Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
verhängt, aber ein Studiotechniker des Webradios „Wahre Werte“ hatte gesehen, wie Chefinspektor Braun zu seinem Auto gegangen war.
„Braun, du Arschloch“, flüsterte Kim und konnte ihren Blick nicht von dem brennenden Wagen lösen. „Du verdammter Mistkerl, du hast mich nicht mehr ins Kino eingeladen!“
Mehr brachte sie nicht hervor, dann verschwammen die Bilder vor ihren Augen und sie hörte nur noch das hektische Geschwafel der Reporterin, die über mögliche Hintergründe spekulierte, aber im Grund keine Ahnung hatte.
Wie ferngesteuert tappte Kim in ihr Badezimmer, packte ihre Toilettenartikel zusammen, verharrte mitten in dieser Tätigkeit und leerte dann alles wieder auf den gekachelten Boden des Badezimmers. Sie setzte sich mitten zwischen ihre Kosmetikartikel auf den Boden, zog ihren Rucksack zu sich heran und füllte ihn mit allen Jägermeister-Fläschchen, die sie in ihrem Badezimmer versteckt hatte. Ganz langsam zog sie sich dann am Waschbecken in die Höhe, riss sich das bunte Tuch von Kopf und fuhr mit ihren Handflächen über die stoppeligen aschblonden Haare. Früher war sie immer so stolz gewesen auf ihre dicken blonden Haare, die so gut zu ihren schweren Lidern und den grünen Katzenaugen gepasst hatten, dieses Aussehen würde sie wohl nie mehr zurückerlangen. Ohne nachzudenken griff sie in den Toilettenschrank, zog die verdrückte blonde Perücke hervor und stülpte sie mit zittrigen Fingern über ihren Kopf. Als sie den blutroten Lippenstift auftragen wollte, zitterten ihre Finger so heftig, dass ihr Mund aussah, als hätte sie jemandem die Schlagader aufgebissen und das Blut getrunken. Mit mehreren Taschentüchern wischte sie über ihren Mund, wischte und wischte immer heftiger, bis ihr schließlich wieder die Tränen in die Augen schossen und sie nach draußen in ihr Zimmer stolperte.
„Braun, du verdammter Scheißkerl. Du hast dich nicht einmal von mir verabschiedet.“ Sie lachte hysterisch auf und der Schmerz drang bis in ihr Herz, das so stark pochte, dass sie glaubte zu sterben.
Sie kauerte am Boden unter dem Tisch, auf dem noch immer der Laptop stand, auf dessen Bildschirm noch immer der brennende Geländewagen zu sehen war.
„Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was du gestern zu mir gesagt hast. Haben wir uns tatsächlich für einen Kinobesuch verabredet oder bilde ich mir das bloß ein?“, stieß sie hervor und wurde von einem Heulkrampf geschüttelt.
„Welchen Film wollten wir uns ansehen?“
Auch Samsa war ganz aufgeregt, rotierte in ihrem Schädel vor und zurück, kratzte und pochte und das schon lange nicht mehr gespürte „weiße Rauschen“ kehrte zurück und stülpte sich über ihren Blick, über die Traurigkeit, den Verlust und das Sterben.
Noch einmal schaffte sie es, einen Jägermeister zu kippen, dann noch einen und jetzt wurde sie ruhiger und innerlich komplett leer, so als hätte sie mit den Tränen auch ihre inneren Organe und vor allem ihr Herz herausgeweint. Langsam stand sie auf, wischte sich Tränen, Lippenstift und Schminke aus dem vom Weinen verquollenen Gesicht und fasste einen Entschluss.
Nie wieder würde sie eine Chemotherapie machen und nie wieder würde sie in diese verdammte Reha-Klinik zurückkehren. Leise packte sie ihre Unterlagen zusammen, kramte noch einige Kleidungsstücke aus dem Kasten, ihre geliebte braune Lederjacke und die Wildleder-Cowboyboots. In diesem Outfit hatte sie Braun zum ersten Mal gesehen, damals, als sie ihn während der Pressekonferenz zum Mord an der österreichischen Miss World so bloßgestellt hatte. Bei dem Gedanken an diese Auseinandersetzung schossen ihr wieder diese verdammten Tränen in die Augen und energisch zog sie den Rotz hoch,
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