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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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Mann als Beweis für die Richtigkeit seiner Worte gegeben hatte.
    »Was faselst du da immer von einem Pint?«, unterbrach er ihn nach einer Weile. »Von wem sprichst du überhaupt?«
    »Aber Herr, erinnert Ihr Euch denn nicht mehr? Vor vielen Jahren habt Ihr uns losgeschickt, um nach Eurer Schwester zu suchen, uns und viele andere Späher. Jedem habt Ihr eine Goldmünze gegeben, wie nur Ihr sie austeilen könnt. Und wer zurückkommt und etwas über Eure Schwester in Erfahrung gebracht hat, der dürfe sie behalten, die Münze, und sie würde noch verdoppelt.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Marke unwirsch. »Doch was hat das mit diesem Pint zu tun?«
    »Diese da ist seine Münze.«
    »Und wo ist der, dem ich sie gegeben habe?«
    »Der ist tot.«
    »Wie soll er mir dann von meiner Schwester berichten?«
    »Das tue ich an seiner Stelle.«
    »Und wo ist deine Münze?«
    »Die habe ich getauscht, Herr. Wovon sollte ich denn leben all die Jahre?«
    »Wie viele Jahre?«
    »Herr, das weiß ich nicht mehr. Ich war in Germanien und bei den Römern. Sogar diesen Berg habe ich gesehen, der Feuer speit.«
    »Den Visuvius?«
    »Ich weiß nicht mehr, wie der Berg heißt.«
    Marke wandte sich um. »Schickt mir den Chronisten!«, schrie er in den Raum. Unter den Wachsoldaten entstand Bewegung. Er starrte weiter auf die Münze und murmelte den Namen Blancheflur. Schließlich näherte sich ein älterer Mann. Der König sah nicht zu ihm auf, als er ihn ansprach. »Weißt du noch, wann ich die Späher weggeschickt habe, um nach Blancheflur zu suchen?«
    Der Mann überlegte. »Vor mehr als sechs Jahren, vielleicht sieben«, sagte er zögernd. »Ich könnte in der Chronik nachschauen.«
    »Sechs Jahre?« Marke dehnte die Worte. »War ein Pint unter den Leuten?«
    »O ja. An den Namen erinnere ich mich.«
    »Und ein … - wie nennt man dich?«, wandte er sich an den vor ihm Knienden.
    »Hoggard, mein Herr.«
    »Ein Hoggard?«
    »Pint und Hoggard, Herr, das war das Paar, das Ihr nach Germanien schicktet.«
    »Bekam jeder ein Goldstück?«
    »Jeder. Mit einem Loch und einem Lederband.«
    »Ein solches?« Marke zeigte dem Chronisten die Münze, noch immer ohne ihn anzusehen.
    »Ein eben solches mit Eurem Bild darauf.«
    »Wie viele waren es insgesamt?«
    »Vierzig.«
    »Und wie viele davon sind zurückgekehrt?«
    »Der ist der Erste, den ich sehe.«
    »Und wo sind die anderen?«
    »Keiner weiß es.«
    »Aber wohin wurden sie geschickt?«
    »Nach der normannischen und bretonischen Küste. Einige auch nach Asturien, andere nach Norje, Danmark oder Irland.«
    »Und keiner ist von dort zurückgekehrt?«
    »Bist zum heutigen Tag nicht.«
    »Seit sechs Jahren?«
    »Ja, Herr.«
    »Kann man mit einer Münze so lange überleben?«
    »Sie ist von beträchtlichem Wert.«
    »Wussten wir das schon, als wir sie verteilten?«
    »Euer Ansehen ist seitdem gestiegen.«
    Marke verfiel in Schweigen. Mit einer Handbewegung schickte er den Chronisten weg. Dann wandte er sich wieder Hoggard zu. »Und? Weißt du etwas über meine Schwester?«
    »Sie lebt fort, Herr, sie wird immer leben.«
    »Rede keinen Unsinn!«, fuhr Marke auf.
    »Sie hatte wohl ein Kind zur Welt gebracht.«
    »Wer sagt das?« Marke stieg die Schamröte ins Gesicht. Gleich dachte er an sich und daran, wie unsinnig sein Gedanke war.
    Hoggard wagte es nicht aufzublicken, aber er erkannte an der Stimme seines Herrn, dass die Situation gefährlich für ihn wurde. Deshalb atmete er einmal tief und sagte dann: »Mein Freund Pint will davon gehört haben.«
    »Dein Freund Pint?!« Nun brach Marke in übertriebenes Gelächter aus, das in ein krächzendes Husten überging. »Ich denke«, stieß er hervor, »der ist tot?«
    »Aber er hat es mir gesagt, bevor er starb.« Hoggard versuchte, so überzeugend wie nur möglich zu klingen. Er klammerte sich an jedes seiner Worte und glaubte schon selbst an das, was er da erzählte. »Daher meinte ich ja«, fügte er hinzu, »sie wird in ihrem Sohn weiterleben.«
    »Ein Sohn?«
    »Er reist zusammen mit einem Mönch durch die Welt.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Ein Malja.«
    »Ein Kind? Einmal hast du ein Kind gesehen? Bist du von Sinnen? Willst du mich, deinen König, zum cruche machen. Erzählst du mir hier masonges, damit die Leute über mich lachen?«
    »Nichts, Herr.« Dass er die fremden Wörter nicht verstanden hatte, wollte Hoggard sagen.
    »Und wie heißt er?«
    »Er heißt…« Hoggard schaute fassungslos vor sich auf den Boden. Er sah ein Loch in

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