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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Zim­mern, die Frau­en be­ten zu ih­ren Schutz­hei­li­gen und auch uns Kin­dern und Ju­gend­li­chen ist nicht nach Spie­len oder Frei­zeit­ge­stal­tung zu Mute. Ob­wohl die Zei­tung nur noch spo­ra­disch aus­ge­lie­fert wird, ken­nen wir na­tür­lich die Neu­ig­kei­ten, wis­sen, dass bru­ta­le Ban­den sich das all­ge­mei­ne Cha­os zu Nut­ze ma­chen, um die Dör­fer aus­zu­plün­dern. Es ist nur eine Fra­ge von Ta­gen, bis auch un­ser Ort dem Erd­bo­den gleich­ge­macht wird.
    In je­nen Ta­gen al­ler­dings ist uns das tat­säch­li­che Aus­maß des Schreckens nicht be­wusst. Wir bil­den uns ein, wenn wir in un­se­ren Häu­sern blei­ben und das Le­ben zum Still­stand brin­gen, uns tot stel­len, wer­den wir über­le­ben. Wie die klei­nen Kin­der glau­ben wir, wenn wir die Au­gen fest schlie­ßen, sieht uns auch der Feind nicht. Wenn wir den Atem an­hal­ten, kann er uns we­der rie­chen noch spüren. Wenn wir zu le­ben­den To­ten er­star­ren, nimmt er un­se­re Exis­tenz nicht wahr.
    Na­tür­lich den­ke ich ge­nau­so, bil­de mir ein, wenn ich lan­ge ge­nug schwei­gend in der Kü­che sit­ze, dann kann ich bald wie­der auf das Gym­na­si­um ge­hen. Dort in den vor­sint­flut­li­chen Klas­sen­räu­men wer­de ich mich mit sinn­lo­sem Wis­sen voll­stop­fen mit dem ein­zi­gen Ziel, ir­gend­wann weg­zu­kom­men aus die­sem elen­den Dorf und eine Zu­kunft zu ha­ben.
    Die Frau­en lö­sen sich aus der Er­star­rung und tref­fen sich auf dem stei­len Dorf­platz. Alle ha­ben sie große, un­för­mi­ge Bün­del in den Ar­men. Es hat den An­schein, als woll­ten sie flüch­ten. End­lich das ver­damm­te Dorf ver­las­sen und sich in den Ber­gen vers­tecken. Aber die Frau­en un­se­res Dor­fes den­ken nicht an Flucht. Im Ge­gen­teil, sie den­ken be­reits wie­der an die Zu­kunft, sie den­ken an eine Rück­kehr, an ein Mor­gen, das es für sie aber nie mehr ge­ben wird.
    In den Lum­pen­bün­deln, die sie fest um­schlin­gen, ha­ben sie ihr Roy­al-Ge­schirr ver­packt, ihre Töp­fe, Pfan­nen und Tee­tas­sen, für die sie ein Le­ben lang ge­spart ha­ben. Das Ein­zi­ge, wor­an die Frau­en aus un­se­rem Dorf den­ken, ist, ihr Roy­al-Ge­schirr wie einen Schatz in den kars­ti­gen Hü­geln des Hin­ter­lan­des zu ver­ber­gen und später wie­der her­vor­zu­ho­len.
    Auch Mut­ter hat ihr Roy­al-Ge­schirr sorg­fäl­tig mit al­ten Zei­tun­gen aus­ge­stopft, mit Tüchern, Schals und Fet­zen um­wickelt, da­mit der glän­zen­de Stahl kei­ne Krat­zer be­kommt. Im­mer wie­der wischt sie mit dem not­dürf­tig ge­flick­ten Är­mel ih­res Klei­des über das gol­de­ne Roy­al-Wap­pen auf dem Deckel, so als wür­de sie das Ge­schirr für ein Fest­mahl her­vor­ho­len und den be­ein­druck­ten Gäs­ten prä­sen­tie­ren.
    Mit schwe­ren Schrit­ten schlurft sie aus der Kü­che, um noch mehr Lum­pen zu ho­len, Va­ter hat den Kopf auf die Tisch­plat­te ge­legt, vers­teckt ihn zwi­schen sei­nen ver­schränk­ten Ar­men, will, dass die Zeit stills­teht. Mei­ne bei­den Schwes­tern hocken am Bo­den, schmut­zig, ver­heult, ver­rotzt und wis­sen jetzt, was Angst ist.
    Die­sen Mo­ment nut­ze ich und neh­me blitzschnell einen Roy­al-Deckel aus ei­nem der be­reits fer­tig ver­pack­ten Bün­del, vers­tecke ihn has­tig un­ter mei­nem löch­ri­gen Pull­over. Das ge­schieht au­to­ma­tisch und doch ist es Schick­sal, denn es ist ge­nau je­ner Deckel, an dem sich Mut­ter ge­schnit­ten hat. Viel­leicht habe ich mir das al­les auch nur ein­ge­bil­det, denn gleich sit­ze ich wie­der re­gungs­los auf dem zer­schlis­se­nen Sofa beim Fens­ter, um al­les wei­ter zu be­ob­ach­ten.
    In ei­ner bi­zar­ren Pro­zes­si­on wie Kla­ge­wei­ber oder zer­fled­der­te schwar­ze Krähen pil­gern die Frau­en die Ge­röll­hän­ge hin­auf, im­mer wie­der stürzt eine die­ser ent­kräf­te­ten Wei­ber, kol­lert in ei­ner Staub­wol­ke ei­ni­ge Me­ter nach un­ten, um dann den Auf­s­tieg von Neu­em zu be­gin­nen. Auf al­len Vie­ren krie­chen sie wei­ter, kral­len sich mit blu­ti­gen Hän­den an den Stei­nen fest, um nicht so­fort in den Him­mel auf­zus­tei­gen. Die schmut­zi­gen Lum­pen­bün­del mit ih­ren Kost­bar­kei­ten, ih­rer Roy­al-Aus­s­teu­er,

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