Euch nicht allein auf den Rabenkönig des Magus verlassen wollt, könnte ich mitkommen, wenn Ihr mir Wigbolds Pferd leiht. Ich kenne den Weg doch schon.«

10. Kapitel: Trollwald
    In der Dämmerung kamen im Wald die Trolle hervor. Man sah nicht viel von ihnen, nur hier und da das buschige Ende eines langen Schwanzes oder ein dunkles Augenpaar, das im Laubwerk der Sträucher kurz aufblitzte, doch konnte man hören, wie sie durchs Unterholz hasteten. Sie schienen so wenig müde zu werden wie die Grillen an einem Sommertag im Süden, und die Geräusche, die von ihrer Anwesenheit kündeten, begleiteten die Richterin und ihren selbsternannten Beschützer auf ihrem Ritt zu dem alten Grenzwachturm. Herrad hätte gern gewusst, ob die Trolle wohl aus ihren Höhlen heraus beobachtet hatten, was mit Wigbold geschehen war, doch man stellte einem Troll nicht so einfach Fragen. Sie würde wohl oder übel warten müssen, bis sie den Grafen von Corvisium um eine Erklärung bitten konnte, sofern Ebbo denn überhaupt gedachte, ein höfliches Gespräch mit ihr zu führen.
    Nur einige Schritte vor ihnen huschte ein gedrungener Schatten über den Pfad und verschwand wieder. Herrad lachte, für einen Augenblick von ihren sorgenvollen Grübeleien abgelenkt. »Habt Ihr den gesehen? Man glaubt gar nicht, wie schnell sie sein können!«
    »Sie sind immer zu schnell«, sagte Wulfila mit leisem Bedauern. »Man kann sie nie richtig betrachten.«
    »Man kann auch Glück haben«, widersprach die Richterin. »In Aquae Calicis ist eine kleine Trollfrau mit langem schwarzen Zottelhaar und großer Nase. Ich stelle ihr dann und wann einen Topf mit Grütze in den Hof hinter meinem Haus. Wir wollen hoffen, dass die Magd, die das Haus hütet, solange ich nicht dort bin, das nicht vergisst!«
    »Und Ihr seht sie richtig von Nahem, die Trollfrau?« Wenn er so fragte, klang Wulfila beinahe wie sein Sohn.
    Herrad verbarg ein Lächeln. »Zuerst habe ich nur ihren Schwanz aus der Luke am Pferdestall hängen sehen; da oben wohnt sie. Und da ich mich zu erinnern meinte, dass mein Vater mir einmal etwas von Trollen und Grütze erzählt hatte, versuchte ich, sie damit hervorzulocken. Sie mochte es in den ersten Monaten nicht, beobachtet zu werden, wenn sie herunterkam, aber

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