Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Furcht bestimmt war, der immer nur Angst hatte. Der keine Entscheidungen treffen konnte, doch jetzt wurde eine solche von ihm erwartet. Ihre Zwillingsschwester lag halb tot am Boden, ein Fußtritt von Tim hatte ihrem Feuermal gegolten und ihren Schädel zertrümmert, aber noch immer war Leben in ihr. Der graue Mann kam in die Unterführung, nahm ihrer Zwillingsschwester die Blätter mit den Zeichnungen aus den Armen, ohne sie anzusehen und sagte einfach: „Zündet alles an, dann gibt es keine Spur zu uns.“
Natürlich hätte sie eingreifen müssen, aber sie war so geschockt gewesen, von dieser rohen Gewalt, von diesem Hass, mit dem auf ihre Zwillingsschwester eingeprügelt worden war. Die Polizei hatte nur abgeblockt und den Fall als tragischen Unfall behandelt, denn wer kümmerte sich schon um eine tote Obdachlose.
Wieder betrachtete sie sich im Spiegel, strich über das große, rote Feuermal auf ihrer Wange und fand die Symbiose mit ihrer Zwillingsschwester einfach perfekt. Summend stand sie auf und ging mit zwei Dynamitpatronen langsam auf den gefesselten Mann zu. Sie blickte ihm tief in die Augen, ehe sie mit leiser Stimme flüsterte: „Alle müssen brennen! Auch du!“
67. Ein Film erzählt die Wahrheit
Der Yachthafen von Gmunden ist in der Nacht nur schwach beleuchtet und der strömende Regen erschwert zusätzlich die Sicht. Zwei Männer streiten sich auf dem Bootssteg. Einer von ihnen ist unzweifelhaft Jonas Blau, man erkennt ihn an seinem verfilzten Bart und dem kahlrasierten Schädel.
„Ich bin wieder da!“, hat sie am Telefon gesagt. „Ich bin von den Toten auferstanden!“ Das Prasseln des Regens verschluckt einzelne Worte, aber man kann sich den Sinn durchaus zusammenreimen. Der Mann, der diesen Satz zitiert hat, dreht sich jetzt zum Licht und im Schein der Lampe erkennt man, dass es Tim Kreuzer ist. „Sie will mich hier treffen!“, ruft er voller Angst.
„Fuck!“, brüllt Jonas. „Wer?“
„Dein schönes Mädchen mit dem Feuermal.“
„Fuck!“ Jonas fährt sich mit den Fingernägeln über seinen rasierten Schädel, dreht sich um, will abhauen, doch Tim hält ihn zurück. „Wir sind doch beide schuldig!“, schreit er und boxt mit seinen Fäusten auf Jonas ein. Auch Jonas beginnt wie verrückt mit den Händen um sich zu schlagen. Er kann sich losreißen und läuft über den Bootssteg zurück ans Ufer. Am Rand des Stegs sitzt ein großer grauer Wolf mit zotteligem Fell, an dem Jonas unter lauten „Fuck!“-Schreien einfach vorbeistreift und in der Dunkelheit verschwindet.
In der nächsten Sequenz steigt Tim in ein Segelboot, in dem eine Gestalt bereits auf ihn wartet. Es ist eine Frau, sie trägt eine Baseballkappe und es regnet noch immer ziemlich stark. Das Boot schwankt und schlingert und Tim lehnt sich an den Mast. Sie geht auf ihn zu, deutet auf einen dunklen Fleck auf ihrer linken Wange. „Du bist doch tot!“, schreit Tim und schlägt sich die Hände vor sein Gesicht. Langsam hebt die Frau ihren Arm und ein spitzer Gegenstand glänzt im Licht. Man erkennt den Gegenstand nicht genau, weiß aber, dass es eine Spritze mit einem Betäubungsmittel ist. Tim sackt am Mast zusammen, wird von der Frau mit dem Tau für das Vorsegel wieder hochgezogen und mit einer langen Kette an den Mast gefesselt. Geschickt klettert die Frau wieder auf den Steg und läuft schnell zu einem Ruderboot, das am äußeren Rand des Stegs vertäut ist. Gerade als sie in das Boot steigen will, verliert sie in einer Regenbö ihre Kappe und die langen blonden Haare wehen über ihre Schultern. Sie greift nach ihrer Kappe und dreht das Gesicht zu der Lampe an dem Bootshaus neben dem Steg. Von dort aus wird alles beobachtet und auch gefilmt. Das Gesicht mit dem großen dunklen Fleck auf der linken Wange ist in der trüben Beleuchtung nur unscharf zu erkennen, trotzdem besteht kein Zweifel: Es ist Xenia
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