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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Pro­ble­me auf den Punkt brach­te, in­dem er mit den Vö­geln Zwie­spra­che hielt.
    Das Mor­gen­grau­en war sei­ne liebs­te Zeit. Die nächt­li­che Dun­kel­heit war be­reits ei­nem graublau­en Zwie­licht ge­wi­chen, die Luft fühl­te sich kühl und ener­gie­ge­la­den an und in­spi­rier­te ihn. Pal­ma de Mal­lor­ca lag noch in tie­fem Schlum­mer, nur das lei­se Schla­gen der Flü­gel sei­ner Vö­gel setzte einen Ak­zent in der Stil­le, als er den In­nen­hof be­trat. Wie je­den Tag um­run­de­te er lang­sam die ho­hen Kä­fi­ge und flüs­ter­te be­ru­hi­gen­de Wor­te, wenn ei­ner der Vö­gel den Kopf aus dem Ge­fie­der hob und ihn arg­wöh­nisch be­ob­ach­te­te. Auf sei­nem chrom­blit­zen­den Hand­wa­gen, den er vor sich her­schob, wa­ren die un­ter­schied­lichs­ten Kör­ner und Fut­ter­mi­schun­gen ex­akt auf­ge­reiht, zwar mit Eti­ket­ten ver­se­hen, doch Igor Dra­ko­vic wuss­te ge­nau, wel­che spe­zi­el­le Mi­schung für je­den sei­ner Vö­gel bes­timmt war.
    Ein schlep­pen­des Ge­räusch aus dem obe­ren Stock­werk ließ ihn zu­sam­men­zucken und der Ka­ka­du, den er ge­ra­de ver­son­nen be­trach­te­te, be­gann ner­vös zu flat­tern.
    „Igor, wann ist mein großer Auf­tritt? Das Da­tum, ich kann mir das Da­tum nicht mer­ken!“ Eine Frau beug­te sich über die Ga­le­rie und blick­te su­chend in den In­nen­hof. Die lan­gen, schwarz ge­färb­ten Haa­re hat­te sie hoch auf­ge­türmt und nur zwei Locken um­rahm­ten seit­lich ihr Ge­sicht, das trotz der Trä­nen­säcke und der schlaf­fen Kinn­par­tie noch im­mer un­ge­wöhn­lich schön war.
    „Ivan­ka, du bist schon wach? Es ist doch noch so früh!“ Igor Dra­ko­vic stieg lang­sam die brei­te Stein­trep­pe nach oben und um­arm­te sei­ne Schwes­ter.
    „Ach Igor, ich konn­te nicht schla­fen. Ich habe wie­der von Vuk ge­träumt. Er stand an mei­nem Bett mit sei­ner Gi­tar­re.“ Ivan­ka Dra­ko­vic lehn­te thea­tra­lisch den Kopf an die Schul­ter ih­res Bru­ders, seuf­zte lang und tief. „Wir ha­ben die Lie­der von Bra­ja­no­vic ge­sun­gen, ganz so wie früher. Ich war so glück­lich, doch dann bin ich auf­ge­wacht!“
    Ivan­kas dunkle Au­gen füll­ten sich mit Trä­nen, sie lehn­te sich an die Ba­lus­tra­de und blick­te nach oben in das Kreuz­ge­wöl­be der Ga­le­rie. Sie trug einen gold­bes­tick­ten bo­den­lan­gen Kaftan, der ihre üp­pi­gen For­men un­auf­fäl­lig ka­schier­te. Trotz der frühen Mor­gen­stun­de hat­te sie ihr Büh­nen-Make-up auf­ge­legt: die Au­gen­brau­en bal­ken­ar­tig schwarz nach­ge­zogen, die Au­gen­li­der breit mit schwar­zem Ka­jal ge­schminkt, gold­brau­ner Lid­schat­ten ließ ihre Li­der schwer und schläf­rig wir­ken. Um den Hals trug sie meh­re­re mas­siv­gol­de­ne Ket­ten mit un­ter­schied­li­chen An­hän­gern und Amu­let­ten, die sie im­mer nach ih­ren Auf­trit­ten ge­kauft hat­te. Als sie mit den Hän­den ihre bei­den Haar­sträh­nen krin­gel­te, klim­per­ten un­zäh­li­ge gol­de­ne Rei­fen, die sie an bei­den Ar­men trug.
    „Wird Mi­lan, mein klei­ner Sohn, auch bei mei­nem Fest sein?“, frag­te sie ih­ren Bru­der.
    „Dein Sohn Mi­lan ist tot, Ivan­ka!“ Die Stim­me von Igor Dra­ko­vic hat­te mit ei­nem Schlag das zärt­li­che Tim­bre ver­lo­ren, klang wie­der ei­sig und un­er­bitt­lich. „Dein Sohn ist tot, aber ich fin­de sei­nen Mör­der, das ver­spre­che ich dir!“
    „Ach, Mi­lan ist si­cher bei sei­nem Va­ter. Du weißt doch, er liebt sei­nen Va­ter Vuk über al­les.“
    Igor Dra­ko­vic seuf­zte laut. Es war wie je­den Mor­gen, er füt­ter­te sei­ne Vö­gel, Ivan­ka hör­te ein Ge­räusch, schlepp­te sich lang­sam auf die Ga­le­rie und schwärm­te von ih­rer großen Lie­be zu Vuk, dem Roma. Sie träum­te da­von, wie­der mit ihm ge­mein­sam auf­zu­tre­ten, er als Vir­tuo­se an der Gi­tar­re, sie mit ih­rem schmach­ten­den Ge­sang und bei­de ver­zau­ber­ten das Pu­bli­kum.
    Sie war ei­ni­ge Jah­re jün­ger als Igor und hat­te als jun­ges Mäd­chen ein aus­ge­präg­tes Ta­lent für Ge­sang und Schau­spiel. In dem klei­nen Kaff, aus dem die Dra­ko­vics stamm­ten, un­ter­hielt sie an den Wo­chen­en­den die Be­woh­ner mit selbst kom­po­nier­ten

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