Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
dass Sie sich Zeit genommen haben“, sagte Elena Kafka, stand schnell auf, packte Fotos und Kopien zusammen und lächelte Zorn freundlich an. „Sie haben uns sehr geholfen.“ Unauffällig signalisierte sie Braun, dass er sich zurückhalten sollte.
„War … war das schon alles?“ Ungläubig blickte Zorn zu Elena Kafka hoch, stand dann ebenfalls auf und streckte ihr seine unbehaarte weiße Hand entgegen.
„Was haben Sie denn erwartet?“ Elena Kafka schloss geräuschvoll ihre Tasche. Damit war alles gesagt und Braun und Elena Kafka wurden von der schweigsamen Assistentin nach draußen geführt.
„Ehe ich es vergesse“, sagte Braun und drehte sich noch einmal zu Zorn um, der noch immer hinter seinem Schreibtisch stand. „War es Ihre Fabrik in Moldawien, wo die junge Pianistin ihre beiden Finger verloren hat?“
„Nein!“, erwiderte Zorn spontan, biss sich aber Sekunden später auf die Lippen. „Das heißt, doch, ja ...“, begann er zu stottern.
„Die Fabrik ist Teil unseres Sozialprojekts für Moldawien“, war Xenia schnell mit einer PR-Plattitüde zur Stelle und leierte hastig einen auswendig gelernten Text herunter: „Wir unterstützen diese Fabrik, aber sie gehört uns nicht.“
„Wieso fragen Sie nach dieser Klavierspielerin?“ Zorn rang noch immer mühsam um seine Fassung. „Polina hat doch nichts mit diesen Morden zu tun. Sie ist absolut unschuldig und rein.“
„Unschuldig und rein. Das hört sich gut an“, sagte Braun. „Gibt es aber leider nur im Märchen.“
47. Das große Fressen
Das Etablissement „Les Fleurs du Mal“ im Zentrum von Brüssel hatte weder Hauben noch Michelin-Sterne und war trotzdem ein beliebter Treffpunkt für viele EU-Abgeordnete. Das Essen war zwar mittelmäßig, dafür bot der Weinkeller erlesene Tropfen aus der ganzen Welt zu astronomischen Preisen. Doch der wahre Grund für die große Beliebtheit unter den Abgeordneten waren die lebenden Buffets in den Hinterzimmern.
Auf langen Tischen lagen nackte Mädchen, die über und über mit Speisen und Früchten dekoriert waren, an denen man sich bedienen konnte. Andere Mädchen hatten Brotkörbe um den Hals geschnallt und krochen nackt auf allen Vieren über die Speisetafeln. Besonders originelle Abgeordnete ließen ein nacktes Mädchen vor sich auf der Tischplatte Platz nehmen und wärmten ihre Rotweinflaschen zwischen deren Beinen.
In einem dieser diskreten Hinterzimmer gab Hendrik Glanz gerade eine seiner Anekdoten zum Besten. Wie immer ging es dabei um die Modedesigner, die es einfach nicht schafften, ihre Subventionsansuchen rechtzeitig oder ohne formale Fehler einzureichen, weshalb jährlich hunderte Millionen Euro einfach ungenützt auf den Konten liegen blieben. Sein Kollege hörte allerdings nur mit einem Ohr zu, er war zu sehr damit beschäftigt, einem der auf dem Tisch liegenden Mädchen Champagner in den Bauchnabel zu gießen, um diesen dann geräuschvoll auszuschlürfen.
Obwohl Glanz die belgische Gänseleberpastete nicht sonderlich mochte, hatte er sich eine große Portion davon auftischen lassen, einfach weil sie das Teuerste war, was die Speisekarte an diesem Abend zu bieten hatte. Immer wieder schob er einen gehäuften Löffel zwischen die Schenkel eines gelangweilt dreinblickenden Mädchens und leckte die Pastete mit seinen feuchten Lippen von ihrer Haut ab. Dazu trank er einen kalifornischen Rotwein, dessen Namen er bereits wieder vergessen hatte, er hatte sich nur gemerkt, dass die Flasche neunhundert Euro kostete.
Glanz war in bester Stimmung und er hatte auch allen Grund zum Feiern. Am Nachmittag waren sämtliche Subventionsansuchen, die das Engagement des österreichischen
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