Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
God faselte immer von verlorener Ehre, seiner Verlobten Natasha und redete sich natürlich auf Unzurechnungsfähigkeit hinaus. Immer wenn er nachhakte, griff der Anwalt Berger geschickt ein und die Möglichkeit für Braun, den Spieß umzudrehen, Flash God einen Mord nachzuweisen und ihm für Informationen über seine Auftraggeber einen Deal vorzuschlagen, war vorüber.
Gruber wechselte gerade das DAT-Band, als sein Handy surrte und er stirnrunzelnd auf das Display blickte, da keine Nummer des Anrufers aufschien.
„Wer ist da?“, fragte er kurz angebunden, hörte die rauchige weibliche Nachtstimme und war wie elektrisiert.
„Wie geht es Ihrem Traum bei Tag? Er wird nicht Wirklichkeit! Für Sie nicht, weil Sie es zu sehr wollen, und für mich nicht, weil ich zu viel davon habe.“
„Wer sind Sie? Woher haben Sie diese Nummer?“ Irritiert drehte er sich zur Seite.
Die Stimme lachte kurz auf, ohne eine Antwort zu geben.
„Treffen wir uns morgen Abend gegen 20.00 Uhr am Lidoschiff!“, bestimmte sie dann geschäftsmäßig. „Dann können wir über den Alptraum Familie reden.“
„Hallo, wer spricht da?“, rief er in sein Telefon, winkte Gruber das Band abzustellen, stand auf und stellte sich vor den Einwegspiegel mit dem Rücken zum Vernehmungstisch.
„Ich kenne Sie nicht! Wie finde ich Sie?“, fragte er hektisch.
„Ich kenne Sie! Keine Angst, ich kenne Sie“, hauchte die Stimme und trennte die Verbindung.
„Mach du weiter, Gruber! Ich muss mal kurz raus“, sagte er zu seinem Assistenten.
„Etwas Unangenehmes, Chef?“ Gruber betrachtete ihn nervös und rote Flecke bildeten sich auf seinen Wangen.
„Nein, nein! Ganz im Gegenteil!“ Er lächelte und Gruber schaltete achselzuckend das Aufnahmegerät wieder ein.
Oben in der Kantine traktierte er eine Buffetkraft mit seinen Anweisungen, wie sein Kaffee zuzubereiten sei, dann setzte er sich an einen leeren Tisch in der Ecke, starrte auf sein Handy, drückte die Tasten, doch die Nummer der geheimnisvollen Anruferin war unterdrückt. Für einen kurzen Moment dachte er daran, den ganzen Polizeiapparat einzuschalten, um den Anruf zurückzuverfolgen, wusste aber gleich, dass er sich nur lächerlich machen würde.
„Ich kenne Sie“, hatte die rauchige Stimme geflüstert. Auch gut! Das wird in jedem Fall ein interessanter Abend, dachte er aufgeregt und ging wieder nach unten, um sich Flash God, dem Anwalt und dem ganzen Scheiß zu widmen.
Thanatografie: Das Dorf
Aufschreiben, du musst alles aufschreiben, befehlen mir die Stimmen in meinem Kopf! Aufschreiben, alles aufschreiben, darauf bestehen sie, wenn ich die Aufzeichnungen lese und höre, immer abwechselnd lese und höre. Aufschreiben, aufschreiben, aufschreiben, alles aufschreiben, die Erinnerung nicht sterben lassen, niemals die Erinnerung verschwinden lassen, in diesem Nebel des Vergessens, schärfen mir die Stimmen ein. Das motiviert mich und lässt meinen Hass leuchten wie Fackeln auf einem dunklen Pfad.
Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, so könnte ich dieses Kapitel der Thanatografie überschreiben, wenn ich an das verwahrloste Haus meiner Eltern denke. Wenn ich daran denke, wie sie stundenlang vollkommen regungslos in der Küche saßen, lautlos, nur das hektische Summen der fetten Fliegen durchbrach die Stille. Doch diese Thanatografie ist noch lange nicht beendet ist, es ist eine Todesschrift, die mit Mord beginnt und mit Rache endet.
Unser Haus steht in einem kleinen namenlosen Ort in der Nähe von Kijevo im gebirgigen Hinterland. Dorf ist fast schon übertrieben für die wenigen Häuser, die heruntergekommen und teilweise eingestürzt an dem Berghang kleben. Wie Gespenster sitzen die Männer des Dorfes in ihren elenden
Weitere Kostenlose Bücher