Trinity (German Edition)

über endlose finanzielle Ressourcen, wissen Sie. Deshalb wären meine Wähler darüber auch höchst beunruhigt. Das ist ganz typisch für die Art und Weise, wie Roosevelt während seiner ganzen Amtszeit vorgegangen ist. Deshalb schneidet Dewey auch bei den Meinungsumfragen so gut ab.«
    Groves atmete tief durch, allem Anschein nach, um einen Wutausbruch vor dem Kongressabgeordneten zu unterdrücken. »Mr. Engel, wir müssen den Prozess finden, der funktioniert. Wir befinden uns im Krieg, und der Angriff auf New York hat uns gezeigt, dass die geheimen Forschungsarbeiten der Deutschen in derselben allgemeinen Richtung wie die unseren verlaufen. Wir können uns nicht den Luxus leisten, zuerst eine Idee und dann eine andere und dann noch einmal eine andere auszuprobieren. Wir müssen sie alle gleichzeitig versuchen und sofort handeln, wenn wir eine gefunden haben, die unser Problem löst. Es ist für uns unerlässlich, dass das hier jetzt läuft.« Er zog eine Zigarre aus seiner Brusttasche, zündete sie aber nicht an. »Und das tut es. Wir waren erfolgreich. Und jetzt müssen wir es praktisch einsetzen. Die Deutschen werden nicht wissen, was sie getroffen hat.«
    Engel sah auf das K-25-Gebäude und schüttelte den Kopf. Elizabeth konnte erkennen, dass er verblüfft war, wusste aber noch nicht, ob es Groves auch gelungen war, ihn zu überzeugen.
    »Wir sind weit gefahren, Mr. Secretary«, sagte Groves. »Ich weiß, Sie sind bereits müde, aber ich würde Ihnen gerne auch noch die Anlagen Y-12 und S-50 zeigen.«
    »Sagen Sie dem Fahrer einfach, er soll mir einen Old Fashioned Cocktail mixen, dann halte ich das noch ein paar Stunden aus«, sagte Stimson.
    »Ich würde gerne die anderen Anlagen sehen«, erklärte Engel. »Aber ich wünschte, wir könnten diese Insekten loswerden!« Er klatschte auf etwas, das sich auf seiner Hand niedergelassen hatte, und stieg wieder in den Wagen.
    »General Groves«, sagte Stimson betont leise und mit einem Blick auf Engel, der es sich gerade wieder bequem machte und außer Hörweite war. »Ich würde vorschlagen, dass Sie sich mit Ihrem Projekt beeilen. Sie wissen, dass ich Sie immer mit allen Mitteln, die meinem Ministerium zur Verfügung stehen, unterstützt habe, aber ich weiß nicht, wie lange das noch geht. Diese Atombombenidee ist so ziemlich das einzige, was mich noch im Amt hält.
    Aber das ist noch gar nicht das Schlimmste. Zu viele Leute geben Roosevelt die Schuld für das, was mit New York passiert ist. Der Krieg dauert jetzt schon zu lange, und Roosevelts Popularität schwindet rapide. Wir alle im Weißen Haus wissen, dass Roosevelt praktisch keine Chance hat, jetzt gegen Dewey zu gewinnen.«
    Groves schien förmlich zu erstarren – das erste Mal, dass Elizabeth ihn sah, und er nicht in Bewegung war. »Und Dewey weiß nichts über das Projekt. Niemand kann sagen, ob er es überhaupt unterstützen wird.«
    Stimson nickte. »Das stimmt, General. Ich würde sagen, es wäre wirklich gut, wenn Sie vor November etwas fertig hätten.«
    Groves starrte auf die K-25-Anlage. »Das ist unmöglich, Mr. Secretary.«
    »Unmöglich?«, schaltete Elizabeth sich ein. »General Groves, ich dachte, Sie hätten selbst einmal gesagt, Sie würden nicht dulden, dass irgendjemand, der mit diesem Projekt in Verbindung steht, dieses Wort laut ausspricht.«
    Der General lief rot an und warf Elizabeth einen vernichtenden Blick zu. Sie setzte sich in den Wagen, ehe er eine Schimpfkanonade auf sie loslassen konnte. Engel rutschte auf dem Rücksitz der Limousine herum. »Fahren wir jetzt weiter?«, fragte er. »Hier drinnen ist es scheußlich heiß.«
    Während Stimson sich in den Wagen zwängte, wobei jede seiner Bewegungen so aussah, als würden seine Gelenke aus feinem Porzellan bestehen, steckte Groves den Kopf hinein und sagte zu dem Fahrer: »Wir schenken uns den Rest der Tour. Im Büro findet sich bestimmt jemand, der Congressman Engel und Secretary Stimson herumführt. Miss Devane und ich müssen nach Knoxville und dort den nächsten Zug zurück nach New Mexico erwischen.«
    »General, ich würde gerne noch –«, begann Engel.
    »Ich versuche gerade, nachzudenken.« Groves rieb sich die Stirn. »Miss Devane, wenn Sie als meine technische Beraterin noch irgendwelche weiteren brillanten Ideen haben, dann sollten Sie mir die tunlichst vortragen, ehe wir den Zug besteigen.«

20
     
    Konzentrationslager Dachau
    November 1944
     
»Zum Ersten ist es durchaus möglich, dass Deutschland bald spaltbares