Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
niedrige Mauern, lief auf ein bestimmtes Ziel zu. Er mobilisierte seine ganze Kraft, holte immer weiter auf, lief jetzt schon im Windschatten von Szabo und war knapp davor ihn zu erreichen. Da schlug Szabo plötzlich einen Haken, Braun schlitterte über einen schmalen Steinweg, schlug der Länge nach auf den Boden, stand aber sofort wieder auf und stürzte vorwärts. Als sich weiter hinten die Silhouette eines Turms gegen die Dunkelheit abzeichnete, wusste er, auf welches Ziel Szabo zurannte. Zielorientiert lief Szabo auf den hohen, halb verfallenen Glockenturm des Klosters zu, balancierte über eine brüchige Steinmauer und schwang sich durch ein Fenster ins Innere. Nur Sekundenbruchteile später war auch Braun drinnen. Der Regen trommelte auf die steinerne Treppe und die Stufen waren nass und rutschig.
Erster Stock, zweiter Stock, immer höher liefen sie nach oben, ohne zu zögern sprang Braun über fehlende Stufen und klaffende Löcher, immer knapp hinter Szabo, der sein Tempo jedoch nicht verringerte. Auf dem letzten Absatz, kurz bevor die Treppe im Nichts endete, führte eine Türöffnung auf einen schmalen brüchigen Balkon und Szabo verdoppelte seine Geschwindigkeit. Doch diesmal wollte Tony Braun siegen und dieser Wille verlieh ihm beinahe übernatürliche Kräfte. Er überholte Szabo und stieß ihn rüde zur Seite. Ohne ihn festzuhalten, stürmte er weiter nach oben, stoppte vor der schwarzen Türöffnung und drehte sich zu Szabo um.
„Du hast verloren, Szabo!“, keuchte er. „Diesmal bin ich der Sieger!“
Doch Szabo reagierte nicht. Ohne das Tempo zu verringern, prallte er gegen Braun, durch die Wucht des Aufpralls stürzten beide hinaus auf den Balkon. Im Sturz verlor Szabo seinen scharf geschliffenen Deckel und die Scheibe segelte wie ein Ufo hinunter in die Dunkelheit.
„Mein Tod ist das Finale der Inszenierung“, hörte Braun die Stimme von Szabo nur noch als leises Raunen an seinem Ohr. „Ich denke nicht, dass du gemeinsam mit mir sterben willst, Tony!“
Instinktiv lockerte Braun seinen Griff, mit dem er Szabo auf den Boden drückte und Szabo rammte ihm sein Knie in den Bauch. „Der Obolus ist bezahlt, bald bin ich wieder mit meiner Familie vereint!“, schrie er euphorisch und schwang sich mit einem Satz auf die breite, steinerne Brüstung. Wie ein Turmspringer stieß sich Szabo vom Rand ab und schwebte mit ausgebreiteten Armen lautlos wie ein bizarrer Todesvogel in die Tiefe.
Später, als Tony Braun gemeinsam mit Anna Lange im Auto von Ramon Llul saß und draußen die Beamten von der Spurensicherung in ihren weißen Overalls durch das Gestrüpp stapften und überall kleine Tafeln in die vom Regen aufgeweichte Erde steckten, als Igor Drakovic in einem Rettungswagen von einem Notarzt versorgt wurde, als Slobodan Petrovic bereits in einem Blechsarg steckte und der totgeweihte Stefan Szabo um sein Überleben kämpfte, als die einsame Tatjana Drakovic, schön wie eine rote Blume, noch immer im Regen auf einer grauen Plastikfolie lag, da bemerkte er, dass Anna Lange noch immer zitternd mit totem Blick durch die Windschutzscheibe des Wagens in die Nacht starrte. Wortlos drückte er ihre Hand und langsam kehrte das Leben in ihre Augen zurück.
Epilog
Einige Wochen später lehnte Tony Braun an einem der wackeligen Stehtische beim Anatolu Grill unten am Fluss und sah nachdenklich einer Bierdose nach, die von den Wellen langsam stromabwärts getrieben wurde, als sein Handy klingelte.
„Chefinspektor Braun, ich gratuliere Ihnen!“, vernahm er die enthusiastische Stimme seine Chefs Dr. Wagner.
„Ich habe soeben mit dem Innenministerium gesprochen und großes Lob für unsere erfolgreiche internationale Zusammenarbeit bekommen. Das
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