Trinity (German Edition)
schlug dann einen Bogen um den bewohnten Bereich der Versuchsstätte, hielt wenigstens eine halbe Meile Distanz von dem Turm, bis sie dann schließlich an einem alten Farmhaus mitten auf der kahlen Fläche stehenblieben. Der Fahrer zog die Bremse an und sagte: »Hier sind wir. Old-McDonald-Farm, haha, ich meine Ranch.«
Elizabeth registrierte auf die Witzelei kaum und war froh, dass der Mann während der ganzen Fahrt stillgeblieben war. Der Fahrer klappte den Kofferraumdeckel auf und fing an, ihr Gepäck herauszuholen. »Ein Jeep wird Sie zu den Zelten bringen. Dort werden Sie sich bis zum Test aufhalten.« Er nickte ihr zu. »Ich glaube, Oppie wollte Sie im Ranchhaus unterbringen, Ma'am. Ich hole jemanden, der Ihnen Ihre Koffer trägt.«
Eine Stimme hinter ihnen sagte: »Nicht nötig – das mache ich schon.«
Elizabeth drehte sich verblüfft um. Da stand Graham Fox, die Hände in den Taschen, ein unsicheres Lächeln im Gesicht.
»Hallo, Elizabeth.«
Elizabeth nickte, versuchte, keine Gefühlsregung erkennen zu lassen. »Graham.«
»General Groves hat erwähnt, dass Oppie dich zu dem Test hierher eingeladen hat. Er hat mich gebeten, dich herumzuführen, dich sozusagen unter meine Fittiche zu nehmen.« Fox griff nach Elizabeths Ellbogen und schob sie von den anderen weg. Sie gingen über den ausgetretenen braunen Sand, stiegen über Buschwerk und Kakteen.
»Wie aufmerksam von ihm.«
»Meine Idee war es nicht, Elizabeth.«
»Das kann ich mir denken.« Sie blieb stehen und hielt sich die Hand über die Augen. Sie hatten sich jetzt gute zwanzig Meter von den anderen entfernt. »Graham – einiges hat sich verändert. Ich war lange weg. Ich weiß nicht, was du von mir erwartest.«
»Ich weiß –«
»Ich wollte nur, dass du das weißt.«
»Schön. Für mich ist das kein Problem.« Als Elizabeth nicht darauf reagierte, deutete er mit einer Kopfbewegung auf die entgegengesetzte Richtung, zu der Ranch. »Komm, dann können wir reden.«
Sie folgte ihm mit leichtem Widerstreben, bis sie weit genug von allen entfernt waren und Fox stehenblieb. Sie runzelte die Stirn, versuchte seine Reaktion zu deuten. »Graham, du verstehst nicht. Unsere Beziehung ist nicht das Einzige, was sich verändert hat. Ich habe viel nachgedacht. Über diese Waffe, über das, was wir entwickelt haben.«
»Ja, du warst ganz sicherlich an ihrem Erfolg beteiligt.« Seine Stimme triefte von Bitterkeit.
Elizabeth sah vor ihrem inneren Auge das Bild des kleinen Mädchens in der New Yorker U-Bahnstation, das neben seiner toten Mutter saß. Sie sah die Aufnahmen, die das Flugzeug beim Überfliegen der verlassenen vergifteten Straßen gemacht hatte.
»Weißt du, mir tut das, was ich getan habe, nicht leid. Deutschland hat noch nicht kapituliert. Die Nazis könnten ebenso gut gerade den nächsten Angriff mit radioaktivem Staub auf uns vorbereiten, wenn nicht sogar mit einer eigenen Bombe.«
»Das würden sie nie tun!«, sagte Fox und packte sie am Arm. Sie entzog sich ihm. »Jeder Tag, der vergeht, ohne dass Deutschland eine andere Waffe einsetzt, bedeutet, dass es den deutschen Wissenschaftlern gelungen ist, sich Hitlers Wünschen zu entziehen! Sie haben sich zurückgehalten. Sie werden es nicht tun. Du weißt verdammt genau, dass Hitler nicht deshalb keine weitere Waffe einsetzt, weil er ein braver kleiner Junge ist. Überleg doch, Elizabeth. Der einzige Grund, dass es nicht zu weiteren Angriffen gekommen ist, ist, weil die dort drüben Physiker wie mich haben, Leute, die diesem Wahnsinn ein Ende machen wollen – ich dachte, du würdest auch zu ihnen gehören. Aber ich denke, da habe ich mich getäuscht. Diese Leute wissen, was auf dem Spiel steht.«
»Bist du sicher, dass das der Grund ist?«
»Das muss es sein! Und du weißt ganz genau, wenn die Amerikaner einmal eine funktionierende Atombombe haben, wird sie auch jemand abwerfen. Wir hätten jederzeit unsere eigenen Waffen mit radioaktivem Staub einsetzen können, aber wir wollten etwas Größeres! Mehr Vernichtungskraft! Um den Deutschen zu zeigen, dass wir zu noch Schrecklicherem als sie fähig sind.«
Elizabeth verstummte. Sie wusste, was geschehen würde. Sie wusste, was der Präsident in ihrer Zeitlinie getan hatte. Nachdem sie zwei Milliarden Dollar für die Entwicklung einer neuen Waffe ausgegeben hatten, wollten sie sie auch einsetzen.
Fox' Stimme wurde leiser. »Warst du es, die mir gesagt hat, dass man seinem Gewissen folgen muss, dass man tun muss, was man tun muss? Ich
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