Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)

Die Hasen tranken Tinte und aßen Steinkraut. Ts-ts-ts! Die Hasen tranken Tinte und aßen Steinkraut!
    (12)
    Ein gewisser Pantelej trat Iwan mit der Ferse.
    Ein gewisser Iwan schlug Natalja mit einem Rad.
    Eine gewisse Natalja schlug Semjon mit einem Maulkorb.
    Ein gewisser Semjon schlug Selifan mit einer Holzschüssel.
    Ein gewisser Selifan schlug Nikita mit einem Wams.
    Ein gewisser Nikita schlug Roman mit einem Brett.
    Ein gewisser Roman schlug Tatjana mit einem Spaten.
    Eine gewisse Tatjana schlug Jelena mit einem Krug.
    Und eine Prügelei ging los.
    Jelena haute Tatjana mit einem Zaun.
    Tatjana haute Roman mit einer Matratze.
    Roman haute Nikita mit einem Koffer.
    Nikita haute Selifan mit einem Tablett.
    Selifan haute Semjon mit den Händen.
    Semjon spuckte Natalja in die Ohren.
    Natalja biss Iwan in den Finger.
    Iwan trat Pantelej mit der Ferse.
    Oje, dachten wir, da prügeln sich gute Leute.
     
    (13)
    Ein Mädchen sagte: »Quar.«
    Ein anderes Mädchen sagte: »Kräks.«
    Ein drittes Mädchen sagte: »Mruh.«
    Und Jermakow kaute Kohl von unterm Zaun, kaute und kaute.
    Es wurde wohl schon Abend.
    Motjka hatte genug mit Scheiße gespielt und ging zu Bett.
    Es nieselte.
    Die Schweine fraßen Erbsen.
    Ragosin lugte ins Frauen-Dampfbad.
    Senjka saß rittlings auf Manjka.
    Doch Manjka fing an zu dösen.
    Der Himmel wurde dunkel. Die Sterne funkelten.
    Unter dem Fußboden bissen die Ratten eine Maus tot.
    Schlaf, mein Kleiner, hab keine Angst vor törichten Träumen.
    Törichte Träume kommen vom Magen.
     
    (14)
    Rasiert euch Kinnbart und Schnauzer ab!
    Ihr seid doch keine Böcke, dass ihr Kinnbärte tragt!
    Ihr seid keine Kater, dass ihr mit den Barthaaren zittert.
    Ihr seid keine Pilze, dass ihr mit Hut dasteht.
    Ach, ihr Fräuleins!
    Reißt euch die Hütchen herunter!
    Ach, ihr Hübschen!
    Reißt euch die Röckchen vom Leib!
    Na los, Manjka Marussina,
    Setz dich mal auf Petjka Jelabonin,
    Mädels, schneidet euch die Zöpfchen ab.
    Ihr seid keine Zebras, dass ihr mit Schwänzchen rumlauft.
    Pummelige Mädchen,
    Ladet uns ein zum Fest.
     
    (15)
    Führt mich mit verbundenen Augen.
    Ich geh nicht mit verbundenen Augen.
    Nehmt mir die Binde von den Augen, und ich geh allein,
    Haltet mich nicht an den Händen fest.
    Ich will meinen Händen Freiheit geben.
    Auseinander, dumme Gaffer,
    Ich schlag gleich mit den Hacken aus.
    Ich geh auf einem Dielenbrett und schwanke nicht,
    Über den Fenstersims lauf ich und stürze nicht ab.
    Widersprecht mir nicht. Es könnte euch leidtun.
    Eure feigen Augen sind den Göttern zuwider.
    Eure Münder öffnen sich zur Unzeit.
    Eure Nasen kennen keine vibrierenden Gerüche.
    Esst Suppe – das ist eure Beschäftigung.
    Fegt eure Zimmer – das kommt euch zu von jeher.
    Aber nehmt mir die Bandagen und Bauchbinden ab,
    Ich nähre mich von Salz und ihr esst Zucker.
    Ich habe meine Parks und meine Gemüsegärten.
    In meinem Gemüsegarten weidet meine eigene Ziege.
    In meiner Truhe liegt eine Pelzmütze.
    Widersprecht mir nicht, ich bin für mich allein, und ihr seid
    für mich nur ein Viertel Rauch.
     
    8. Januar 1937
     
    (16)
    Heute habe ich nichts geschrieben. Das hat nichts zu sagen
    9. Januar
     
     
    (17)
    Klägliche Laute gab Dmitri von sich.
    Anna heulte, den Kopf ins Kissen gedrückt.
    Manja weinte.
     
    (18)
    »Fedja, he, Fedja!«
    »Was ist?«
    »Ich zeig dir gleich, was ist!«
    (Schweigen)
    »Fedja, he, Fedja!«
    »Was ist denn los?«
    »Ach, du Mistkerl! Du fragst noch, was los ist?«
    »Was wollen Sie denn von mir?«
    »Ja, gibt’s denn so was? Was ich von ihm will! Du Scheißkerl, dir werd ich gleich für solche Reden … Ich semmel dir so eins rein, dass du fliegst, du weißt schon, wohin!«
    »Wohin denn?«
    »In den Topf.«
    (Schweigen)
     
    (19)
    »Fedja, he, Fedja?«
    »Was ist denn, Tante, sind Sie verrückt geworden?«
    »Ach! Ach! Sag noch mal, was du eben gesagt hast!«
    »Nee, mach ich nicht.«
    »Recht so! Spiel dich nicht so auf! Das fehlte noch! So einer!«
     
    23. Februar 1937
     
    (20)
    Ich verschluckte mich an einem Hammelknochen.
    Man hakte mich unter und führte mich weg vom Tisch.
    Ich dachte nach.
    Ein Mäuschen flitzte vorbei.
    Dem Mäuschen hinterher rannte Iwan mit einem langen Stock.
    Zum Fenster heraus guckte eine neugierige alte Frau.
    Iwan zog ihr im Vorbeirennen mit dem Stock eins über.
     
    (21)
    Vom Spazierengehen zurück im Haus,
    Mein Gott!, rief ich auf einmal aus.
    Unterwegs war ich vier Tag!
    Was die Verwandtschaft denken