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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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die trotz der fortgeschrittenen Stunde von dem Krach und ihrer Neugier aus den Betten getrieben worden waren. Sie redeten wild durcheinander. Ein älterer Mann, dem die Streifen des Kissens, auf dem er vor wenigen Minuten noch geruht hatte, quer übers Gesicht liefen, machte sich zum Wortführer. »Ab in die Ostzone mit denen. Dieses Gesindel! Beim Adolf hätte es diese Gammler nicht gegeben!«, rief er.
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. »Herr Wachtmeister, was liegt denn an? Wir haben nichts verbrochen.«
    »Nächtliche Ruhestörung, Erregung öffentlichen Ärgernisses, und wenn du nicht die Klappe hältst, hänge ich euch noch Beamtenbeleidigung an. Reicht das nicht? Also, mir reicht das, um euch einzubuchten. Und wer weiß, vielleicht findet sich noch was anderes«, fauchte Anführer.
    Er schob seine Nase direkt vor mein Gesicht. Er hatte definitiv Mundgeruch.
    *
    Während die zwei Jungbullen weiterhin den Eingang sicherten, scheuchten Anführer und der vierte Polizist die Freaks aus ihren Löchern.
    Wir mussten im Flur antreten und unsere Ausweise vorzeigen.
    Fetzer tauchte aus irgendeiner Ecke auf, er sah verknittert aus, hatte wahrscheinlich schon geschlafen. Er stellte sich zu Moses und Moni, Mark, Andi und mir.
    Sonny und Elli hatten auf dem Maharadschalager ausgiebig gefummelt und geknutscht. Außerdem bemühten sie sich mit Hingabe, die sexuelle Revolution von der Theorie in die Praxis umzusetzen. Sonny steckte tief in Elli drin und war kurz vor dem Höhepunkt, als Anführer ihn am Genick packte.
    »Ich will mal für dich hoffen, dass die junge Dame volljährig ist, sonst krieg ich dich dran, das schwör ich dir!«, frohlockte Anführer.
    Dann begannen sie das Müsli auseinanderzunehmen. Jede Matratze wurde umgedreht. Sie suchten in allen Löchern und fanden nichts. Bloß das Bier im Kühlschrank. Dann sollten wir Hosen und Strümpfe ausziehen. Wieder Fehlanzeige. Schließlich mussten sie einsehen, dass nichts zu holen war. Toni und Erwin waren lange vor ihrem Eintreffen verduftet, der Shit war aufgeraucht und alle Pillen geschluckt.
    Elli und Moni durften gehen, nachdem ihre Ausweise kontrolliert worden waren. Sonny und Moses stritten sich mit Anführer.
    Sonny: »Nächtliche Ruhestörung, dafür gibt gar keine Zeugen!«
    Moses: »Wir haben einen rechtmäßigen Vertrag für die Wohnung.«
    Anführer hatte endgültig die Nase voll. »Ruhe jetzt! Ihr kommt alle mit auf die Wache!«
    Protestieren war zwecklos. Über Funk forderte Anführer einen weiteren Wagen an. In Handschellen steckten sie uns, stolz darauf, eine Haschbude auseinandergenommen zu haben, in die grünen Minnas. Andi, Mark und mich in die eine, Sonny, Moses und Fetzer in die andere.
    Es war sechs Uhr morgens, als wir in eine Gemeinschaftszelle verfrachtet wurden. Der Trip war gänzlich abgeklungen. Ich versuchte zu schlafen, was mir aber nicht gelang. Auf einer Bank dämmerte ich vor mich hin. Sonny, Fetzer und Moses lagen ausgestreckt am anderen Ende der Bank. Sie schienen zu pennen, Mark und Andi hockten auf dem Boden und tuschelten.
    »Wenn mein Alter das rauskriegt«, flüsterte Mark.
    »Sie haben keine Fingerabdrücke genommen, sie haben kein Dope gefunden, sie haben nichts gegen uns in der Hand«, sagte Andi.
    Dann waren auch sie still. Die nächsten zwei Stunden herrschte Ruhe. Jeder von uns hing dösend seinen eigenen Gedanken nach. Nur Fetzer schnarchte ungeniert.
    Das war also mein erster Trip, meine erste Orgie und meine erste und hoffentlich letzte Bekanntschaft mit einer Zelle. In Easy Rider war Jack Nicholson erschlagen worden, Dennis Hopper und Peter Fonda wurden schließlich abgeknallt. Im Vergleich dazu hatten wir noch ganz schön Glück gehabt. Das System versuchte, uns einzuschüchtern. Ich schwor, mich davon nicht beeindrucken zu lassen.
    Kurz nach acht ließen sie uns laufen. Anführer grinste, als er jedem von uns wortlos den Ausweis zurückgab. Er hatte sein Ziel erreicht. Unsere kleine FreakKorona war von der kleinstädtischen Staatsmacht in ihre Schranken verwiesen worden.
    Als ich ins Freie trat, blendete mich das Tageslicht. »Leute, was nun?«
    »Schlafen«, sagte Mark. Sonny, Moses, Fetzer und Andi nickten. Dann marschierten sie los. Jeder in seine eigene Richtung.

sechs Lasst uns auf die Reise gehn
    Jede einzelne Zelle meines Körpers schrie nach Erholung.
    Ich hatte die Ausschweifungen des Müsli-Abenteuers unterschätzt. Das LSD und der Schlafentzug hatten mich geschafft. Es war wunderbar still, als ich

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