Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
ist das, Herr Reichsminister?«
    Speer griff in seine Brusttasche und zog einen zusammengefalteten Brief heraus. Er wedelte damit durch die Luft, um ihn auseinanderzufalten. »Ich halte hier einen persönlichen Brief des Führers in der Hand.«
    Esau hielt den Atem an.
    »Es ist ein Belobigungsbrief. Der Führer hat Fotografien der vielen Toten in New York City gesehen. Er ist sehr erfreut über diese radioaktive Waffe von Ihnen, die Menschen tötet – die den Feind tötet, aber keinen Sachschaden anrichtet. Ich muss zugeben, dass mir das auch gefällt. Sie kennen mein Interesse für Architektur. Es schmerzt mich, wie diese ziellos über Berlin abgeworfenen Bomben einige unserer größten historischen Baudenkmäler vernichten.
    Ihr radioaktiver Staub tut das nicht. Der Führer möchte ein großes Programm ins Leben rufen und möchte jetzt doch Dutzende dieser radioaktiven Bomben haben. Wir werden sie über Großbritannien verteilen. Wir werden London auslöschen. Wir werden Coventry und Birmingham auslöschen.«
    Esau traute seinen Ohren nicht, fing zu stammeln an. »Aber das ist nicht möglich! Solche Bomben verseuchen die ganze Gegend auf Jahre, Jahrzehnte, vielleicht ein ganzes Jahrhundert.« Seine Stimme wurde leiser. »Sie haben ja gesehen, was in Dachau geschehen ist.«
    Speer nickte. »Vielleicht versteht der Führer das nicht, aber das sind jedenfalls seine Befehle. Er glaubt, dass der Wind in ein oder zwei Jahren die Verseuchung wegbläst, und dass die Städte dann leer sind, und wir sie bewohnen können. Fertiger Lebensraum, denkt er. Wir brauchen dann nicht einmal neue Häuser für uns zu bauen. Alles wird bereitstehen, und wir brauchen es uns bloß zu nehmen.«
    Reichsminister Speer reichte ihm den Brief. »Wir sind wieder sehr zufrieden mit dem, was Sie getan haben. Der Führer selbst hat veranlasst, dass Sie einen Orden bekommen.«
    Speer setzte sich, ohne von Esau dazu aufgefordert worden zu sein. Er verschränkte seine Hände im Schoß, seine hellen Augen blickten plötzlich eindringlich. »So, und jetzt sagen Sie mir, wie schnell wir diese anderen Waffen in Produktion haben können. Ich brauche Resultate, und ich brauche sie bald.«
    Esau spürte, wie seine Kehle trocken wurde. »Aber hat man Sie denn nicht über das informiert, was in Dachau geschehen ist? Wir können überhaupt nichts mehr produzieren! Unser Uran ist weg, unser Graphit ist zerstört, unser Reaktor hat gebrannt. Wir haben kein Material mehr, um damit zu arbeiten!«
    Speer erstarrte, und Esau konnte sehen, wie seine Knöchel weiß wurden. Dabei blieb er unbewegt sitzen. Als er antwortete, blieb seine Stimme leise, und er betonte jedes einzelne Wort, sprach langsam und gleichmäßig. »Diese Antwort kann ich nicht akzeptieren, Professor Esau. Der Führer will diese Bomben. Er muss bald Resultate haben – es könnte leicht sein, dass das die letzte Chance für das Dritte Reich ist, und ich als Reichsminister für Bewaffnung und Munition bin dafür verantwortlich.«
    Speer schürzte die Lippen und blieb stumm. Esau war so bedrückt, dass er keinen Ton hervorbrachte.
    »Wenn ich dem Führer sage, dass er seine einzige Hoffnung vergessen soll, wird man mich ohne Zweifel meines Amtes entheben. Ich halte mich für seinen Freund und Vertrauten, und er verlässt sich auf mich. Mein Vorgänger in diesem Amt kam durch Sabotage in einem Flugzeug um. Ich will nicht auf dieselbe Weise enden, und glauben Sie mir, falls mir dieses Schicksal wirklich bestimmt sein sollte, werde ich dafür sorgen, dass es Ihnen auch nicht erspart bleibt.«
    Esau spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach. Er ließ sich in seinen Schreibtischsessel sinken – hinter Heisenbergs alten Schreibtisch. Dann antwortete er langsam, erfand das, was er sagte. »Ich werde neue Arbeitsmethoden entwickeln müssen. Ich werde mir neue Quellen für aufbereitetes Graphit besorgen müssen. Ich werde die gesamte Produktion der Uranminen von Joachimstal anfordern.«
    »Die sollen Sie haben«, sagte Speer.
    Esau räusperte sich, sah aber den anderen nicht an. »Sie sind sich darüber im Klaren, dass die Amerikaner mit Sicherheit wesentlich weiter sind als wir. Wir hatten zahlreiche Rückschläge. Jetzt, da wir unsere Waffe eingesetzt haben, können Sie überzeugt sein, dass die Amerikaner die ihre in nicht zu ferner Zukunft einsetzen werden, und dagegen können wir uns nicht verteidigen.«
    »Genau deshalb müssen wir uns beeilen«, erklärte Speer und stand auf. »Lassen Sie mich

Weitere Kostenlose Bücher