Trips & Träume
vom Sperrmüll oder auf dem Flohmarkt. Da gibt es Hinterhofrumpelkammern, da kannst du dir für wenig Geld alles für eine Wohnung billig zusammenkaufen. Eine Matratze lässt sich immer auftreiben.«
»Und was ist mit Marks Schlagzeug, worauf will er denn spielen? Hat er das mitgenommen?«, fragte ich.
»Wir wollen versuchen, das im Auto nach Berlin zu transportieren. Das kann schwierig werden, weil man nie weiß, ob die dich an der Grenze damit passieren lassen. Wir haben vor, die Jungs vom Hausboot zu fragen, ob sie nicht mit dem VW-Bus ein paar Sachen von Giulia und mir transportieren können.«
»Dann hat es also geklappt mit deinem Job?«
Don zog einen dicken Briefumschlag aus seinem Schulsprecher-Jackett.
»Da, lies selbst.«
Ausbildungsvertrag stand da. Mit der Unterschrift von Fürst. Don hatte es also geschafft, und der Plattenboss hatte sein Wort gehalten.
Das war das letzte Mal, dass Don und ich miteinander redeten. Es war ein Gespräch zwischen Tür und Angel, auf den Stufen zur Bäckerei Steinmetz, an einem Samstag, eine Woche nach Karens Abreise.
Ende Oktober war Duane Allman, der Gitarrist der Allman Brothers, bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Er wurde noch nicht einmal fünfundzwanzig Jahre alt. Kief, mittlerweile erfahren in Trauerfeiern und wie man damit Kohle machte, gab wieder mal eine Abschiedsparty.
Es wurde die letzte große Sause im Rats.
Ich saß am Tresen und drehte mir eine Kippe, als es passierte.
Auf der Tanzfläche gaben Rössel und einige andere, darunter auch Erwin, der sich so etwas sonst nie traute, gerade zum Gitarrensolo in »Whipping Post« ein formidables Luftgitarren-Posing zum Besten, als die Musik abbrach. Jemand packte Erwin und drückte ihn zu Boden.
Am nächsten Tag stand alles haarklein in der Zeitung.
Die Kleinstadt-Cops legten eine generalstabsmäßige Razzia hin. Zwei Bullis und eine grüne Minna fuhren vor und spuckten acht Beamte aus. Zwei sicherten den Eingang, zwei die Hintertür, und der Rest stürmte mit Anführer vorneweg ins Rats und nahm den Schuppen hops.
Toni kapierte sofort, dass sie es auch auf ihn abgesehen hatten. Er sprang über Tische, schlug sich den Weg frei bis zur Toilette, wo es über einen Seitenausgang hinaus auf die kleine Gasse ging. Dort wartete bereits ein Empfangskomitee. Toni hatte keine Chance, es machte Klick! und Handschellen schlossen sich um seine Handgelenke.
Fetzer machte sich aus der ganzen Sache einen Riesenspaß und verteilte Kopfnüsse an die Bullen. Nur zu dritt konnten sie ihn bändigen. Alle anderen, mich eingeschlossen, mussten eine Körper- und Ausweiskontrolle über sich ergehen lassen.
Ergebnis der Aktion: vier Festnahmen. Toni, Erwin, Fetzer und Kief.
Bei Toni wurden dreihundert Gramm Schwarzer Afghane gefunden, fein abgepackt in Stanniolpapier eingewickelte Törn-Piece à zehn Gramm. Bei Erwin fanden Anführer & Co. dreißig Trips und zwanzig andere Pillen, darunter Captagon, Rosimon-Neu und ein bisschen Speed.
Schirmer brachte es groß auf der ersten Lokalseite. So was ließ er sich natürlich nicht entgehen, wann hat man schon mal so eine Story in einer Kleinstadt zu bieten?
Polizei gelingt Schlag gegen Dealer-Ring lautete die Schlagzeile.
Dealer-Ring! Toni und Erwin waren verpfiffen worden.
Sie hatten das Ding zu viert durchgezogen. Toni, Erwin, Kief und ein Typ, den ich nicht kannte und der auf den Namen Pipsi hörte. Er war ein alter Kumpel von Toni und verfügte über einschlägige Kontakte.
Toni und Erwin fuhren ins Frankfurter Zoom. Dort trafen sie Pipsi, der als Einheimischer die Szene kannte und alles einfädelte. Der Einkauf ging problemlos über die Bühne. Als Dankeschön für die Vermittlung gaben sie Pipsi großzügig ein Fünfzig-Gramm-Piece.
Toni und Erwin brachten das Dope sicher nach Hause, es wurde brav aufgeteilt, jeder bekam den Anteil, der ihm gemäß seines finanziellen Einsatzes zustand. Kief soll mit einem größeren Betrag die Einkaufstour erst möglich gemacht haben.
So unvorsichtig, wie er sich verhielt, schien Pipsi nicht viel Grips zu besitzen.
Er fuhr die Käffer rund um Frankfurt ab und pries das Dope an. Vor einer Disco in Dietzenbach versuchte er sein Piece an zwei Typen zu vertickern, die sich als Polizisten in Zivil herausstellten. Sie setzten ihn mächtig unter Druck. Pipsi war vorbestraft wegen Autoknackerei und diverser Diebstähle. Natürlich plauderte er.
Ein Anruf genügte, und Anführer hatte endlich, was er wollte. Den Coup, der ihn auf der
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