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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Schla­gern und kur­z­en, slaps­tick­ar­ti­gen Sket­chen. An ih­rem 16. Ge­burts­tag gas­tier­te ein Wan­der­zir­kus nicht un­weit des Dor­fes, Ivan­ka ließ sich von ei­nem jun­gen Roma na­mens Vuk auf der Gi­tar­re be­glei­ten, ge­mein­sam in­ter­pre­tier­ten sie Songs der Bea­tles und des ser­bi­schen Pop­stars Bra­ja­no­vic. Die­se Be­zie­hung hat­te na­tür­lich Fol­gen und als der Zir­kus in Rich­tung Ma­ze­do­ni­en wei­terzog, war Ivan­ka schwan­ger. Igor Dra­ko­vic be­sorg­te sich eine kurz­stie­li­ge Axt, wie sie die Wald­ar­bei­ter ver­wen­de­ten, und folg­te der Spur des Wan­der­zir­kus. In ei­ner hei­ßen Som­mer­nacht über­rasch­te er den Gi­tar­re spie­len­den Vuk im Wald. Mit ei­nem ein­zi­gen Hieb trenn­te er ihm die rech­te Hand ab, Blut spritzte fon­tä­nen­ar­tig aus dem Arm­stumpf, für einen Au­gen­blick dach­te Igor Dra­ko­vic dar­an, den Roma aus­blu­ten zu las­sen, be­sann sich dann aber ei­nes Bes­se­ren. Mit ei­nem Strick stopp­te er die Blu­tung.
    „Du sollst nicht ster­ben, son­dern im­mer an mich den­ken!“, wa­ren sei­ne Wor­te.
    Doch von die­ser Tat wuss­te sei­ne Schwes­ter na­tür­lich nichts. Nach ei­nem ge­schei­ter­ten Ge­sangs­stu­di­um zog sie sich im­mer mehr in ihre Traum­welt zu­rück, hielt sich tat­säch­lich für eine be­deu­ten­de Opern­sän­ge­rin, der die Welt zu Füßen lag. Oft ver­brach­te sie die Zeit wo­chen­lang in ih­ren Zim­mern, lausch­te ver­zückt den Oper­na­ri­en der Diva Ma­ria Cal­las, klei­de­te sich wie die­se und be­gann sich wie eine ech­te Opern­di­va zu­neh­mend ex­al­tiert und ex­zen­trisch zu ver­hal­ten. Sie bes­tell­te Re­gis­seu­re, Ge­sangs­leh­rer, Dra­ma­tur­gen und Mu­si­ker in das Pa­lais, um ge­mein­sam mit die­sen ih­ren jähr­li­chen Ari­en­abend in Val­de­mo­s­sa zu or­ga­ni­sie­ren. Die­se von Igor Dra­ko­vic fi­nan­zier­ten Aben­de wa­ren der jähr­li­che Höhe­punkt in Ivan­kas er­eig­nis­lo­sem Da­sein, das sie mit Un­men­gen von Pra­li­nen und An­ti­de­pres­si­va fris­te­te. Doch schon seit Jah­ren konn­te sie sich kei­ne No­ten­fol­ge oder Text­zei­le mehr mer­ken, egal ob Tos­ca oder Ma­da­me But­ter­fly, ihre Lieb­ling­so­pern. Ivan­ka Dra­ko­vic kam mit ih­rer Stim­me nicht über die ers­ten Töne hin­aus und ent­schied sich je­des Jahr wie­der für die sim­plen Songs von Bra­ja­no­vic, dem Star ih­rer Ju­gend. So wur­den ihre Ari­en­aben­de zu bi­zar­ren Events, das von Dra­ko­vic ge­kauf­te Pu­bli­kum war zwi­schen Be­lus­ti­gung und Rat­lo­sig­keit hin und her ge­ris­sen, wenn die zu­neh­mend über­ge­wich­ti­ge und auf Ma­ria Cal­las ge­styl­te Ivan­ka kurz­at­mig und in den ho­hen La­gen kip­pend die un­glaub­lich trau­ri­gen Lie­der des längst ver­ges­se­nen Sän­gers Bra­ja­no­vic als Pseu­doa­ri­en in­to­nier­te.
    Auch der Mord an ih­rem Sohn Mi­lan war nicht bis in ihr Be­wusst­sein vor­ge­drun­gen, so wie sie auch ihre Rol­le als Mut­ter nie ak­zep­tiert hat­te und Mi­lan da­her bei der Fa­mi­lie ih­res Bru­ders auf­ge­wach­sen war. Im Grun­de war Ivan­ka Dra­ko­vic noch im­mer die ver­lieb­te Sech­zehn­jäh­ri­ge aus ei­ner ver­klär­ten Ver­gan­gen­heit, die mit der Rea­li­tät nichts an­zu­fan­gen wuss­te. Für sie gab es kein Heu­te und kein Mor­gen. Für Ivan­ka exis­tier­te nur das Ges­tern, die­ser zar­te Glücksstrahl der Lie­be, der sie für einen kur­z­en Au­gen­blick ge­streift hat­te, den ihr Bru­der je­doch rück­sichts­los aus­ge­löscht hat­te und von des­sen wär­me­n­dem Licht sie noch im­mer zehr­te.
    „Ich wer­de die To­desa­rie ,Con onor muo­re‘ aus Ma­da­me But­ter­fly sin­gen und un­se­re Gäs­te wer­den ra­sen vor Be­geis­te­rung. Vuk wird mich auf der Gi­tar­re be­glei­ten, es wird sein wie früher.“
    Trau­rig be­ob­ach­te­te Igor Dra­ko­vic sei­ne Schwes­ter, die un­för­mig wie ein ge­stran­de­ter Wal mit aus­ge­brei­te­ten Ar­men in ih­rem Kaftan die Ga­le­rie ent­lang­schlurf­te, schmuck­be­hängt, mit ver­wisch­tem Büh­nen-Make-up, und ver­zwei­felt ver­such­te, die Schlus­stak­te der Arie „Con onor muo­re“ zu sin­gen, aber doch nur ein

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