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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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an sprach er nie wieder ein Wort mit mir, an diesem Abend und auch in den Wochen danach nicht. Später erfuhr ich, er habe von der Musik die Nase voll. Inri lösten sich noch während des Festivals auf.
    Achter, der Schlagzeuger, tat sich mit Rütz, dem Edelfreak, zusammen. Eine Art psychedelisches Duo. Rütz am Synthesizer und E-Piano, Achter an den Congas und anderen Perkussionsinstrumenten. Sie nannten sich D.G.B. – Der Gelöschte Blitz. Sehr verkifft und flippig, irgendwo zwischen Gong und Popol Vuh. Sie traten nie live auf, sie machten das nur für sich, auf Rütz’ Bude. Das erzählte man sich in der Szene. Sie nahmen ihre Sachen auf einem alten Tonband auf und spielten es nur im engen Freundeskreis vor, zu dem ich nicht gehörte. Aber das war lange nach dem Festival.
    Lange nach jener Reise, die die Korona lieber hätte bleiben lassen sollen.
    *
    Stiebel Eltron ernteten für ihren Auftritt reichlich Applaus.
    Es gab sogar vereinzelte »Zugabe«-Rufe. Damit waren wohl auch die Feuerwehr-Elfen gemeint. Doch die waren mittlerweile abgetaucht.
    Toni meinte, die hingen irgendwo kotzend über einer Kloschüssel. »Vielleicht habe ich doch etwas zu viel ins Bier gebröselt«, gab er zu.
    Ich kontaktierte Fetzer übers Walkie-Talkie. Anführer sitze im Streifenwagen auf dem Parkplatz, berichtete er belustigt, und beobachte mit mürrischem Gesicht das Treiben vor der Tür, in der Hoffnung, sich dort jemanden schnappen zu können. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er den Auftritt der Feuerwehr mitbekommen hätte. Ich hoffte nur, die Freaks waren so schlau, alle Drogen in Schuhen und Unterhosen verschwinden zu lassen. Oder dass sie sich alles auf einmal reinpfiffen.
    In der Umbaupause drehte ich eine Runde durch das Zelt. Ich wollte die Atmosphäre spüren. Nach dem Schlag auf die Schläfe würde mich das auf andere Gedanken bringen. Außerdem war ich neugierig darauf, wie es Miti ging. Ich blieb erst einmal bei Billy hängen.
    »Sag mal, was war mit Inri los, die waren ja völlig von der Rolle«, fragte er. Ich berichtete von Fränki. Er schüttelte den Kopf.
    Übers Walkie-Talkie gab er Anweisungen. »Rössel, wenn du mit dem Stimmen von den Gitarren fertig bist, schick mal Sonny rauf, um den Mikro-Check zu machen.« Mit der freien Hand drückte er Knöpfe am Mischpult. Hier war ich überflüssig, der Typ hatte zu tun.
    Es dauerte eine Weile, bis ich auf der linken Seite des Zeltes angekommen war. Ich quetschte mich durch etliche Tischreihen hindurch und sah überall nur entspannte Gesichter.
    Die Geschäfte von Kief schienen gut zu laufen. Er grinste breit, als ich endlich an seinem von Freaks belagerten Plattenstand auftauchte.
    »Tolles Festival, ehrlich, muss ich schon sagen. Aber was ist da drüben los?« Er fuchtelte mit dem Daumen in Richtung von Karens Ecke.
    Ohne zu antworten, ging ich weiter, schob mich an ein paar Leuten vorbei, um schneller vorwärtszukommen. Ich konnte Karen nirgends sehen. Miti auch nicht. Rike hielt allein die Stellung. Sie hatte gerade Ohrringe verkauft, packte diese in ein Tütchen und nahm das Geld, das ihr das Hippiemädchen mit dem Palästinensertuch hinhielt.
    Rike deutete mit dem Kopf zum hinteren Teil des Stands. »Sie sitzen da drin.« Ich erkannte einen Vorhang. Es musste eine Art Umkleide sein. Ich schob das Tuch zu Seite und steckte den Kopf in die Kabine.
    »Was für ein ...«, sagte Miti. Mein plötzliches Erscheinen brachte sie zum Verstummen. Karen saß auf einem Stuhl. Sie sah fürchterlich aus. Rote Wangen, dicke Tränensäcke, verheulte Augen. Den Kopf hatte sie an Mitis Bauch gelehnt, die neben ihr stand und mich hilfesuchend anschaute.
    Hier war irgendeine Scheiße abgelaufen.
    »Ich störe ...«, sagte ich.
    »Bleib hier«, seufzte Karen.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Mark hat Karen eine Szene gemacht. Er hat richtig den Macho-Arsch raushängen gelassen«, blaffte Miti verächtlich.
    Karen schnäuzte in ein Taschentuch. »Ich habe ihm doch diesen Talisman geschenkt. Der soll ihm Glück bringen für den Auftritt. Er hielt meine Hand und sagte kein Wort, irgendwie war es richtig schön. Dann haben wir geknutscht, nur ein bisschen. Irgendwann wollte ich nicht mehr. Und damit ging der Stress dann los.«
    In diesem Moment setzte auf der Bühne die Musik ein. Ja, richtig, ich hatte es beinahe vergessen, Dreamlight waren an der Reihe.
    Pauls scharfe Gitarrenriffs, Marks wuchtiger Rockbeat, Skips wummernder Bass und Geros fetzige Orgel dröhnten zu uns

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