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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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nicht den Mut gehabt, Oppenheimer anzusprechen.
    Sie runzelte die Stirn und ging weiter zum Gemeinschaftsbau, wo die Wissenschaftler sich gewöhnlich am Montagmorgen zu Kolloquien trafen. Das war eine Tradition, die Oppenheimer begründet hatte, um damit sicherzustellen, dass innerhalb des Projekts ein Ideenaustausch stattfand. Aber heute war Mittwoch, und nach ihrer Kenntnis war keine Zusammenkunft angesetzt.
    Als sie näherkam, konnte sie aus der offenen Tür ärgerliche Stimmen hören. Sie wurde langsamer und blieb dann vor dem Barackenbau stehen. Sie hörte Oppenheimers kultivierte Stimme; sie klang, als würde er auf jemanden einreden und ihn zu überzeugen suchen. »… höchstens eine Woche.«
    »Aber es wird doch sicherlich jemand die Zahlen überprüft haben! Dass ein Fehler von drei Größenordnungen sich einschleicht und nicht entdeckt wird, ist doch einfach unvorstellbar! Werden denn nicht sämtliche Berechnungen zweimal gemacht?«
    Oppenheimer, müde: »Um es noch einmal zu wiederholen. Der Vorgang wird geändert. Künftig setzen wir zwei separate Teams ein, um die Ergebnisse der Kalkulationsgruppe zu überprüfen. Der Fehler war, dass wir ein und dieselbe Gruppe für die eigentliche Berechnung und für die Überprüfung eingesetzt haben. Also bitte, wir können wirklich nicht mehr tun. Und unterdessen wird Dr. Tellers Familie Ihre Gebete zu schätzen wissen.« Ein Augenblick des Schweigens schloss sich an.
    »Also gut, wenn dann keine Fragen mehr sind, wollen wir wieder an die Arbeit gehen. Ich werde beim Mittagessen eine Versammlung einberufen, um alle anderen zu informieren. Da er so prominent war, müssen wir vielleicht eine Presseerklärung herausgeben, natürlich nicht mit der Wahrheit. Ich werde mit General Groves darüber sprechen müssen.«
    Elizabeth hörte das Scharren von Stühlen, als die Wissenschaftler sich erhoben. Sie ging weiter und wusste nicht, ob sie weglaufen sollte, als die ersten Männer aus der Baracke kamen. Niemand sprach sie an oder nahm auch nur ihre Anwesenheit zur Kenntnis. Alle ließen die Köpfe hängen.
    Elizabeth sah sich um und entdeckte Graham Fox, der auf sie zukam. Er machte einen bedrückten Eindruck und lächelte auch nicht, als er sie ansah. Elizabeth griff nach seinem Arm. »Graham! Was ist los?«
    »Unfälle gibt es immer. Was haben die sich denn gedacht?« Fox' Augen weiteten sich. »Hat man es Ihnen nicht gesagt?«
    »Was? Mir was gesagt?«
    »Edward Teller.« Fox schüttelte den Kopf. »Einer von den theoretischen Physikern. Vielleicht haben Sie ihn einmal gesehen – er hinkte ein wenig und hatte ungarischen Akzent? Er … er wollte eine der neuen Kanonentechniken erproben, wollte der Erste sein. Er glaubte, er könne die Kinematik verbessern, er hatte sich da eine Theorie zurechtgelegt …«
    »Wovon reden Sie?«
    Fox schüttelte den Kopf. »Auf den Fotos war es deutlich zu sehen. Hervorragende Hochgeschwindigkeitskameras. Er hat ein selbstformendes Fragment geschaffen – so wie ein Geschoss aus einem Raketenwerfer –, nur aus erschöpftem Uran, einem sehr dichten Metall. Das Geschoss durchschlug eine Schutzplatte aus massivem Stahl.«
    Elizabeth brachte zuerst keinen Ton heraus. Tellers Name war ihr ein Begriff – man hatte ihn als den Vater der H-Bombe bezeichnet, er war einer der Gründer des Lawrence-Livermore-Labors und war einer der bedeutendsten Vertreter des Star-Wars-Verteidigungsprogramms und der Röntgenlaser gewesen. Elizabeth hatte sich so ziemlich gegen alle seine Projekte eingesetzt – aber Edward Teller war ein Theoretiker gewesen, keiner, der sich mit praktischen Versuchen beschäftigte.
    »Aber was hat denn ein Theoretiker mit dem Experiment zu schaffen?«, wollte sie wissen.
    »Feynmans Resultate haben ihn gereizt. Die Möglichkeiten sahen besser aus, als er das erwartet hatte. Er hat versucht, das verdammte Ding selbst aufzubauen.«
    Elizabeth trat einen Schritt zurück. »Aber Teller … der sollte doch gar nicht sterben.« Sie erinnerte sich an die Livermore-Demonstrationen im Jahre 1983, sie war damals verhaftet worden. Teller war sehr alt geworden. Sie erinnerte sich noch deutlich, wie sie mit den anderen Demonstranten an dem Zaun vorbeimarschiert war, wohl wissend, dass der alte Teller in seinem Elfenbeinturm in Gebäude 111 saß und schon wieder an neuen Rezepten grübelte, wie man die Welt zerstören kann.
    Es ging doch nicht an, dass er 1943 starb, ehe er sich einen Namen gemacht hatte. Das änderte alles.
    Fox presste die

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