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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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würde. Danach war ihm das Fernste, jemals geglaubt zu haben, dass seine Frau und Tristan eine liebende Verbindung miteinander eingegangen sein könnten. Eine Frau, die so um ihren König stritt, konnte nicht noch einem anderen hörig sein.
    Weit nach Mitternacht, nachdem sie so hingebungsvoll zueinander gewesen waren, schlich sich Marke in sein Gemach und hatte nur den einen Wunsch, so lange wie möglich zu schlafen. Dem Knecht, der vor der Tür stand, gab er Anweisung, dass ihn niemand stören dürfe. Zu Mittag aber wolle er den Truchsess sprechen.
    Marjodô bat mit hoffnungsvollen Erwartungen um Einlass beim König. Doch schon in dem Moment, als Marke ihn kaum beachtete, geschweige denn grüßte, wurde ihm deutlich, dass die Stimmung seines Herrn gegen ihn gerichtet war. Marke zögerte nicht lange, seinem Truchsess heftige Vorwürfe zu machen, er habe ihn auf eine falsche Fährte gebracht. »Wie ich dir schon sagte«, begann Marke, »halte ich nichts von Gerüchten. Alles, was ich in der vergangenen Nacht erlebt habe, widerspricht ihnen. Es war …«
    Marjodô ließ Marke nicht aussprechen: »Wie lange dauerte die Nacht?«
    Marke zuckte zurück: »Was geht dich das an?«
    »Weil gegen vier Stunden vor Sonnenaufgang Sir Tristan wieder sein Bett verließ und erst drei Stunden später, also eine Stunde vor der Morgendämmerung, wieder zurückkehrte.«
    »Woher wisst Ihr das alles so genau?« Marke schien verunsichert.
    Marjodô blieb vollkommen ruhig. »Wir haben eine Stundenuhr in unserer Kemenate, die Ihr selbst mir einmal geschenkt habt. Geht Tristan aus dem Zimmer, drehe ich sie um. Er achtet nicht darauf, wenn er zurückkommt, ob die Zeit verronnen ist im Sand. Er wundert sich nicht einmal darüber, dass ich ein Öllämpchen angezündet habe, um die Uhr beobachten zu können. Er fällt ins Bett und schläft. Wo war er wohl in diesen drei Stunden, die ich gemessen habe?«
    »Ich weiß es nicht. Sag’s mir!«
    »Es gibt einen Anbau für Gerätschaften im alten Mönchsgarten. Das Dach und die Mauern sind fest. In einer Nische ist ein Lager eingelassen, wahrscheinlich für den Gärtner. Dort liegen sie beieinander.«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Nur gehört.«
    Marke konnte es, wollte es nicht glauben. Er schickte Marjodô fort und ließ nach Isolde rufen. Sie betrat den Raum, und er war wie immer höchst angetan von ihrer Erscheinung. Er küsste ihre Hände, bedankte sich für die vergangene Nacht und überwand sich, indem er ihr sagte, er hätte sich jetzt doch anders entschieden. »Wenn ich von Tintajol fern bin, möchte ich auch, dass Ritter Tristan nicht hierbleibt. Ich schicke ihn für die sieben Tage meiner Wallfahrt nach …«, er blickte zur Seite, weil ihm kein glaubwürdiger Ort einfiel, dann besann er sich,»… nach Seaford, denn auch der Hafen muss neu befestigt werden. - Du bist doch damit einverstanden, oder?«
    »Sieben Tage, sagst du?« Isolde sprach zögerlich. »Dann lass Wachen vor meiner Tür aufstellen.« Sieben Tage, dachte sie und konnte sich nicht vorstellen, diese lange Zeit ohne Tristan auszuhalten.
    »Ja, sieben Tage, das habe ich gesagt«, antwortete daraufhin Marke ungehalten, denn er hatte in Isoldes Tonfall den Schmerz gespürt, den ihr diese Zeit der Abwesenheit seines Neffen bereiten würde. Marjodô hatte doch recht!
    Isolde verbitterte der schroffe Groll in der Erwiderung ihres Mannes, und sie flüchtete sogleich zu Brangaene.
    »Wie konntest du nur damit nicht einverstanden sein!« Brangasne schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Was sind denn sieben Tage in einem langen gemeinsamen Leben?«
    »Aber ich habe kein gemeinsames Leben, ich habe nur heimliche Nächte, Berührungen auf dem Marktplatz und verstohlene Blicke in der Kirche. Mehr gibt es nicht!« Isolde traten Tränen in die Augen.
    Brangaene beruhigte sie. »Trotzdem hast du einen Fehler begangen. Es war wieder nur eine List von ihm. Seaford soll gar nicht befestigt werden.«
    Die beiden Frauen setzten sich nebeneinander und besprachen sich, wie sie weiter vorgehen sollten.
    Es folgte die nächste Nacht, Isolde lockte ihren Gemahl in ihr Zimmer und erfüllte ihm all seine Wünsche, was ihn anscheinend so zufrieden machte, dass er vorgab, bis zum Morgen bei ihr bleiben zu wollen.
    Isolde bangte daraufhin um einen ruhigen Schlaf und sagte, sie habe ihm für heute doch schon alles gegeben. »Und außerdem«, fügte sie hinzu, »kannst du deinen Neffen ruhig wegschicken nach Seaford, meinetwegen auch nach Scotia! Denn

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