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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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Flurs verminderte sich der Lärm des Festes, dann kam vor der Tür des Hochzeitsgemachs, das eigens dafür eingerichtet worden war, der Augenblick, in dem Brangaene sich verabschieden sollte. Sie konnte sich noch so lange im Vorraum aufhalten, bis Isolde sich völlig entkleidet hatte. Marke öffnete die Tür zu der dahinterliegenden Kammer und sagte, er wolle drinnen warten und sich selbst seiner Kleider entledigen. Danach würde er, müsste er - entschuldigte er sich -, sein wib abtasten, damit sie nicht ein Beutelchen mit Hühnerblut mit sich führe. Isolde lachte darüber, ebenso Brangaene, und dieses Lachen ging in ein einziges über. Marke verschwand hinter der Tür. Brangaene zog sich in Windeseile ihre Kleider aus und folgte Marke auf nackten Füßen. Währenddessen nahm Isolde Brangaenes Kleider auf und lief dorthin, wo Tristan auf sie wartete. In einer Kammer verbargen sie sich. So war es verabredet gewesen.
    Brangaene schlüpfte, kaum dass sie das Schlafgemach betreten hatte, in das Nachtgewand, das über einem Betstuhl lag, es war aus feinster Seide. Der Stoff umhüllte sie wie ein Spinnweb. Schritt für Schritt ging sie vorwärts, und wann immer ein Öllämpchen in einer Nische flackerte, löschte sie es mit spitzen Fingern aus. Dies so rasch zu machen, ohne dabei allzu schwarze Fingerkuppen zu bekommen, hatte sie bei Isoldes Mutter gelernt. Manchmal, wenn die Königin schwere Gedanken hatte oder der Mond zu hell leuchtete, hatte sie Hunderte solcher Lämpchen auslöschen müssen.
    »Warum machst du das?«, hörte sie Marke rufen. Er hatte sich offensichtlich schon aufs Lager gebettet.
    »Ich will es dunkel haben in der ersten Nacht«, sagte Brangaene leise und mit hoher Stimme. Sie räusperte sich, um den Klang ihrer Stimme zu verändern, lief wieder ein paar Schritte vorwärts und sah Marke auf dem breiten Bett liegen, rechts und links davon standen zwei Lichter.
    Ihr stockte der Atem, als sie den Lampenschein sah. Sie und Isolde waren sich nicht unähnlich, aber Marke würde bei diesem Licht mit einem einzigen Blick erkennen, wen er vor sich hatte. Also konnte Brangaene ihm nur ihren Rücken zudrehen und sich dem Lager rückwärts nähern.
    »Komm, komm!«, rief er, hatte es offensichtlich eilig, wollte es wohl schnell hinter sich bringen, hatte sich vielleicht zuvor selbst stimuliert, um gleich in sie einzudringen. Auch davon wusste Brangaene von Isolde, der Königin, die bisweilen ganz offen darüber gesprochen hatte, wie es Gurmûn mit ihr machte, wenn er in Eile war.
    »Komm jetzt endlich!«, hörte sie wieder Markes ungeduldige Stimme.
    »Ich bin ja schon da.« Sie schüttelte den Kopf, als sie das sagte, damit Marke das offene Haar sah. »Lösch die Lichter!«, bat sie und war erstaunt, als Marke ihrer Bitte sogleich folgte. Nun war es dunkel in dem Raum. Brangaene drehte sich um, schlüpfte unter das Laken und spürte Markes Körper, seine knochigen Beine, sein Geschlecht. So gut sie konnte, drehte sie, als er in sie eindrang, ihren Kopf zur Seite.
    Er griff in ihr Haar, stöhnte und sagte: »Oh, wie du duftest!« Das kam von dem Tropfen Veilchenöl, den ihr Isolde hinter das linke Ohr gerieben hatte, dasselbe Veilchenöl, das in diesem Augenblick in der nicht weit entfernten Kammer auch Isolde hinter ihrem Ohr verrieb. Tristan roch daran und glaubte, in einen Taumel zu verfallen. »Könnte ich doch Marke sein«, flüsterte er und liebkoste Isoldes Hals.
    Da sprang die Tür auf, Brangaene stürmte herein, entledigte sich des Nachtgewands, Isolde, vollends entkleidet, zog es über, Tristan goss langsam einen Eimer voll Wasser in einen Abfluss, alle warteten einen Moment, als hätte sich Brangaene in der Zwischenzeit gewaschen und abgetrocknet. Dann ging Isolde in Markes Gemach, legte sich in dem befleckten Nachthemd neben ihn und reichte ihm eine Phiole mit einer dunklen Flüssigkeit. »Was ist das?«, fragte er.
    »Das ist der Beerenwein, den ich für dich gebraut habe. Erinnerst du dich nicht?« Sie lachte leise in sich hinein. »Dem Brauch nach müsste dein Neffe ihn dir bringen. Doch wie Neffen eben so sind, da gibt es eine, die hat Augen wie aus Glas.«
    »Die Tochter des Grafen Wessely?«
    »Ich weiß nicht, wie sie heißt. Trink jetzt den Trank des Bräutigams.«
    »Mit dem du mich vergiften willst?«
    »Womit denn sonst?«
    Nun merkte Marke, dass sich Isolde über ihn lustig machte. Er roch den Veilchenduft, der von ihr ausströmte, und hielt sich die Phiole unter die Nase, aus der ein

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