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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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seiner Familie und seinen Rittern. Er kommt nur zu den Turnieren. Aber ich habe mit einem Hauptmann gesprochen, und der heißt Euch willkommen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Er hat uns einen freien Platz auf der Wiese zugewiesen, dort können wir unsere Zelte aufstellen. Er will dafür drei Silberlinge. - Die hatte ich natürlich nicht. Das ist der Eintritt in das Turnier, so hat er gesagt.«
    »Ich, ein König, soll dafür bezahlen, dass ich kämpfen darf?« Riwalin war fassungslos. Eine Weile haderte er noch mit sich, dann wurde er sich bewusst, dass er sich den Regeln beugen musste. Er befahl, die Pferde wieder zu beladen, und brach auf zu der Wiese, von der Bodan berichtet hatte.
     
    Die erste Nacht ~30~ Die Maxime
     
    Es wurde schon dunkel, als sie die Wiese erreichten. Vor den Zelten flackerten Fackeln und Feuer, und Lichter in den Zelten warfen die Schatten von Rittern gegen die Planen. Manche schienen ihre Schwerter zu schärfen, andere ordneten ihre Lanzen. Stimmen in verschiedenen Sprachen waren zu hören, und vor der auf dem Hügel thronenden Burg waren ebenfalls Feuer angezündet, die mächtige weiße Mauern beleuchteten.
    Riwalin beobachtete still, wie seine Leute die beiden Zelte aufbauten, die Pferde versorgten, Liegen aufstellten und die Truhen verstauten. Es war dunkel um ihn, denn an Fackeln und Lampen hatten weder er noch Rual gedacht.
    »Bodan«, rief er leise und holte so den Knappen zu sich, »du weißt, was du morgen zu tun hast?«
    »Morgen beginnt das Turnier - aber Ihr seid schon angemeldet.«
    »Das meine ich nicht. Du wirst morgen Fackeln besorgen und für ein wunderbar großes Feuer vor meinem Zelt sorgen. Kümmere dich auch um ein Lamm, das wir am Abend darüber braten können, und um ausreichend Bier oder Wein, je nachdem, was man hier bevorzugt. Geh zu den Bauern und kauf ihnen das Beste ab. Ganz gleich, was sie für einen Preis dafür verlangen. Hast du verstanden?«
    Bodan nickte und schlich davon. Riwalin hatte ihn nicht angeblickt, als er mit ihm sprach. Seine Augen waren auf die erleuchtete Burg gerichtet, als hätte er dort etwas hinter den Mauern gesehen. Dann warf er sich seinen Umhang aus schwerer Wolle über den Kopf, denn es war kalt geworden.
    Am nächsten Morgen wurde Riwalin von Bodan geweckt. »Herr«, sagte er, »Ihr seid in der dritten Reihe.«
    Riwalin wischte sich die Augen. »Was heißt das?«
    »Noch vor Mittag habt Ihr Euer erstes Turnier.«
    »Wer ist mein Gegner?« Jetzt war Riwalin wach.
    »Ein danie, mehr weiß ich auch nicht, ein freier Ritter.«
    »Ein Däne?« Riwalin dehnte das Wort, als er es voller Verachtung aussprach.
    »Das hat mir der Turniermeister gesagt.«
    »Und wie weiß ich, wann ich an der Reihe bin?«
    »Ihr werdet abgeholt. - Kommt Ihr allein zurecht?«
    »Ob ich allein zurechtkomme?« Riwalin sah seinen Knappen an. Es war ein junger Kerl mit einem verschmitzten Gesicht.
    »Ich muss viele Sachen besorgen«, sagte Bodan achselzuckend, »mein Herr hat es mir befohlen.«
    »Ja, ich komme allein zurecht«, sagte daraufhin Riwalin, »aber leg mir meine Rüstung auf die Truhe und sei rechtzeitig zurück. Und vergiss nicht, was ich dir aufgetragen habe. Vielleicht müssen wir meinen Sieg feiern.«
    Bodan klatschte in die Hände und lachte wie ein Kind. »Natürlich einen Sieg«, rief er.
    Auch Riwalin musste lachen, als er ihn davontanzen sah. Er trat aus seinem Zelt, und jetzt sah er die ganze Pracht dieses Turniers vor sich, die Bodan am Abend zuvor angedeutet hatte: Er sah die schönsten Zelte, mit Bändern geschmückt, wehende Fahnen, die aufgenähten Wappen, hinter denen die ausreitenden Ritter in ihren blitzenden Rüstungen plötzlich verschwanden, er sah die weiße Burg wie ein Sinnbild von Güte und Macht, von Erhabenheit und Gerechtigkeit. Es reizte ihn, zum Turnierplatz zu gehen und die dort stattfindenden Kämpfe zu verfolgen. Aber er versagte es sich. Er war ein König, der König eines kleinen Landes, und fremdes Gebiet, so hatte er sich geschworen, betrat er entweder als Gast oder Sieger. Wenn er einmal einen Sohn hätte, träumte er mit offenen Augen vor sich hin, dann würde er ihm diese Maxime ans Herz legen.
    »Ist hier ein König Riwalin aus Parmenien?«
    Riwalin hörte die Stimme und das Schnauben eines Pferdes.
    »Ja, das bin ich!« Er war sofort aufgestanden, sah im Gegenlicht der aufsteigenden Sonne die Silhouette eines Reiters auf tänzelndem Pferd.
    »Ihr seid der Nächste. Macht Euch bereit!«
     
    Die Rüstung ~31~

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