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Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxi Buhl
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kennengelernt, und seitdem treffen wir uns alle paar Monate. Niemals würde ich ihn heiraten, zu viele Kompromisse, wie Sie sagen, und wozu auch? Er verwöhnt mich, wie ich noch nie in meinem Leben verwöhnt worden bin. Aber nur, weil ich ihm nicht gehöre. Dass ich so alt wie seine Mutter bin, stört ihn nicht. Ich sehe viel jünger aus als gleichaltrige Ägypterinnen, die mit dreißig verbraucht sind wie seine Ehefrau. Außerdem muss er mit mir keine Söhne mehr zeugen, er hat schon vier.«
    »Er ist verheiratet?«, entfuhr es mir in einem Aufwallen von Biedersinn, den ich überwunden zu haben glaubte.
    »Natürlich ist er verheiratet, schon sein halbes Leben lang, er ist schließlich Moslem. Allerdings gibt es bei den Ägyptern kaum Liebesheiraten. Für die Liebe oder für den Spaß weicht man auf Konkubinen aus, wenn man es sich leisten kann.«
    »Dann sind Sie seine Konkubine?«, stellte ich irritiert fest. »Sind Sie nicht eifersüchtig auf seine Frau?«
    »Ach wo, junger Mann, mit der möchte ich nicht tauschen«, sagte Renate vergnügt. »Die arme Aisha buckelt sich für ihn und seine vier Blagen krumm, während ich das Sahnehäubchen genieße. Seine zärtliche Aufmerksamkeit und keine Pflichten. Ist das nicht wundervoll?«
    Irgendetwas an diesem Arrangement störte mich. Ein konservativer Impuls gab mir das Gefühl, dass da etwas ganz gewaltig schieflief. Selbstverständlich bin ich für die Gleichberechtigung der Frau. Frauen sollen Karriere machen, verhüten oder abtreiben dürfen. Auch Spaß am Sex sollen sie haben, ich habe mir mit dem Vorspiel immer Mühe gegeben. Aber … hm, was Renate da erzählte, war das nicht eine Art Sextourismus, nur mit vertauschten Rollen?
    »Das ist wundervoll«, bestätigte Selma verzückt. »Wenn man als Frau über genug Geld verfügt, kann man die Gesetze der Attraktion umkehren. Dann funktioniert auch junger Mann mit älterer Frau. Das war schon immer so. Katharina die Große ließ sich von ihren hübschen Stallknechten beglücken, und der Prophet Mohammed heiratete eine reiche Geschäftsfrau, die einiges älter war als er.«
    »Und Sie, junger Mann?« Renate wandte sich mir zu. »Sind Sie allein unterwegs?«
    »Ja, zum ersten Mal«, sagte ich und überlegte, wie ich das begründen könnte, ohne den Eindruck zu erwecken, verfügbar oder gar bedürftig zu sein. »Meine Frau hat leider keine Zeit. Aber sie bestand darauf, dass ich mich endlich mal erhole. Ich hätte sie schon lieber dabei.«
    »Na, na, fangen Sie bloß nicht an, Trübsal zu blasen, mein Lieber. Die Welt steht Ihnen offen. Begleiten Sie doch uns beide alten Wachteln in die Altstadt hinein! Da soll es berauschende Bodegas mit Sherry-Degustation geben. Das bringt Sie auf andere Gedanken. Was halten Sie davon, Selma?«
    Selma lächelte verschmitzt. »Das wäre reizend und darüber hinaus eine große Ehre, wenn Sie uns betagte Hennen vor dem Ansturm der spanischen Gockel beschützen würden.«
    »Nur Mut, junger Mann«, sagte Renate und hakte sich bei mir ein, als sie mein Zögern bemerkte. »Wir beißen nicht und lassen Ihnen Ihre Unschuld, keine Sorge. Ihre Frau soll Sie so jungfräulich wiederbekommen, wie sie Sie losgeschickt hat. Versprochen, nicht wahr, Selma?«
    »Ehrenwort«, kam es verschwörerisch zurück, und bevor ich zu Ausflüchten ansetzen konnte, hatten mich die beiden Hexen in ihre Mitte genommen und steuerten entschlossen auf die Türme der Stadt zu.

ZWISCHEN TRESEN UND RELING

    D ie beiden Muttis hatten mich adoptiert, und ich überließ mich willenlos ihrem Regime. So konnte ich zumindest nicht verloren gehen. Sie schleppten mich in eine Bodega mit Sherry-Degustation ab, wo wir den halben Tag lang dieses süße Zeug aus Puppengläsern in uns hineinkippten. Ich gebe zu, mein Favorit ist dieses Damengetränk absolut nicht, auch wenn es fino heißt und trocken sein soll. Und erst die Degustation! Die kleinen Gläschen machten mich ganz verrückt. 10 cl, für einen Deutschen ist das ein Scherz. Eine Zumutung ist das. Kaum hat der Mundschenk eingegossen, muss man ihn schon wieder herbeiwinken. Stress für beide Seiten. Und irgendwie peinlich.
    Nach kurzer Zeit stand eine Latte von zehn dieser Puppengläschen vor mir. Ich kam mir vor wie ein Alkoholiker, dabei hatte ich erst einen Liter intus und war immer noch durstig. Nein, Sherry konnte mir gestohlen bleiben, und ich lechzte bereits dem ersten Schluck eines wunderbar herben Pils entgegen. Als die Muttis mich heil wieder am Schiff abgeliefert

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