Trips & Träume
dem einwandfreien Zustand dieser Zigarette selbst überzeugen.« Ich hielt die Kippe so, dass der Rauch in seine Richtung zog. Mit einer Handbewegung versuchte er den Qualm zu vertreiben. Es sah eher aus, als verjage er Geister.
»Du willst mich wohl verarschen, oder was? «
Wie wahr.
»Herr Kommissar, ich bitte Sie. Ich habe Ihnen alles gezeigt. Hier werden weder Drogen konsumiert noch verkauft«, sagte Don beschwichtigend, »wir veranstalten ein Musikfestival und keine Haschorgie.«
Anführer runzelte die Stirn. »Ihr haltet mich wohl für komplett bescheuert, was? Ich werde mich weiter genau umsehen.«
Ohne Gruß machte er sich mit großen Schritten davon.
»Wir müssen höllisch aufpassen. Ein Fehler, und wir sind geliefert. Wo befindet sich diese verflixte Shitpfeife?«, fragte Don nervös.
»Alles erledigt, so wie du es wolltest«, antwortete ich.
»Gut, damit ist die Aktion komplett eingestellt«, sagte er erleichtert.
Ich konnte es noch immer nicht glauben. »Warum hat Anführer uns nicht längst schon hopsnehmen lassen, es muss ihm doch was aufgefallen sein, so wie der hier rumschnüffelt.«
»Ich denke mal, dass der Bürgermeister mit der Polizei geredet hat. So auf die Tour, drückt mal ein Auge zu.«
»Das glaubst du doch selbst nicht.«
»Wagner kann eine Razzia nicht gebrauchen. Er hat sich öffentlich für das Festival stark gemacht. Der will gut dastehen, damit er die jungen Wähler für sich gewinnt bei der nächsten Kommunalwahl. Und wir werden ihm auch nicht einen einzigen Grund liefern, sich über uns zu beschweren.«
»Du hast schon voll dieses Politikerspiel drauf«, sagte ich.
Don war wieder ganz der Impresario. »Ich will in der Zeitung lesen, wie toll die Musik war und wie ausgelassen und friedlich die Jugend gefeiert hat. Dann sind alle zufrieden, jeder hat bekommen, was er wollte. Und Anführer muss klein beigeben.«
So gesehen, musste ich ihm recht geben. »Wollen wir hoffen, dass deine Rechnung aufgeht.«
»Ich gehe wieder nach vorne, schau mal bei Fetzer und dem Dicken vorbei. Pass auf, dass hier hinten alles glattläuft«, bestimmte er und wollte sich entmaterialisieren, doch ich hielt ihn am Hemd fest.
»Wo ist eigentlich Giulia?«, fragte ich. »Ich habe sie seit der Besprechung im Müsli nicht mehr gesehen.«
»Sie ist weg.«
»Wie ...?«
»Giulia ist heute Morgen zurück nach Italien gefahren. Ich habe sie noch zum Bahnhof gebracht.«
Wie konnte das sein? Giulia nicht mehr da, das durfte nicht wahr sein, sie gehörte doch mit dazu.
»Ich glaube, ich habe Mist gebaut«, sagte Don jetzt. Und als hätte jemand einen Knopf gedrückt oder einen Hahn aufgedreht, füllten sich seine Augen mit Tränen.
Mit allem hätte ich gerechnet, nur damit nicht. Don, der Macher und Festivalorganisator, kam auf die Gefühlsschiene.
Ich war verunsichert.
Der heulte doch nicht einfach, der zog eine Show ab. Oder etwa nicht?
»Habe ich was verpasst?« Was Besseres fiel mir nicht ein.
Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht.
»Los, raus mit der Sprache, was ist passiert?«
»Giulia ist schwanger.«
»Habt ihr denn nicht verhütet?«
Don atmete tief durch. »Giulia nimmt die Pille nicht. Noch nicht. Sie sagt, es sei zu früh. Sie will ihren Körper nicht mit Chemie vollstopfen. Ich habe Kondome benutzt, wir haben auch mal ein Ovulum, so ein Schaumzeugs, ausprobiert, dann haben wir es aber auch ohne alles gemacht.«
»Interruptus, das ist ein Spiel mit dem Feuer! Und nun?«
»Wir haben uns gestritten. Ich glaube, sie will das Kind. Aber so eindeutig hat sie es nicht gesagt.«
»Was spricht dagegen?«
»Wogegen?«
»Gegen ein Kind.«
»Wovon sollen wir leben? Ich habe ihr gesagt, erst einmal das Festival, dann würden wir weitersehen. Da wurde sie sauer. Eine Abtreibung käme nicht in Frage, das könnte ich vergessen. Jetzt ist sie nach Hause. Sie sagt, sie braucht Abstand, um über alles nachzudenken.«
»Ich wüsste auch nicht, was ich machen sollte, in dieser Situation.«
Er schaute mich dankbar an. »Sie ist die erste Frau, mit der ich geschlafen habe. Woher weiß ich, dass sie die Richtige ist? Woher weiß sie, dass ich der Richtige für sie bin? Das ist alles verwirrend«, antwortete er.
Plötzlich tauchte Toni auf. Seine Tennisbälle hüpften aufgeregt hin und her. Er konnte ein Kichern nicht unterdrücken. »Das müsst ihr euch anschauen. So was habt ihr noch nicht gesehen.«
*
Speed und Alkohol sind eine gefährliche Mischung.
Doch das war uns nicht klar,
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