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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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bewusst, wie unsinnig das war. Schließlich war er der Generalbevollmächtigte für Kernphysik, oder nicht? Hatte er nicht die Vollmacht, solche Entscheidungen zu treffen? War nicht er derjenige gewesen, der auf Heisenbergs Intentionen hingewiesen hatte?
    »Rufen Sie ein paar Ihrer Mitarbeiter im Flur zusammen«, erklärte er. »Ich werde einen davon auswählen, und dann kann der Mann in die Institutskantine gehen und für uns alle zu essen holen.« Otto Hahn wirkte erleichtert und nickte, als er sich rückwärts zur Tür hinaus entfernte. Esau hatte gerade dokumentiert, dass er durchaus vernünftig sein konnte. Das war gut, schließlich würden diese Leute mit ihm zusammenarbeiten müssen.
    Stunden später, als er mit geröteten Augen immer noch an seinem Schreibtisch saß und abgestandenen Tee trank, hörte er, wie Heisenbergs Tür geöffnet wurde, und richtete sich auf. Ein Stapel Laborakten lag rechts von Esau; einige weitere, die vor ihm verteilt waren, mussten noch überprüft werden. Vor ihm lag ein Blatt seines neuen Briefpapiers, auf dem Esau eine Liste der Fehler angefertigt hatte, die er gefunden hatte. Unten auf dem Blatt hatte sein Füllfederhalter ein paar Tintenkleckse hinterlassen und dokumentierte damit, dass er zu dem Zeitpunkt, als er das geschrieben hatte, angefangen hatte, müde zu werden.
    Major Stadt kam heraus. Seine schwarze SS-Uniform sah nach dem stundenlangen Verhör immer noch wie frisch gebügelt aus. »Professor Esau«, sagte er, »sind Sie fertig? Was haben Sie zu berichten? Haben Sie eine größere Zahl von Fehlern gefunden?«
    Esau stand auf und riss das oberste Blatt von der Schreibunterlage. »Ja, Herr Major. Hier ist eine Liste von Ungereimtheiten, die ich gefunden habe. Ob es sich dabei um absichtliche Fehler oder einfache Nachlässigkeit handelt, kann ich nicht sagen.«
    Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Augen trüb geworden sind, weil ich die Akten so lange angestarrt habe, dachte Esau. Er konnte auch nicht sagen, ob er die Fehler gemacht hatte oder Heisenberg.
    Aber Major Stadt reichte das. Ein sparsames Lächeln huschte über sein Gesicht. Reichsminister Speer kam neben Heisenberg aus dessen Büro. Der große Physiker wirkte verwirrt und niedergeschlagen. Als er stolperte, machte Speer keine Anstalten, ihn zu stützen.
    Heisenberg spreizte die Finger vor Esau und wischte seine belastenden Laborunterlagen beiseite. Esau konnte den säuerlichen Schweiß des Mannes riechen, sah, wie zerknittert seine Kleidung jetzt war.
    Major Stadt griff nach einem Lineal auf den Schreibtisch und schlug damit auf die Tischplatte und dann auf den Türstock. Er hob die Stimme, sodass man sie überall im Korridor hören konnte. Speer zuckte von dem Lärm zusammen.
    »Achtung! Achtung!«, rief Major Stadt. Die zwei Motorradfahrer tauchten wieder auf, auch sie mit rotgeränderten Augen und sichtlich beunruhigt. Die anderen Wissenschaftler, von denen keiner hatte schlafen können, tauchten aus ihren Zimmern auf, Carl Friedrich von Weizsäcker neben Otto Hahn und Karl Wirtz. Sie blickten starr zu Boden; die anderen Laborassistenten waren bemüht, nicht auf sich aufmerksam zu machen.
    »Wir versammeln uns im Hof. Heute Abend gibt es hier Wichtiges zu erledigen, und ich bin überzeugt, dass Sie alle so schnell wie möglich wieder an Ihre Forschungsarbeiten zurückkehren möchten. Sie haben den ganzen Tag nichts getan.«
    Die Wissenschaftler gingen an ihre Schränke, um ihre Mäntel zu holen und schlossen dann ihre Büros ab. Major Stadt packte Heisenberg am linken Arm und bugsierte ihn zur Tür. Esau trank seinen kalten Tee aus.
    Reichsminister Speer blieb neben ihm stehen. »Hier muss sich einiges ändern, Professor Esau. Ich weise Sie hiermit an, die gesamte deutsche Kernforschung auf diesen einen Ort zu konzentrieren. Die Konkurrenz zwischen den einzelnen Gruppen muss sofort ein Ende haben. Schluss mit dem Streit um zu knappe Ressourcen. Ich möchte, dass alle hier sind, dass alle arbeiten, und dass alle sich gegenseitig unterstützen. Sie werden sie unmittelbar überwachen und werden selbst auch hier Ihr Büro beziehen.« Speer sah sich in der primitiven Baracke um. Er runzelte angewidert die Stirn, äußerste sich aber nicht dazu.
    Esau verspürte eine Aufwallung von Triumph. Das war die ganze Zeit sein Ziel gewesen. Jetzt konnte er etwas bewirken. Jetzt verfügte er über die Vollmacht, um die Nuklearforschung in großen Schritten voranzutreiben. Vielleicht würden sie sogar die

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