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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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im Nebenzimmer wurde lauter. »Aber er ist Jude! Mir ist gleichgültig, ob er einer Ihrer Kollegen ist – wir interessieren uns hier nicht für jüdische Physik! Man hat Ihnen befohlen, die jüdische Physik zu ignorieren.«
    Heisenberg setzte zur Antwort an, aber Major Stadt fiel ihm ins Wort. »Was Sie versucht haben, steht hier in unseren Akten. Da sehen Sie, das sind Ihre eigenen Briefe, von Ihnen eigenhändig unterzeichnet. Mit dem Ersuchen, die Eltern eines gewissen Samuel Goudsmit aus einem Konzentrationslager zu entlassen. Was bilden Sie sich denn ein, dass Sie solche Dinge entscheiden können? Wir entscheiden das! Himmler entscheidet! Sie haben nur eine einzige Aufgabe – eine neue Waffe zu entwickeln. Und selbst das schaffen Sie nicht!«
    Heisenberg murmelte etwas so leise, dass Esau es nicht hören konnte. Esau versuchte, sich auf seine Zahlenkolonne zu konzentrieren. Heisenberg selbst hatte ein Resultat durchgestrichen und ein anderes darübergeschrieben. Ein Versuch, Ergebnisse zu tarnen? Oder ein ganz simpler Fehler?
    Jetzt war zum ersten Mal die Stimme von Reichsminister Speer zu hören, ein einziges Wort: »Bohr.«
    Und dann gleich wieder Major Stadt. »Ja, das bringt uns zu einer höchst interessanten Situation, etwas, das Sie in hohem Maße belastet. Wir haben hier Zeugenaussagen, dass Sie Deutschland verlassen und sich nach Kopenhagen begeben haben, sich dort mit Nils Bohr getroffen haben, einem Halbjuden, von dem bekannt ist, dass er mit den Alliierten sympathisiert. Man nimmt im Augenblick sogar an, dass er sich in Amerika versteckt hält und dort an deren Atombombenprojekt arbeitet. Und dennoch hatten Sie ein Gespräch mit ihm, man hat Sie miteinander gesehen. Das steht hier alles in unseren Akten. So, und jetzt sagen Sie uns, was haben Sie dort getan?«
    »Mein Gewissen hat mich geplagt.« Heisenbergs Stimme klang brüchig und niedergeschlagen. »Ich wollte fragen –«
    »Fragen? Ohne Zweifel wollten Sie ihm alles über unser Programm sagen, damit er es den Amerikanern weitergeben konnte! Wir wissen, dass Sie Ihre eigenen Experimente fälschen, den Fortschritt an unserem Nuklearprogramm stören, dass Sie versuchen, es so einzurichten, dass wir den Krieg verlieren.«
    »Das ist nicht –«
    Major Stadt schlug mit irgendetwas hart auf die Schreibtischplatte, und dann wurde seine Stimme wieder so leise, dass man sie nicht hören konnte.
    Das Verhör ging weiter. Esau wandte sich wieder seinen Zahlenkolonnen zu, den Bemerkungen auf den Laborblättern, konnte sich aber nicht konzentrieren. Er suchte nach wie vor nach Fehlern in Heisenbergs Arbeit. Er hatte solche Angst, dass er nicht einmal aufzustehen wagte, um sich eine Tasse Tee zu holen. Im Augenblick würde sicherlich keiner von Heisenbergs Kollegen in sehr hilfreicher Stimmung sein.
    Stunden später spürte er, wie der Hunger an seinen Eingeweiden nagte. Die anderen Wissenschaftler gingen stumm im Gang auf und ab und zeigten nicht die geringste Lust, miteinander zu reden. Sie hatten den ganzen Tag nicht gearbeitet und die Zeit, wo sie gewöhnlich abends zu ihren Familien zurückkehrten, war schon lange verstrichen. Einige würden ihre Züge versäumen, durften aber das Gelände nicht verlassen, solange Reichsminister Speer ihnen das nicht erlaubte.
    Otto Hahn erschien jetzt an der Tür, er blickte finster, machte aber mit seinen leuchtenden Augen unter den buschigen Augenbrauen und seinem ganzen Auftreten einen gewandten Eindruck. Sein bereits ergrauender Schnurrbart war so kurz gestutzt, dass er wie ein dunkler Schmierer auf seiner Oberlippe erschien. »Entschuldigen Sie, Dr. Esau. Wir würden gerne wissen, ob irgendjemand an Abendessen für uns gedacht hat? Meine Techniker haben den ganzen Tag nichts gegessen.«
    Esau blickte verblüfft zu ihm auf – Otto Hahn war der Entdecker der Kernspaltung im Uranatom gewesen, und jetzt stand er furchtsam vor ihm und bat ihn, Esau, um eine einfache Gefälligkeit.
    »Sie haben hier in den Labors nichts zu essen?« Er hätte gerne selbst etwas zu sich genommen.
    »Nicht bei all dem Uran, das wir hier lagern, Herr Professor. Viele der Substanzen hier sind hochgradig giftig. Wir hielten es für das Beste, jede Nahrungsaufnahme hier im Komplex zu verbieten.«
    Reichsminister Speer und Major Stadt hatten inzwischen die Tür von Heisenbergs Büro geschlossen, um ihr endloses Verhör ungestört fortsetzen zu können. Esau wagte nicht, sie zu unterbrechen, um sie um Erlaubnis zu bitten. Dann wurde ihm

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