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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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mich regelmäßig melden, und dass sie mich besuchen kommen will. Don und Giulia wollen mich auch besuchen.«
    Ich stutzte. Don lächelte.
    »Giulia und ich gehen nach Berlin«, sagte er.
    »Zu Fürst ...« Ich brach den Satz ab.
    Alle verließen sie das sinkende Schiff. Wer wollte es ihnen verübeln? Ich war ja auch drauf und dran abzuhauen.
    »Ich kann bei ihm eine Lehre zum Bürokaufmann machen«, sagte Don.
    »Mit deinem Abitur könntest du was Sinnvolleres anstellen.«
    »Du redest wie mein Alter. Bei Fürst lerne ich das Veranstalterbusiness von der Pike auf. Berlin, Mann, da wird einfach was geboten, da geht es ab. Fürst checkt gerade eine Wohnung für uns aus. Wir fahren nächstes Wochenende hin.«
    Wenn Don das Zeugs zum Kleinstadtimpresario hatte, warum nicht auch für die Metropole? Er und Giulia sahen zufrieden aus. Sie hatten die Zukunft im Blick.
    Karen nahm die Beine von der Bank und brachte ihre Haare in Ordnung. Als sie richtig saßen, schaute sie mich an.
    »Ich wurde zur Aufnahmeprüfung eingeladen,« sagte ich.
    Karens Augen hellten sich auf. »Gratuliere, das ist toll.«
    »Was für eine Prüfung?«, wollte Don wissen.
    »Die für die Journalistenschule in München«, antwortete ich lapidar.
    »Du also auch«, stellte Giulia fest.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn alle weg sind, was soll ich hier?«
    Es entstand eine Pause.
    Karen sprach aus, was ich dachte. »Werden wir uns wiedersehen?«
    »Ja,«, sagte ich.
    »Versprochen?«
    »Indianerehrenwort.«
    Sie beugte sich zu mir rüber. Wir umarmten uns.
    Dann gab sie mir einen Kuss. Auf die Wange.
    Plötzlich stand Gero am Tisch. »Unten im Proberaum fetzen sie sich gerade mächtig. Mark baut das Schlagzeug ab.«
    *
    »Diese Band hat das Zeug zu etwas ganz Großen. Und du lässt es einfach sausen. Weißt du, was du bist ...?«
    Paul stockte, seine Stimme klang heiser. Mark und er hatten sich angebrüllt, jetzt war er ausgepowert. Er, dem immer wieder neue Flüche einfielen, fand auf einmal keine Worte mehr. Seine Stirn lag in Falten, die Nase zitterte, der Mund lächelte schief.
    »Du bist ein Verräter!« Skip sprach aus, was alle dachten.
    Mark schien die ganze Aufregung überhaupt nicht zu interessieren. In aller Ruhe schraubte er die Toms ab, packte die Becken ein.
    Gero verzog sich aufs Sofa und verfolgte die Diskussion aus der Distanz. Auf dem Weg nach unten hatte er mir gesagt, dass er die Faxen dicke habe. Genau so hatte er sich ausgedrückt. Mark und seine Eskapaden ständen ihm bis obenhin.
    Sollte der doch nach Berlin gehen, Skip und Paul und er würden irgendwie weitermachen. Wäre ja noch schöner – sich von Mark und seinen Arschlochideen unterkriegen zu lassen. Sein Redeschwall endete erst, als wir vor der großen eisernen Tür zum Proberaum standen. Als ich die Hand auf den Griff legte, hielt er mich fest.
    »Konnte Andi wirklich nicht schwimmen?«, fragte er. Ich nickte.
    Mark schaute kurz auf, als wir eintraten.
    »War es das?«, fragte ich.
    Keine Antwort. Er schraubte weiter das Schlagzeug auseinander.
    »Was ist mit deinem Traum?«, hakte ich nach.
    »Du kennst meinen Traum«, brummte er.
    »Reich, berühmt und sexy werden.«
    »Endlich kapierst du es.«
    »Diese Band war am Anfang nur ein Haufen kleiner Anfänger. Doch dann haben sie sich entwickelt. Man kann auch von der Provinz aus berühmt werden.«
    »Das musst gerade du sagen.«
    Ein Anflug von Unsicherheit überkam mich. »Was soll das jetzt?«
    Sein Grinsen war wie die Maske eines traurigen Clowns im Zirkus. »Wie ich gehörte habe, gehst du nach München. Warum bleibst du nicht hier und machst ein Volontariat beim Lokalblatt?«
    Es traf mich wie ein Faustschlag. Doch ich hätte damit rechnen müssen. Dass er es irgendwann erfährt, die Gerüchteküche im Kaff ging ja weiter, trotz der Trauer über Andis Verschwinden. Ich war keinen Deut besser, so sah er es. Und damit hatte er verdammt recht.
    Er redete weiter. »Manchmal muss man was riskieren. Das ist wie bei Jimi Hendrix. Der musste nach England gehen, um als Rockstar in seine Heimat zurückzukehren. Doch dazu sind diese Hosenscheißer hier nicht bereit. Die haben keine Eier.«
    Er legte mir die Hand auf die Schulter, als seien wir Verbündete.
    »Du willst doch auch etwas anderes sehen als unser Kaff, sonst würdest du das mit der Journalistenschule ja nicht machen. Was ist also falsch daran, wenn ich nach Berlin gehe?«
    Ja, was sollte falsch daran sein? Trotzdem schüttelte ich seine Hand auf meiner Schulter

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