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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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als er spät nachts an die Tür des Schlafsaals pochte. Acht seiner Ritter sollten sich bereitmachen, um Tristan noch bei Sonnenaufgang zu einem der königlichen Schiffe zu bringen. Schnelle Reiter wurden vorausgeschickt, damit der Schiffsführer alles Notwendige veranlassen konnte. Proviant musste beschafft werden und auch ein solides Beiboot. In allem, was Marke anordnete, paarten sich Zweifel und Zuversicht, Hoffnung und Schicksalsglaube. Wie zum Auslaufen des Schiffs die Winde standen, wollte er erst gar nicht wissen. Er musste nur noch jemanden finden, der auf Tristan achtgab während dieser Überfahrt ins Nichts. Es kam ihm niemand anders in den Sinn als Helen, die Frau des Jagdmeisters. Sie hatte eine Zeit lang gute Vorteile gehabt dadurch, dass Tristan sie in seinen Dienst eingestellt hatte. Eine schöne Frau. Er sah ihr Bild vor sich, so wie sie damals vor ihm gestanden hatte, als er - eine wahrhaft schöne Frau, die der Jagdmeister nicht verdient hatte!
    Verwirrt über seine Gedanken, aber im Zwang, umgehend handeln zu müssen, schickte er einen Boten zum Viklandgraben, bei dem die Familie Eardweards in einem Gehöft wohnte.
     
    Der Ritt ~ 214 ~ Das Erschrecken
     
    Das Pochen an der Tür war weniger schlimm. Eardweard ärgerte sich vor allem darüber, mit welchem Ungestüm die Reiter plötzlich in sein Haus eindrangen. Es waren vier Männer, einer größer als der andere, wie ihm schien. Aufgeschreckt durch den Lärm war er in seinem Nachtkleid an die Tür gegangen, hatte gefragt, wer Einlass verlange. Boten des Königs, war die Antwort. Was sie wollten? Die Magd Helen, so die Erwiderung. »Meine Frau? - Sie schläft!«
    »Dann weck sie auf.«
    »Es ist mitten in der Nacht!?«
    »Schwer genug, den Weg zu diesem Schafstall zu finden!«
    »Was wollt ihr von ihr?«
    »Wenn du nicht gleich aufmachst, treten wir die Tür ein.«
    Die Tür eintreten - Eardweard, noch nicht richtig wach, dachte an den möglichen Schaden an seiner Hütte, den er würde reparieren müssen, und rief deshalb: »Nein, nein, wartet!« Doch es war schon zu spät. Die Tür sprang aus den Scharnieren, die Reiter stapften mit schweren Schritten herein.
    Nur wenig später saß Helen auf einem Pferd, das von den Reitern geführt wurde. Keine ihrer Fragen wurde beantwortet. Nur schnell vorwärts musste es gehen, die Reiter peitschten auf die Pferde ein, auch auf jenes, auf dem Helen vornübergebeugt saß. Krampfhaft musste sie sich an der Mähne und an den Schnüren des Sattelzeugs festhalten. Zum Glück schien der Mond, und bald auch begann die Morgendämmerung. Es ging immer bergab in entgegengesetzter Richtung zur Burg, durch Waldstücke hindurch, über Wiesen und über den steinigen Grund eng sich hinabschlängelnder Pfade. Helen verspürte schon bald Schmerzen in den Schenkeln, im Gesäß und in den Schultern, ihre Augen tränten, kühler Wind fauchte ihr um den unbedeckten Kopf und verwirrte ihre langen Haare. »Wohin bringt Ihr mich?«, schrie sie immer wieder zwischen die Befehle und Warnrufe der Reiter. Dann roch sie es - das Meer.
    Nichts anderes konnte so riechen, herb und salzig. Das also war das Ziel. Doch was sollte sie da? Eardweard hatte ihr vom Meer, diesem allesfressenden grünen Ungeheuer berichtet, das nie Ruhe gab. Das will ich niemals sehen, hatte sie darauf gesagt. »Bringt Ihr mich etwa zum Meer?«, schrie sie wieder. Statt einer Antwort knallte eine Peitsche, die wohl den Schenkeln des Pferdes galt, aber auch Helen an der Wade streifte. Vor Schmerz schloss sie die Augen, beugte sich noch tiefer gegen den schweißnassen Hals des Pferdes und blieb in dieser Haltung, bis es plötzlich schnaubend still stand. »Runter vom Pferd!«, wurde sie angeschnauzt, jemand griff ihr unter den Arm und zog an ihr so lange, bis sie die Mähne losließ und zu Boden rutschte. Sie stürzte auf steinigen Grund, riss sich die Knie auf, wurde wieder hochgezerrt und vorwärtsgestoßen. Wie eine Gefangene behandelte man sie, und alles geschah so schnell, dass sie nicht einmal Zeit zum Fluchen fand.
    »Wer ist das?«, vernahm sie eine Stimme, die ihr vertraut vorkam. Sie blickte auf. Ein Mönch kam auf sie zu.
    »Eardweards Helen, Tristans Magd - vor Jahren.« Der Reiter, der sie führte, sprach den Namen nicht richtig aus, er war wohl kein Britannier. Und »vor Jahren« betonte er voller Verachtung.
    »Lass sie los! Warum ist sie hier?« Der Mönch kam näher.
    »Auf Befehl König Markes. Sie soll Euch begleiten. Fürst Tristan will es

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