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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Pro­zes­ses zuzus­tim­men. Das konn­te nie­mand verste­hen, aber bis­her war es ihm ge­lun­gen, sämt­li­che Ar­gu­men­te, die für eine Neu­auf­la­ge vor­ge­bracht wur­den, zu ent­kräf­ten.
    An die­sem Vor­mit­tag saß er an sei­nem schma­len Tisch, der gleich­zei­tig zum Schrei­ben und zum Es­sen diente, und kleb­te ein Post-it auf eine An­zei­ge in der Vorab­aus­ga­be ei­ner in­ter­na­tio­na­len Mo­de­zei­tung. Für die­se Zeit­schrift ent­warf er schon seit Jah­ren das krea­ti­ve Lay­out und die Her­aus­ge­ber fan­den auch nichts da­bei, dass er im Ge­fäng­nis saß. Lang­sam leg­te er das Heft ne­ben zwei Fo­to­ko­pi­en, die er mit ei­ner aus­ge­druck­ten Mail von den zu­stän­di­gen Be­am­ten er­hal­ten hat­te, und ließ die Au­gen prü­fend hin und her schwei­fen. Sei­ne Er­in­ne­rung hat­te ihn also nicht ge­täuscht, es gab eine ein­deu­ti­ge Über­eins­tim­mung zwi­schen den Ab­bil­dun­gen. Lächelnd schüt­tel­te er den Kopf.
    Dass sie selbst nicht auf die­se Ver­bin­dung ge­kom­men wa­ren, dach­te er. An­de­rer­seits, nie­mand hat­te so viel Zeit wie er, sich mit An­zei­gen in Mo­de­zeit­schrif­ten zu be­schäf­ti­gen. Für alle ging das Le­ben hek­tisch und stres­sig wei­ter und näher­te sich in ra­sen­der Ge­schwin­dig­keit dem Ende, für ihn aber war nach sei­ner Ver­ur­tei­lung die Zeit ste­hen ge­blie­ben und er hat­te auf­ge­hört, Jah­re, Tage, Stun­den und Mi­nu­ten zu zählen.
    „Sie müs­sen zur The­ra­pie!“, rief der Wär­ter durch die dicke Stahl­tür und trom­mel­te mit der Faust von au­ßen da­ge­gen, so­dass es in sei­nen acht Qua­drat­me­tern hall­te wie in ei­nem go­ti­schen Dom.
    „Die The­ra­pie ist doch am Nach­mit­tag“, ant­wor­te­te er und ach­te­te pe­ni­bel dar­auf, sei­ne Stim­me nicht über Ge­bühr zu he­ben und so gleich­gül­tig wie nur mög­lich zu klin­gen.
    „Nach­mit­tags ha­ben Sie Be­such“, ant­wor­te­te der Be­am­te und trom­mel­te wie­der an die Tür. Ge­gen sei­nen Wil­len zuck­te er zu­sam­men und fuhr mit sei­nem Roll­stuhl schnell zur Tür.
    „Be­such? Wie­so habe ich Be­such?“, rief er und leg­te sein Ohr an die Stahl­tür, um kei­nen ein­zi­gen Satz der Ant­wort zu über­hören.
    „Es ist die Po­li­zei! Es geht um die Mail, die man Ih­nen ge­schickt hat!“ Er hör­te es in der Stim­me, dem Jus­tiz­wa­che­be­am­ten be­rei­te­te es Ver­gnü­gen, ihn zu ir­ri­tie­ren und aus sei­ner Rou­ti­ne zu schrecken.
    „Aber ich habe doch ge­sagt, dass ich nie­mand se­hen will.“ Ganz lang­sam schob er sich in dem Roll­stuhl zu­rück, bis er ge­nau in der Mit­te der Zel­le zum Ste­hen kam, dort, wo die Ener­gie der bei­den Dia­go­na­len am stärks­ten war.
    Nur nicht nach­ge­ben, dach­te er und starr­te auf das schwar­ze Kreuz am Bo­den, das durch den Gum­mi der Roll­stuhl­rei­fen ent­stan­den war. Wenn er nichts zu tun hat­te, dann fuhr er stän­dig dia­go­nal durch sein Apart­ment. In letzter Zeit blie­ben auf Grund der Wirt­schafts­kri­se die Auf­trä­ge aus und so hat­te er oft nichts zu tun.
    „Hier geht es um eine ak­tu­el­le Er­mitt­lung! Es ist die Mord­kom­mis­si­on aus Linz! Man wird Ih­nen Fra­gen stel­len!“
    An der Stim­me des Wach­be­am­ten konn­te er er­ken­nen, dass alle Jus­tiz­wa­che­be­am­ten da drau­ßen höchst in­ter­es­siert dar­an wa­ren, was er wohl zu ei­ner Mor­der­mitt­lung bei­tra­gen konn­te. Er, der doch seit über zwei Jah­ren kei­nen di­rek­ten Kon­takt mehr zur Au­ßen­welt ge­habt hat­te. In­di­rekt mehr als ge­nug, denn noch vor we­ni­gen Mo­na­ten, als sein Busi­ness flo­rier­te, hät­te er Tag und Nacht ar­bei­ten kön­nen, so vie­le Auf­trä­ge tru­del­ten her­ein. Manch­mal arg­wöhn­te er, dass er mit sei­nen Ho­no­ra­ren das gan­ze Ge­fäng­nis fi­nan­zie­ren wür­de, denn die Hälf­te sei­ner Ein­künf­te spen­de­te er dem Ge­fäng­nis­fonds. Da­für konn­te er täg­lich vier Stun­den den Hoch­lei­stungs­com­pu­ter mit den neues­ten Gra­fik­pro­gram­men, die er ge­kauft hat­te, in der Bi­blio­thek be­nut­zen, dort ar­bei­ten und sei­ne Mails checken. Hier in sei­nem Apart­ment, wie er sei­ne Zel­le ko­kett nann­te, muss­te

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